DOSSIER mit 485 Beiträgen

Medienethik

Ein falscher Klassiker: «Einen guten Journalisten erkennt man daran, …»

Lehnt sich ein Journalist zu stark auf eine Seite, erschallt es ermahnend: «Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.» Nun ist das so eine Sache mit diesem Zitat. Hanns Joachim Friedrichs hat das zwar so gesagt, aber in einem ganz spezifischen Kontext, der es verbietet, die Aussage so pauschal zu verwenden, wie das nun oft getan wird. Der frühere «Spiegel»-Reporter Cordt Schnibben, der 1995 das Gespräch geführt hatte, wo das Zitat herstammt, sagt heute dazu: «Daraus zu machen, dass ein Journalist quasi ein haltungsloser, emotionsloser Journalist sein sollte, dem man seine Haltung nicht anmerkt, ist eine Pervertierung.»

Weitere Beiträge aus diesem Dossier

Journalismus muss nicht neutral sein – aber fair

Neutralität, Objektivität, Unparteilichkeit und Ausgewogenheit sind wichtige journalistische Ideale, die in der journalistischen Praxis aber kaum umsetzbar sind – und sogar schaden können. Als praxistaugliche Leitplanken eignen sich Werte wie Fairness, Aufrichtigkeit und Stringenz besser. Journalist*innen seien «Schiedsrichter der öffentlichen Debatte»; werden sie parteiisch, leide ihre Autorität, kritisiert der Journalist Jochen Bittner in einem Plädoyer Weiterlesen …

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«Wenn sich alle mit Grausen abwenden, erreicht die Berichterstattung nichts»

Immer wieder zerfetzte Teddybären und die Tränen der Betroffenen? Ein Gespräch mit Matthias Katsch darüber, wie Journalismus über Missbrauch etwas bewegen kann. Wer an die Berichterstattung über sexuellen Missbrauch an Kindern denkt, denkt wohl an reisserische Schlagzeilen, dazu Fotos von kaputten Puppen und zerrissenen Teddybären. Über das Thema zu berichten, ist so heikel wie wichtig. Weiterlesen …

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«Lieber Schweizer Presserat, wir müssen reden»

Vor wenigen Wochen löste ein Entscheid des Schweizer Presserats, nicht nur bei jüdischen Organisationen Irritationen aus. Ein neues Urteil sorgt nun wiederum für Staunen. Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), hat dazu einen offenen Brief geschrieben, den wir hier veröffentlichen.