DOSSIER mit 485 Beiträgen

Medienethik

Grenzwertig: Wie der «Spiegel» sein G-20-Story aufpeppte

Die Szene wirkt authentisch, als Leser ist man nah dran an der Figur – doch die beschriebenen Vorgänge haben sich nie so abgespielt: Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» steht erneut in der Kritik, der Wahrheit etwas nachgeholfen zu haben. Im Rahmen der Berichterstattung über den G-20-Gipfel diesen Sommer in Hamburg erfand der «Spiegel» eine Sequenz mit der ehemaligen italienischen Senatorin Haidi Giuliani. Die Chefredaktion des «Spiegel» kommuniziert in der Angelegenheit sehr zurückhaltend. Ein Sprecher des «Spiegel» nannte das Vorgehen der Redaktion schliesslich «bedauerlich», es handele sich um ein «Missverständnis». In einem weiteren Fall, der auch die G-20-Berichterstattung betrifft, soll «Der Spiegel» einem Interview-Partner nach erfolgter Autorisierung des Gesprächs eine Aussage in den Mund gelegt haben, die er nach eigenen Angaben nie gemacht hatte. Oliver Ness hat die Fälle für das Magazin «Menschen Machen Medien» dokumentiert. Eine ausführliche Stellungnahme des «Spiegel» ist dort ebenfalls zugänglich.

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Aber was heisst denn das: «Sagen, was ist»?

Am Montag ist Anja Reschke, Leiterin der Abteilung Innenpolitik beim NDR, in Berlin als «Journalistin des Jahres 2015» ausgezeichnet worden. Die Jury lobte, dass sie «Haltung gezeigt» hätte, aber in ihrer Dankesrede sprach Reschke vor allem von ihren Zweifeln und Erschütterungen.

Fehlerkultur: «Echte Fehlleistungen räumt kaum jemand ein»

Die Glaubwürdigkeit des Journalismus hat gelitten. Davon ist der ehemalige Chefredakteur des Spiegel und Leiter des Rechercheverbunds NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung, Georg Mascolo, überzeugt. In einem Gastbeitrag für MEEDIA prangert er die mangelhafte Fehlerkultur im deutschen Journalismus an und nennt Amerika als Vorbild.

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