von Ralf Turtschi

Auf die richtige Gliederung kommt es an

Die Gliederung von Zahlen soll diese leserlicher machen. Nationale und internationale Schreibweisen, Duden, Heuer, DIN 5008 oder Microsoft Office kommen sich in die Quere. Sprachwerke geben meist nur unzureichend Auskunft. Die Sprache entsteht von unten nach oben, und so gilt, was Usanz ist. Ein Überblick.

Zahlen werden mittels Dezimaltrenner in kleinere Einheiten unterteilt, zum Beispiel 10,5 km. Weiter können grössere Zahlen oder Zahlenfolgen optisch gegliedert werden. So zum Beispiel Telefon- und Faxnummern, Autokennzeichen, Versicherungsnummern, AHV-Nummern usw.

Dezimaltrenner Komma
Die Regelung im deutschen Sprachraum ist klar, Dezimalzahlen werden bei Mengenangaben grundsätzlich mit Komma gegliedert. Das Geschriebene folgt dem Gesprochenen. Man spricht und schreibt demzufolge eins Komma fünf Liter und nicht eins Punkt fünf Liter. Dabei ist es egal, ob die Mengeneinheit abgekürzt wird oder nicht. Zudem sollten im Lauftext keine überflüssigen Nullen gesetzt werden!
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Dezimaltrenner Punkt
Bei Zeitangaben wird zwischen Stunden und Minuten im Grundtext ein Punkt als Dezimaltrenner eingesetzt.
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Vorgeschobene Nullen sind, da bedeutungslos, zu vermeiden. In tabellarischen Auflistungen wie bei Fahrplänen oder Datums­angaben sind sie als Füllzeichen toleriert. Sie sind aber nie ­leserlicher: Weniger ist mehr.
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In abgekürzten Schreibweisen, wie sie plakativ im Werbeumfeld vorkommen, wird bei Zeitangaben der Punkt gesetzt.
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Bei Zeitmessungen im Sport werden der Doppelpunkt und das Komma eingesetzt.
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Daten werden mit Punkt gegliedert. Werden Monate in Zahlen dargestellt, kann mit oder ohne Leerzeichen gearbeitet werden. Auch hier sind Führungsnullen erlaubt, sie werden aber nicht empfohlen, da nicht zur Lesbarkeit beitragen.
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Der Schweizer Franken und der japanische Yen werden mit Punkt gegliedert, alle anderen Währungen mit Komma. Wenn im Grundtext Euro und Schweizer Franken vorkommen, werden die Gliederungszeichen der entsprechenden Länder verwendet.
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In der IT und der Industrie werden Punkte zur Gliederung von Versionen verwendet.
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Gliederung von grösseren Zahlen
Ab fünf Stellen werden Ziffern im Lauftext von hinten mit einem Festwert (Achtelgeviert oder geschütztes Leerzeichen) in Dreiergruppen gegliedert. In tabellarischen Auflistungen wie Preisangaben in Offerten werden auch vierstellige Zahlen gegliedert, damit die Ziffern untereinander stehen.
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In Deutschland oder im angelsächsischen Raum werden die Tausender auch mit Dezimalpunkt oder Dezimalkomma gegliedert, was in der Schweiz falsch ist. Das Dilemma besteht in Unternehmen, die international agieren. Dort sollen entsprechende Hausregeln aufgestellt werden. Durch Gliederung sollen Ziffern klar und unmissverständlich sein.
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Die Gliederung von Zahlen ab fünf Stellen mittels Apostroph mogelt sich zusehends ins Deutsche. In der Typografie ist dies falsch. In der Office-Welt ist es verbreitet, Zahlen mit Apostroph zu gliedern, weil dort kein verkleinerter Abstand zur Verfügung steht. Dies ist zwar typografisch nicht ganz korrekt, wird aber weitgehend ­toleriert.
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Das Gliederungszeichen für grössere Zahlen in E-Mails ist nur unzureichend dokumentiert. Wenn Sie zum Beispiel für die Zahl 200000000 ein Gliederungszeichen suchen, kommen das Leerzeichen, das Minutenzeichen oder das Apostroph infrage. Apostroph und Minutenzeichen verhindern beim Umbruch die Trennung von 200’000’000.

Andere Gliederungszeichen sind in der Schweiz falsch. Hier zum Beispiel sind einfache schliessende Anführungszeichen oder das Zeichen für Minuten zu sehen.
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Postleitzahlen werden nicht gegliedert, nicht in der Schweiz, auch nicht in Deutschland, wo sie fünfstellig sind.
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Gliederung mit Brüchen
Da in Office-Programmen beliebige Brüche (ausser 1/2, 1/4 und 3/4) nicht für den normalen Lauftext zur Verfügung stehen, greift man dort häufig zu der Notlösung mit Komma oder gar Punkt. In gewissen Fällen ist dies unüblich, zum Beispiel beim Kochen (1 Teelöffel respektive ½ Teelöffel) oder bei Immobilien (3½-Zimmer-Wohnung; 5½-Zimmer-Haus).
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«Zeichen setzen!»: Buch und App

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Ralf Turtschi, «Zeichen setzen!», 248 Seiten, Eigenverlag, nicht im Buchhandel erhältlich, zwei Ausgaben, für die Schweiz und für Deutsch- land/Österreich. Bestellungen: www.zeichen-setzen.ch, Fr. 48.– / € 41,12. Gratis-App für iPhone und Android im App Store und in Google Play: «Zeichen setzen». iPad-Version in der App «Publisher-Kiosk».