Pop am Schweizer Radio: Der Letzte löscht das Licht
In den neunziger Jahren wurden die Schweizer Radios nach Zielgruppen formatiert. Nach welchen Kriterien wird heute die Musikauswahl bestimmt?
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In den neunziger Jahren wurden die Schweizer Radios nach Zielgruppen formatiert. Nach welchen Kriterien wird heute die Musikauswahl bestimmt?
Aktuelle Zahlen aus den USA zeigen: Von den Leuten, die sagen, dass sie in den letzten 24 Stunden einen Podcast gehört haben, machen Podcasts einen Drittel ihrer gesamten Audionutzung aus, Radio hingegen weniger als 30 Prozent. «Dies scheint zu zeigen, dass Podcasts einen negativen Einfluss auf den Radiokonsum haben», schliesst der australische Radiofuturologe James Cridland aus der aktuellen Share-of-Ear-Studie von Edison Research.
Radio X feiert seinen 20. Geburtstag. Thomas Jenny setzt sich seit 1993 für ein Radio ein, das anders sein soll. Aufgeben würde er nie.
«Live» senden zu können, ist das, was Radio letztlich ausmacht. Doch dieses Alleinstellungsmerkmal gerät zunehmend in Bedrängnis. Vorproduzierte Podcasts klingen nun mal professioneller und perfekter als die permanente Improvisation einer Live-Sendung. Darum fordert der australische Radio-Futurologe James Cridland weniger «live» bei einer Live-Sendung. Sprich: Elemente, die vorproduziert werden können, soll man auch vorproduzieren, ja: er hält «live» gar für ein Zeichen von Faulheit der Radiomacher: «Das Üben, Voraufnehmen, Bearbeiten, Polieren und Vorbereiten grosser Audiodateien braucht natürlich Zeit. Es ist verlockend, alles live zu machen.»
In Deutschland droht ein UKW-Blackout. Bis zu zehn Millionen Hörer könnten davon betroffen sein.
Was wir bisher als Radio kannten, durchläuft gerade einen epochalen Wandel. Der Podcast-Boom in den letzten Jahren ist nur einer der Vorboten. Vieles von dem, was mit Text und Bild im Netz schon Tatsache ist, erreicht nun auch den Ton. Der Journalist Hans Oberberger zeichnet das Bild eines Audio-Supermarkts, wo das Publikum künftig selbst auswählen kann, was es hören will und nicht mehr wie früher ein Gemüsekisten-Abo erhält, wo ein bisschen von allem drin ist wie heute im Radioprogramm. Was es braucht, um unter diesen Voraussetzungen als Inhalteanbieter bestehen zu können, formuliert Oberberger in fünf Thesen.
Als Innovationsstratege bei Schweizer Radio und Fernsehen macht sich Dominik Born von Berufes wegen viele Gedanken zur Zukunft des Radio. In einem Beitrag für das Dokublog von SWR2 nennt er den Königsweg für die Weiterentwicklung dessen, was wir heute als Radio kennen; es ist eine Kombination des Besten aus zwei Welten, aus der linearen, zeitgebundenen Übertragungsweise und der Plattform-gestützten, zeitunabhängigen Distribution. Kombiniert ergäbe das dann gemäss Born einen linearen Programmstream, durch den sich die Hörer aber nach Belieben vorwärts und rückwärts bewegen können: «Das lineare Radio muss nur durch ein Feature ergänzt werden, das alles verändern wird – den Skip Knopf.» Alles ganz einfach, eigentlich.
Der digitale Hörfunk kommt in Schwung, die praktischen Vorzüge sprechen sich immer mehr herum. Das Programmangebot überholt jetzt das UKW-Repertoire.