«Was wir wissen dürfen»
Bei drei Ereignissen ging es diese Woche um die gleiche Frage: Welche Informationen dürfen Sie erhalten, liebe «Blick»-Leserinnen und -Leser – und welche nicht?
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Bei drei Ereignissen ging es diese Woche um die gleiche Frage: Welche Informationen dürfen Sie erhalten, liebe «Blick»-Leserinnen und -Leser – und welche nicht?
Selten war ein Gesetz so dysfunktional wie das Leistungsschutzrecht für Presseverleger. Die Bundesregierung weigert sich, das einzugestehen – weil sie es in der ganzen EU einführen will.
Wo hört Radio auf und wo fangen Podcasts an? Der unabhängige Audio-Produzent und langjährige Radiojournalist This Wachter erklärt im Gespräch mit Dominik Landwehr, wie sich die mediale Tonwelt gerade verändert; vieles ist im Fluss. «Ich bin nicht so interessiert, in eine Schublade gesteckt zu werden», sagt Wachter. Anhand eigener Tonbeispiele zeigt er auf, was neu (und doch nicht so neu) ist. Ein typisches Merkmal moderner Podcastproduktion sei es etwa, dass auch hörbar wird, was hinter den Kulissen läuft, also nicht nur die glatte Oberfläche, wie man sie vom Radio gewohnt ist, sondern auch Zwischentöne, die Einblick in die Machart bieten.
Nach der gestellten Ermordung des russischen Journalisten und Autors Arkadi Babtschenko am Dienstag in Kiew, meldete sich der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbands DJV umgehend zu Wort und forderte alle EU-Staaten auf, ernsthaft über einen Boykott der Fussball-WM in Russland nachzudenken. Bei Politikern möge eine solche vorschnelle Forderung noch durchgehen, schreibt Velten Schäfer in der Tageszeitung «Neues Deutschland», «nicht aber bei einem Vertreter der auf sich selbst so stolzen freien Presse – schon gar nicht im viel zitierten Medienkrieg um die Ukraine.» In einem Atemzug zu sagen, «konkret» wisse man nichts, aber irgendwie doch genug für dramatische politische Forderungen, sei das Gegenteil von Journalismus.
Anlässlich der «königlichen Hochzeit» von Harry und Meghan jüngst in Grossbritannien befragte das Schweizer Fernsehen, wie das auch viele andere Medien taten, den Royal-Experten Thomas J. Mace Archer-Mills. Klingender Name, britischer Akzent, pointierte Aussagen – an Glaubwürdigkeit scheint es dem Herrn nicht zu mangeln, zumal er auch der britischen Monarchisten-Vereinigung vorsteht. Nur ist das nicht die ganze Wahrheit, wie das «Wall Street Journal» jetzt enthüllt hat. Der vielgefragte Royal-Experte ist weder Brite, noch heisst er Archer-Mills. Alles Fake. Er heisst Thomas Muscatello und stammt aus Upstate New York in den USA. Zur königlichen Parallel- und Scheinwelt passt ein solcher Fake-Experte eigentlich ganz gut. Ob es aber zu den Aufgaben eines öffentlichen Senders gehört, solchen Figuren eine prominente Plattform zu bieten, darf mit Fug bezweifelt werden.
Die Wochenzeitung Schaffhauser AZ erhält im Zuge einer Recherche zur Anstellung von zwei Staatsanwälten auf offiziellem Wege die Protokolle der kantonsrätlichen Justizkommission, die für die Stellenbesetzung zuständig ist. Die Dokumente sind allerdings massiv eingeschwärzt. «Die Papiere hätte man glatt für einen Katalog für schwarze Farbe halten können», schreibt die AZ. Doch mit einem einfachen Handgriff liessen sich die Schwärzungen entfernen – alles war sichtbar und die Redaktion kennt nun alle Details der Anstellung, die ihnen vorenthalten werden sollten. Der Präsident der Justizkommission, der die geschwärzten Protokolle herausgegeben hat, aber nicht weiss, dass sie sich einfach entschwärzen lassen, reicht Strafanzeige ein wegen der Veröffentlichung «schützenswerter Geheimnisse» – er zeigt sich damit selbst an, was er aber nicht weiss.
Die Boulevardzeitung outete am Mittwoch auf der Frontseite einen prominenten Schweizer, dessen Sohn an den G20-Krawallen in Hamburg beteiligt gewesen sein soll. Nun liegt dem Blatt eine Verfügung des Bezirksgerichts Zürich vor. Die Passagen wurden angepasst.