DOSSIER mit 67 Beiträgen

Sprachkritik

Er hat Penis gesagt – was sollen wir nun schreiben?

Der neue Kommunikationschef des Weissen Hauses, Anthony Scaramucci, rief einen Redaktor des Magazins «New Yorker» an, um die Quelle einer Indiskretion in Erfahrung zu bringen. Im Verlaufe des Gesprächs setzte Scaramucci zu einer wüsten Tirade an, in der er seine Gegenspieler verunglimpfte. Dabei fielen auch die inzwischen legendären Worte: «I’m not Steve Bannon, I’m not Weiterlesen …

Weitere Beiträge aus diesem Dossier

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«Jugendwort des Jahres» oder wie die Jugend nicht spricht

Seit 2008 kürt eine Jury im Auftrag des Langenscheidt-Verlags das Jugendwort des Jahres. Demnächst ist es wieder so weit. Ein Blick auf die Liste mit den Begriffen, die in diesem Jahr zur Auswahl stehen, wirft die Frage auf: Spricht die heutige Jugend tatsächlich so? Jugendliche selbst streiten das ab. Carlotta Hartmann von der Jugendredaktion der Hannoverschen Allgemeinen nennt als Beispiel das Wort «Smombie». Dieser Zusammenzug aus Smartphone und Zombie für Leute, die aufs Telefon starrend die Umgebung nicht mehr wahrnehmen, war das Jugendwort 2015. «Erst seit es gewonnen hat», schreibt Hartmann, «taucht das Wort in Zeitungsartikeln und Internet auf. Von Jugendlichen aber wird der Begriff bis heute nicht verwendet.» Das Jugendwort des Jahres sei vor allem eins, so Hartmann weiter: Werbung für das Wörterbuch «100 Prozent Jugendsprache», das Langenscheidt als «Verständnishilfe für Erwachsene» vermarktet.

Der unerwartete Erfolg der «leichten Sprache»

Die sogenannte «leichte Sprache» soll Menschen helfen, Texte zu verstehen, «die aus unterschiedlichen Gründen über eine geringe Kompetenz in der deutschen Sprache verfügen». Behindertenverbände in den USA waren die Ersten, die in den 1990er-Jahren damit experimentierten. Inzwischen erfreut sich die «leichte Sprache» grosser Beliebtheit – auch in Kreisen, die ursprünglich gar nicht als Zielgruppe dafür vorgesehen waren. «Aus einer gutgemeinten Initiative für Benachteiligte erwuchs ein gesellschaftliches Phänomen», schreibt Burkard Strassmann im NZZ Folio. Gar nicht zur Freude von Sprachpuristen, die eine «Verunglimpfung der deutschen Sprache» sehen. Strassmann teilt diese Einschätzung nicht. Vielmehr sieht er in der «einfachen Sprache» – «so etwas wie eine Softversion der ‹Leichten Sprache›» – einen möglichen Weg, wie Bürgerinnen und Bürger die oft unverständliche Sprache von Unternehmen, Behörden und Organisationen besser verstehen könnten.

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Olympischer Schwurbel

Das Verhältnis zwischen Medien und PR war noch nie ein einfaches; die Ressentiments sind gegenseitig und oft auch berechtigt. Ein aktuelles Rencontre von NZZ-Redaktorin Heidi Gmür mit der Kommunikationsabteilung des Internationalen Olympische Komitees IOK illustriert eindrücklich, wie man mit vielen Worten nichts sagen kann. Die Frage lautete: Würde es die Kandidatur «Sion 2026» schwächen, wenn das Dossier im Januar 2019 mit dem Vorbehalt einer späteren Volksabstimmung eingereicht würde? Ein Antwort darauf gab es auch nach zweimaliger Nachfrage nicht.