DOSSIER mit 485 Beiträgen

Medienethik

Gibt es zu viele «bad news» in den Schweizer Medien?

Getreu dem Motto «only bad news is good news» fokussieren Zeitungen, Radio, Fernsehen und Online-Medien auf negative Geschichten. Doch wird mit dieser Art von Berichterstattung nicht bloss Angst und Schrecken unter den Medienkonsumenten verbreitet? Wieso werden «good news» nur am Rande thematisiert? Medienprofessor Vinzenz Wyss erklärt, warum in den Medien über so viel Schlechtes berichtet Weiterlesen …

Weitere Beiträge aus diesem Dossier

Fall Rupperswil: «Arena» entzieht sich dem Volkszorn

Die «Arena» vom Schweizer Fernsehen hat mit ihrer Sendung zum Vierfachmord in Rupperswil gezeigt, dass eine sachliche und unaufgeregte Diskussion zu einem emotionsbeladenen Gerichtsfall möglich ist. Davon könnten sich andere Medien eine Scheibe abschneiden – statt weiter den Volkszorn zu befeuern. Der Aufschrei in den sozialen Medien war gross, als «Arena»-Moderator Jonas Projer am Mittwoch Weiterlesen …

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National Geographic blickt kritisch auf rassistische Berichterstattung früherer Jahre

Löbliche Initiative des traditionsreichen US-Magazins National Geographic. Chefredaktorin Susan Goldberg stellt sich in der aktuellen Ausgabe der Vergangenheit ihrer Publikation. Der Titel ihres Leitartikel spricht Klartext: «Über Jahrzehnte haben wir rassistisch berichtet». Es schmerze gerade sie, als erste Chefredaktorin und dazu von jüdischer Herkunft, «die schrecklichen Geschichten aus der Vergangenheit des Magazins zu erzählen», schreibt Goldberg. Das April-Heft zum Thema Rasse, könne aber nicht ohne einen selbstkritischen Blick auskommen. Ein Historiker hat das Heft auf die bis in die 1970er-Jahre verbreitete rassistische Berichterstattung durchleuchtet.

Wie US-Medien einen ehemaligen Trump-Gehilfen vorführten

Es sei ein «Beweisstück eines verkotzten Journalismus», schreibt Martin Kilias in der Berner Zeitung, nachdem er sich eine Reihe von TV-Interviews mit dem früheren Trump-Mitarbeiter Sam Nunberg angeschaut hatte. Ein offensichtlich verwirrter, möglicherweise alkoholisierter Mann wurde in den USA von Sender zu Sender weitergereicht, wo er mit vermeintlich Sensationellem zu den Russland-Untersuchungen gegen Trump aufwartete. Doch hier wäre es die Aufgabe der Medien gewesen, diesen Mann vor sich selbst zu schützen, da er nichts Substanzielles zu bieten hatte, aber offenbar einen Drang an die Öffentlichkeit. «Ein journalistisches Trauerspiel, das gewiss ein Nachspiel haben wird», bilanziert Kilias.

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Ein falscher Klassiker: «Einen guten Journalisten erkennt man daran, …»

Lehnt sich ein Journalist zu stark auf eine Seite, erschallt es ermahnend: «Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.» Nun ist das so eine Sache mit diesem Zitat. Hanns Joachim Friedrichs hat das zwar so gesagt, aber in einem ganz spezifischen Kontext, der es verbietet, die Aussage so pauschal zu verwenden, wie das nun oft getan wird. Der frühere «Spiegel»-Reporter Cordt Schnibben, der 1995 das Gespräch geführt hatte, wo das Zitat herstammt, sagt heute dazu: «Daraus zu machen, dass ein Journalist quasi ein haltungsloser, emotionsloser Journalist sein sollte, dem man seine Haltung nicht anmerkt, ist eine Pervertierung.»

Schulschiessereien: US-Zeitungen zeigen mehr Täter als Opfer

Berichten Zeitungen in den USA über Amokläufe an Schulen, dann zeigen sie auf ihren Titelseiten häufiger den Täter und seltener die Opfer. Das stellte ein Medienforscher der Universität Oregon fest, nachdem er rund 4000 Titelseiten nach drei Schulschiessereien ausgewertet hat. Beim Verhältnis zwischen Täter- und Opferbilder gibt es indes grosse Unterschiede. Während es nach dem Amoklauf an der Grundschule Sandy Hook bei 3 zu 1 lag zugunsten des Täters, betrug das Verhältnis nach der Bluttat an der Universität Virginia Tech 42 zu 1. Ausserdem zeigten die Zeitungn die Bilder der Täter in der Regel grösser als jene der Opfer. Der Forscher warnt, dass die prominente Präsenz der Mörder Nachahmungstäter motivieren könnte.