DOSSIER mit 140 Beiträgen

Investigativer Journalismus

Informantenschutz: Wie anonym ist anonym?

Vor einer Woche haben mehrere deutschsprachige Medien über den massiven Steuerbetrug mittels sogenannter Cum-Ex-Geschäfte berichtet. Darunter auch das ARD-Magazin «Panorama». Das Magazin zeigte in seinem Beitrag auch einen Insider, den sie anonymisiert vor die Kamera brachten. «Mit Schminke, Silikonmaske und Brille soll ihn niemand wiedererkennen. Seine Stimme wird verzerrt», schreibt Peter Welchering, langjähriger Journalist und Spezialist für Informantenschutz, in einem Gastbeitrag für das Medienblog Übermedien. Nur: Solche Verfremdung bietet keinen vollständigen Schutz, weiss Welchering. «Journalisten, die ihre Informanten umfassend schützen wollen, dürfen ihre Aussagen vor der Kamera nur noch von Schauspielern nachstellen lassen.» Denn jede Tonaufnahme, und sei sie verzerrt, enthält einen «Fingerabdruck», der sich mittels Netzfrequenzanalyse identifizieren lasse. So nutzen etwa Geheimdienste diese Methode. Die «Panorama»-Macher rechtfertigen ihr als fahrlässig kritisiertes Vorgehen damit, dass es sich beim gezeigten Insider nicht um einen Informanten handele und es daher keine vollständige Anonymisierung brauche, weil er auch als Kronzeuge namentlich auftreten werde.

Weitere Beiträge aus diesem Dossier

«Panama Papers» bringen Staatskassen viel Geld

Die Enthüllung der «Panama Papers» hat sich gelohnt – nicht nur für die Medien, die an der Auswertung beteiligt waren, sondern, wie sich nun zeigt, auch für die Finanzämter der deutschen Bundesländer. Sie können sich über 140 Millionen Euro an Steuernachzahlungen und Strafeinnahmen freuen. Insgesamt wurden aufgrund der Recherchen in Deutschland 71 Strafverfahren geführt, in 2000 Fällen laufen die Ermittlungen noch.

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Der beste Schweizer Lokaljournalismus

Im Rahmen des Swiss Press Award wird jährlich die beste Arbeit im Lokaljournalismus ausgezeichnet. Gestern Abend gewann Pascale Burnier, Redaktorin von «24 Heures», den Preis für ihre Recherche, in der sie aufzeigen konnte, wie Mitarbeiter der Gewerkschaft Unia zusammen mit Patrons der Baubranche in gemeinsamer Absprache die kantonale Arbeitslosenkasse um Millionen von Franken betrogen.

Eine Journalistin kann man töten, ihre Recherchen aber nicht

Die Ermordung der Journalistin Daphne Caruana Galizia im letzten Herbst auf Malta zeigt eindrücklich, wie heute die globalen Recherchenetzwerke funktionieren. Mit dem gewaltsamen Tod der streitbaren Reporterin rückte der Gegenstand ihrer Arbeit umso stärker ins Zentrum des öffentlichen Interesses. Der Schuss (oder die Bombe) ging also nach hinten los. Der «Guardian» bringt das so auf den Punkt: «Eine Warnung an die Korrupten: Wenn Sie eine Journalistin töten, wird ein anderer ihren Platz einnehmen.» Im Fall von Daphne Caruana Galizia ist es nicht nur ein anderer Journalist an ihrem Platz, sondern Dutzende, die sich inzwischen mit der Korruption auf der Mittelmeerinsel befassen. So jüngst auch prominent die «Republik» mit ihrer dreiteiligen Serie.

Damit gewinnt man einen Pulitzer-Preis

Am kommenden Montag wird an der Columnbia-Universität in New York die weltweit angesehenste Auszeichnung für exzellenten Journalismus vergeben, die Pulitzer-Preise. Roy Peter Clark blickt im Fachmagazin Poynter auf die Gewinner der prestigeträchtigsten Kategorie «Public Service» in den letzten hundert Jahren zurück und stellt für jedes Jahrzehnt einen Preisträger vor. Mit Blick auf künftige Gewinner hält Clark fest: Preiswürdiger Journalismus im Dienste der Öffentlichkeit leistet die Berichterstattung über grosse Fragen, wie Krieg und Frieden, politische Korruption, Naturkatastrophen oder Rassenkonflikte. Diese Themen seien universal und zeitungebunden. «Wir brauchen eine Berichterstattung über Chemiewaffen in Syrien im Jahr 2018, wie wir es 1918 aus dem Ersten Weltkrieg getan haben», so Clark.

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«Inhaltlich sind wir für alles offen»

«Das, was fehlt» lautet das Motto der österreichischen Rechercheplattform Addendum. Seit einem halben Jahr nimmt eine rund 40-köpfige Redaktion gesellschaftliche und politische Brennpunkte unter die Lupe und publizierte die Ergebnisse als multimediale Dossiers. Finanziert wird Addendum über eine Privatstiftung von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz. Wir haben mit Judith Denkmayr gesprochen. Sie leitet das zehnköpfige Team «Audience Weiterlesen …