Wie Berner Zeitungen die Stimmung anheizen
Es braucht nicht viel, um fremdenfeindliche Sprüche zu provozieren. Es reicht völlig, wenn Journalisten ihre Arbeit nicht machen.
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Es braucht nicht viel, um fremdenfeindliche Sprüche zu provozieren. Es reicht völlig, wenn Journalisten ihre Arbeit nicht machen.
Von wegen spießig und kleinbürgerlich! Relevanz und Regionalität sind heute Grundanforderungen für Lokaljournalismus. Er ist professioneller, emanzipierter und selbstbewusster geworden.
Anfang Juni hat Flurina Valsecchi die Chefredaktion des «Boten» übernommen. Dass sie keine Einheimische ist, sieht sie als Chance.
Eine ganze Reihe von Lokal- und Regionalzeitungen sind in den letzten Jahren verschwunden oder in Kopfblättern mit einheitlichem Inhalt aufgegangen. Hunderte journalistischer Arbeitsplätze sind dieser Entwicklung zum Opfer gefallen. Der Lokaljournalismus steht aber nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ unter Druck.
Sowohl Tamedia als auch Schweizer Radio SRF setzen online auf die nationale Verwertbarkeit ihrer Regionalberichterstattung. Das hinterlässt Lücken im Lokaljournalismus. Die zu schliessen, ist nicht einfach. Die Tage der beiden unabhängigen Zeitungsredaktionen in der Bundesstadt sind gezählt. Ab April beginnt der finale Fusionsprozess von «Bund» und «Berner Zeitung» BZ. Am Ende, vermutlich bereits im Sommer, Weiterlesen …
Im Kanton Schwyz sind die Leute ihrer Lokalzeitung treu. Der Chefredaktor weiss, warum. Auch darum: «In der Redaktion halten sich Männer und Frauen, jung und alt, akademisch oder nicht akademisch ziemlich genau die Waage. So bleibt die Themenpalette breit, die Ideen versiegen nie.»
Wie die Lokalzeitug «Freier Schweizer» aus Küssnacht durch die Pandemie kommt, erzählt Ko-Redaktionsleiter Fabian Duss: «Es ist halt der Kanton Schwyz. Wir sind das, was die Schweiz gegenüber dem Ausland ist: Wir schauen und warten und warten und schauen.» Und dieser Kanton will der Zeitung die Kurzarbeit nicht mehr verlängern.
Heute müssen wir über Lokaljournalismus reden, das Aschenputtel des Journalismus: Oft gepriesen und doch verachtet – und immer stärker dem Untergang geweiht. Ökonomisch ist der Lokaljournalismus die Hölle, vor allem in der digitalen Medienwelt, die ganz auf Skaleneffekte ausgelegt ist. Dabei ist die föderale Schweiz auf guten Lokal- und Regionaljournalismus angewiesen.