Mehr Frauen auf Wikipedia: Schreibarbeit für Sichtbarkeit
Auf Wikipedia haben Frauen einen schweren Stand. In der Online-Enzyklopädie finden sich viel mehr Einträge von und über Männer. Die Wirtschaftsjournalistin Patrizia Laeri, Katia Murmann, Chefredaktorin von blick.ch und Blick am Abend, und Muriel Staub, Vorstandsmitglied von Wikimedia Schweiz wollen das ändern. Darum haben sie zusammen zu einem sogenannten Edit-a-thon aufgerufen.
V.l.n.r: Katia Murmann, Muriel Staub und Patrizia Laeri
«Entstanden ist die Idee während der Recherche für meine Kolumne beim Blick», sagt Laeri. Sie schrieb über den Teufelskreis, den Frauen durchlaufen, die wenig Medienpräsenz erhalten: Wenig Präsenz in der Berichterstattung führt zu wenig Aufmerksamkeit, vermeintlich weniger Wertigkeit der Arbeit und folglich schwinden die Chancen auf einen eigenen Wikipedia-Eintrag – und das führt wiederum zu weniger Zitaten in den Medien. Dass Frauen von diesem Problem besonders betroffen sind, zeigte jüngst etwa das Beispiel der Kanadierin Donna Strickland. Im Oktober erhielt sie den Nobelpreis für Physik, bis dahin gab es allerdings keinen Wikipedia-Eintrag über sie. Und: Wenige Monate zuvor war angeblich ein Eintrag über sie gelöscht worden mit der Begründung, Strickland sei nicht relevant genug.
«Bei so wenig Einträgen von und über Frauen entsteht eine starke Unausgewogenheit auf Wikipedia.»
Muriel Staub, Wikimedia
Gerade einmal 18 Prozent der Biografien auf Wikipedia handeln von Frauen. Das wollten Laeri, Murmann und Staub ändern und riefen darum zur Teilnahme an einer Schreibwerkstatt auf im SRF-Studio Leutschenbach am 15. November. Der sogenannte Edit-a-thon ist ein öffentlicher Anlass, an dem jeder und jede selber Wikipedia-Einträge über Frauen verfassen kann. Drei Stunden lang haben 30 Teilnehmende recherchiert und geschrieben, entstanden sind am Schluss 60 neue Frauen-Biografien auf der Online-Enzyklopädie.
Ein ausgeglichenes Verhältnis ist wichtig: «Bei so wenig Einträgen von und über Frauen entsteht eine starke Unausgewogenheit auf Wikipedia. Das führt dazu, dass Ereignisse einseitig dargestellt werden – eben vor allem aus männlicher Sicht beschrieben werden», erklärt Muriel Staub. Dass Frauen aber nicht bloss auf Wikipedia untervertreten sind, zeigt in der Schweiz etwa die Kritik, der sich die SRF-Sendung «Club» immer wieder ausgesetzt sieht. Zu wenig Frauen seien unter den Gästen, heisst es regelmässig. Ende Oktober veröffentlichte die «Club»-Redaktion um Leiterin Barbara Lüthi ein Statement: «Wir hätten gerne mehr Frauen, die bei uns mitdiskutieren.» Das sei aber schwieriger als viele meinen. Denn: «Frauen sagen uns weitaus öfter ab als Männer.» Frauen, so die «Club»-Redaktion, sagten ausserdem häufiger ab, weil sie Angst davor hätten, unter die Räder zu kommen, wenn sie sich in der Sendung exponieren. Warum das nicht weit hergeholt ist, warum es nervt, warum der Edit-a-thon nötig ist – und vor allem, was Frauen selber tun können und müssen, dazu nehmen Patrizia Laeri, Katia Murmann und Muriel Staub in unserem Podcast Stellung.
Bilder: Thomas Meier/Blick
/sms ;-) 01. Dezember 2018, 11:42
der podcast ist ausserordentlich aufschlussreich.
via twitter @sms2sms habe ich @miriam_suter vorgeschlagen, dass wir uns gemeinsam ihren podcast anhören und einen nächste podcast machen. wir machten also eine art #blattkritik: wir unterbrechen wann immer wir wollen ihre tonspur und reden darüber, was gerade gesagt wird. die tonspur würde dann – ungeschnitten! – auf soundcloud.com/sms2sms abgelegt werden.
mein angebot steht weiterhin. hier meine vorbereitung auf das (allfällige) gespräch:
https://youtu.be/mj_-mdN2b-M