«DRS 2 ist kein Museum»
Nachdem die Medienwoche über die Neupositionierung von DRS 2 berichtet hatte, rief das die Kulturschaffenden auf den Plan: Der Verband Suisseculture fordert von der SRG, auf den geplanten Umbau des Kultursenders zu verzichten. SRG-Generaldirektor de Weck und SRF-Direktor Matter reagieren verärgert.
Dass DRS 2 bald nicht mehr so klingen wird wie bisher, passt nicht allen. An der Neupositionierung als geliftetes Kulturradio unter der Marke SRF 2 Kultur stören sich insbesondere Kulturschaffende. Nachdem die Medienwoche vor zwei Wochen öffentlich gemacht hatte, dass sich der Sender von seinem bisherigen Konzept verabschiedet, reagierte der Verband Suisseculture umgehend.
«Mit Besorgnis» nehme man Kenntnis von den geplanten Programmanpassungen, schreibt Suisseculture. Von den Verantwortlichen der SRG verlangt die Künstlerlobby auf den «radikalen Umbau von DRS 2 von einem Qualitäts- zu einem Populärradio zu verzichten». DRS 2 sei «eines der wenigen Medien in unserem Land, das bislang eine sorgfältige und anspruchsvolle Kulturberichterstattung bewahrt hat». Und das solle auch so bleiben, weil bereits die Presse die Berichterstattung über Kunst und Kultur «gravierend abgebaut» habe.
Bei SRG-Generaldirektor Roger de Weck und SRF-Direktor Ruedi Matter kam das gar nicht gut an. Die beiden Topkader reagierten einigermassen pikiert und konterten die Abbauvorwürfe scharf. In einem Brief werfen de Weck und Matter Suisseculture vor, «Halbwahrheiten und Ungefähres» zu kolportieren. Und dann folgt die Retourkutsche: «Wer sich aufgrund ungeprüfter Informationen als Qualitätsbewahrer geriert, gefährdet seine Glaubwürdigkeit.» Die Neupositionierung von DRS 2 als SRF 2 Kultur bedeute «weder Sparmassnahme noch Programmabbau». Mit Verweis auf die guten Erfahrungen, die bei Tests mit DRS 2-Hörern gesammelt werden konnten, sehen sich de Weck und Matter zuversichtlich gestimmt. Und als trotzige Absage an konservative Phantasien: «DRS 2 ist kein Museum.»
Dass die Unternehmensspitze die Programmanpassung beim Kultursender positiv bewertet, liegt in der Natur der Sache, schliesslich trägt sie die Verantwortung für das publizistische Angebot der SRG. Doch die Kritik von Suisseculture zielt nicht ganz daneben, wie das die beiden Direktoren klarmachen wollen. «Die Sorgen von Suisseculture sind vielleicht etwas scharf formuliert, aber sicher nicht unbegründet», sagt eine DRS 2-Mitarbeiterin, die ihren Namen hier nicht lesen möchte.
Am deutlichsten wird die unterschiedliche Beurteilung der Massnahmen am Beispiel der Zusammenlegung der Kultur- und Gesellschaftsredaktion. de Weck und Matter sehen darin eine Bedingung für ein Programm mit einem «breiteren Kulturbegriff», Suisseculture erkennt darin einen Leistungsabbau. Diese Befürchtung rührt daher, dass vermehrt an sogenannten Themenkarrieren gearbeitet werden soll; verschiedene Aspekte eines Themas verteilt auf Sendeplätze über den ganzen Tag verteilt. Diesem Setting zum Opfer fallen könnten die klassischen Kulturnachrichten, wie sie heute in DRS2aktuell zu hören sind; eine Sendung, die abgeschafft wird. Für einen DRS 2-Redaktor ist deshalb klar: «Netto kann das sehr wohl einen Abbau an Themenvielfalt bedeuten.»
Die Vorgänge um die Neupositionieren zeigen auch, dass es um die interne Kultur bei DRS 2 nicht zum besten steht. Zwischen Führung und einem Teil der Angestellten herrscht kein volles Vertrauen. Mit den bekannten Konsequenzen, wie dem Gang an die Öffentlichkeit, den man dem Gespräch mit der Leitung offenbar vorzieht. Eine bittere Einsicht für Kulturchefin Nathalie Wappler: «Nicht weniger irritiert mich der Umstand, dass von Einzelnen nicht das offene Wort innerhalb unserer Abteilung gesucht wurde.»
Und wie in solchen Situationen üblich, kriegt auch der Überbringer der Botschaft sein Fett ab: «Geschichten vom Hörensagen zu kolportieren, ohne dabei gewesen zu sein, zeugt nicht von gutem Handwerk.» Nun, es gibt Quellen und Quellen. In diesem Fall war sie so klar und einwandfrei, dass von Kolportage keine Rede sein kann. Die zitierten Aussagen in unserem Artikel hat bis jetzt auch niemand bestritten.
Armando 28. September 2012, 22:20
Bisher war DRS2 leider ein Museum, nur klassische Musik der abgehobenen Art und elitäres Kulturgeschwafel… Ein Superbeispiel, wie es nicht sein soll. Der Umbau ist mehr als gerechtfertigt und schon längst überfällig.
Rolf Hunds 27. Januar 2013, 11:29
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir wohnen hier im Westen Deutschlands und hörten über das Internetradio immer gern Ihren „Apero“ – wohin ist der verschwunden oder gibt es ihn im Zeichen der allgemeinen Verflachung nicht mehr?
Freundliche Grüße aus Deuschlands westlichster Großstadt Aachen
Rolf Hunds