Die MEDIENWOCHE ist ein digitales Magazin für Medien, Journalismus, Kommunikation & Marketing. Die Redaktion beobachtet und begleitet publizistisch die Entwicklung der Branche in der Schweiz, verfolgt aber auch internationale Trends. Neben den redaktionellen Eigenleistungen bietet die MEDIENWOCHE mit dem «Medienmonitor» (zweimal wöchentlich) und der wochentäglichen Rubrik «Auf dem Radar» Lektüreempfehlungen aus nationalen und internationalen Medien.
Christa Markwalder, Geri Müller, das Schweizer Fernsehen, Carlos – sie alle liefern perfekten Empörungsstoff. (…) Das politische Resultat von Empörungsjournalismus ist primär Angst: die Angst, einen Fehler zu machen. Und zu deren Abwehr mehr Bürokratie. Journalismus wird zu einer teuren Sache.
Wir müssen uns nicht nur mit dem Lockdown herumschlagen, sondern auch mit der ganzen Flut an Fehlinformationen, die nonstop ins Internet abgelassen wird. Warum es wichtig ist dagegenzuhalten!
Der Fernsehkoch Attila Hildmann, auch bekannt als Autor veganer Kochbücher, ist der nächste prominente Verschwörungsanhänger mit digitalem Sendungsbewusstsein. Zwischen Links zu Inhalten von KenFM und Xavier Naidoo äußert er vor allem auf Telegram auch typische Bewältigungsformen von Männlichkeit. Während Hildmann lautstark verkündet, alle Konsequenzen seines Engagements zu tragen, gibt es die ersten: Verkaufsketten wie Kaufland haben einen Verkaufsstopp seines Energy-Drinks verkündet.
Beängstigende Sprachnachrichten oder dubiose Kettenbriefe auf Whatsapp: Falschinformationen und Gerüchte zum Coronavirus verbreiteten sich in den vergangenen Wochen noch schneller als das Virus selbst. Aber warum setzt jemand Falschinformationen in die Welt?
Wer sich dieser Tage im Internet zum Coronavirus informiert, stösst unweigerlich auf wilde Verschwörungstheorien: Das Coronavirus sei in Tat und Wahrheit nicht natürlich, sondern eine chinesische Biowaffe, welche China gezielt auf den Westen losgelassen habe; das Coronavirus sei eine US-amerikanische Biowaffe, welche die Amerikaner gezielt gegen China losgelassen hätten; die Pandemie sei nur von der Pharmaindustrie inszeniert, um damit Geld zu machen; die Pandemie gebe es gar nicht und das Ganze sei lediglich ein Komplott einer geheimen Weltregierung, um die Bevölkerung zu brechen und handzahm zu machen, damit wir besser kontrollierbar werden.
Ich will in diesem Artikel einer Sorge Ausdruck verleihen, die mich schon seit einigen Wochen begleitet: Bringen sich Teile der alternativen Medien in ihrer Behandlung der Corona Epidemie um ihre Glaubwürdigkeit? Etwas persönlicher formuliert: Viele Beiträge in den alternativen Medien haben mir in mancherlei Hinsicht die Augen geöffnet und zu neuen Denkanstößen verholfen. Ich habe vielen dieser Autoren auch ein gewisses Vertrauen entgegengebracht. Dieses Vertrauen droht jetzt verloren zu gehen und ist teilweise auch schon verloren gegangen.
In der Corona-Krise haben Verschwörungstheorien Hochkonjunktur. Verbreitet werden solche Falschmeldungen häufig über Medien und Kanäle, die sich „alternativ“ nennen. Dabei geht es oft nicht um Sachfragen, sondern um die Ablehnung von etablierter Wissenschaft und demokratischen Institutionen.