DOSSIER mit 288 Beiträgen

Journalistische Praxis

Man sollte keine Kolumne über das Kolumnenschreiben schreiben

Eigentlich schreibt NZZ-Redaktorin Birgit Schmid in ihrer Kolumne «In jeder Beziehung» jede Woche über Zwischenmenschliches. Dazu braucht sie Ideen und Einfälle. Was aber, wenn die nicht kommen, wenn die Zeit fehlt, die Inspiration versagt und der Abgabetermin bedrohlich näher rückt? Als letzter Ausweg bleibt das Schreiben über das Schreiben. Also eine Erklärung dafür, warum es für einmal keine Kolumne über Zwischenmenschliches gibt. Birgit Schmid hat das getan. Dabei hält sie sich an eine Vorgabe des britischen Autors Stephen Fry, der einmal schrieb: Das Kolumnenschreiben dürfe man nur einmal zum Thema machen und dann nie mehr. Diese Chance habe sie genutzt und damit ihr Notfall-Guthaben aufgebraucht, schliesst Schmid ihren Notfalltext.

Weitere Beiträge aus diesem Dossier

SBB sagen zwei Jahre lang: «Derzeit ist eine Reportage nicht möglich.»

Die Watson-Reporterin Sarah Serafini versuchte zwei Jahre lang erfolglos von den SBB die Erlaubnis zu kriegen, einen Mitarbeiter der Minibar begleiten zu dürfen, bevor das rollende Gastroangebot aus den Zügen verschwindet. Nachdem die Journalistin von der Kommunikationsstelle der Bundesbahnen immer wieder hingehalten wurde, verleidete es ihr irgendwann. Als Abschluss der leidigen Affäre schrieb Serafini ein Making-of der Nicht-Geschichte – inklusive fiktionaler Reportage-Elemente über die Arbeit eines Minibar-Mitarbeiters.

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Die Sache mit dem Zitieren

Da lese ich in den sozialen Medien, dass sich SP-Nationalrat Matthias Aebischer über ein Zitat aufregt, dass ihm «erdichtet» in den Mund gelegt wurde. Ein ehemaliger Journalist spricht von Fake News. Das ist ein schlechtes Zeichen für die Qualität «meiner» Zunft.

«Vor dem ersten Gegenlesen krepiere ich fast»

So schreibe ich: Rafaela Roth hat den Sprung vom Nachwuchstalent zur gestandenen Schreiberin geschafft. Als Reporterin des «Tages-Anzeigers» fällt sie vor allem durch thematische Breite und stilistische Versiertheit auf. Wie sie das macht? Mit der MEDIENWOCHE hat sie über ihren Artikel «Liberté, Egalité, SVP» gesprochen, eine Geschichte der Gleichstellungsgegnerschaft der SVP. Es ist so verlogen. Weiterlesen …

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Eine kleine Fehler-Checkliste

Hätten Sie es gewusst? «SBB bedeutet Schweizerische Bundesbahnen. Ist also plural. Auch wenn das die SBB selbst und die SDA nicht so sehen wollen. Singular wäre hingegen SBB AG.» René Rödiger wusste es und hat es aufgeschrieben, zusammen mit gut drei Dutzend weiteren häufigen Fehlern, die einem im Schreiballtag gerne unterlaufen.

Es war einmal das Zwei-Quellen-Prinzip

Ein einziger Tweet eines «Titanic»-Redaktors hat unlängst bei zahlreichen Redaktion die journalistische Sorgfaltspflicht ausgehebelt. Reihum verkündeten sie mittels Push- und Breaking-News den Bruch der Regierungskoalition in Deutschland – um kurz darauf ebenfalls mittels Eilnachricht zu vermelden, dass sie einer Falschmeldung aufgesessen waren. Was für eine Peinlichkeit. Die ganze Aufregung wäre nicht nötig gewesen, hätten die Journalisten am Push-Abzug eine Grundregel ihrer Profession befolgt: das Zwei-Quellen-Prinzip. Und das geht so: «Wenn du eine Information nur aus einer Quelle hast: Halte die Füsse still. Erst wenn du die Fakten durch mindestens eine weitere zuverlässige & unabhängige Quelle verifizieren kannst, berichte. Und nein, andere Medien sind nicht als Quelle zu verstehen.» Aus aktuellem Anlass hat die Plattform «fair radio» einen schon etwas älteren «Appell für das Zwei-Quellen-Prinzip» wieder veröffentlicht.