von René Zeyer

Die «Republik» auf Wahrheitssuche

In mehreren Fällen hat es die «Republik» mit den Fakten nicht so genau genommen. Umso ärgerlicher, wenn sogar ein «Faktencheck» einer näheren Prüfung nicht standhält. Das kratzt gefährlich an der Glaubwürdigkeit.

Dass die Macher des Online-Magazins «Republik» und die SVP das Heu nicht auf der gleichen Bühne haben, ist bekannt. Dass ihre Ansagen wie die Einhaltung von Faktentreue und Wahrhaftigkeit nicht so ganz zutreffen, hat die «Republik» schon mehrfach unter Beweis gestellt. Jüngst mit einem verunglückten Faktencheck. Die Aufgabe von gutem Journalismus sei, so schreibt das Magazin in seinem «Manifest», die «Fakten und Zusammenhänge zu liefern, pur, unabhängig, nach bestem Gewissen». So viel zur Theorie. In der Praxis wird allerdings auch mal das, was nicht passt, passend gemacht.

Zunächst zwei Beispiele, dann kommen wir zum Faktencheck. In der mehrteiligen Reportage, mit der die «Republik» startete und zwei Journalistinnen quer durch die USA reisen liess, wurden dem Magazin mindestens 13 später eingestandene Fehler im «Schweizer Journalist» nachgewiesen. So wurde ein konservativer Pfarrer und Trump-Wähler zum kampfstiefeltragenden «Hetzer» umgeschrieben. Dazu behaupteten die Autorinnen, die ganze Familie glaube an «Verschwörungstheorien», auch deren 12-jähriger Sohn. Nur: Alles falsch, sagt der Pfarrer. Ihm wurde zugesagt, dass er die ihn betreffenden Aussagen zum Autorisieren kriege. Das passierte nicht, und dass sich der Pfarrer vergeblich bis heute darum bemüht, dass Falschaussagen korrigiert werden und das Foto seines Kindes aus dem Artikel verschwindet, verschweigt die «Republik» bis heute. Ebenso wenig erfährt man, dass das nicht der einzige Fall von falscher und nicht autorisierter Darstellung in der «Republik» ist.

Fehlerkultur, ein den Journalismus immer begleitendes Leiden, ist bei der «Republik» ein schwieriges Thema.

Der Kronzeuge und Whistleblower in der aufgewärmten Skandalgeschichte um Schiebereien im Bündner Bauwesen geriet seinerseits schon mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt, sitzt auf Betreibungen und unbezahlten Rechnungen, sogar seine Geschwister gehen rechtlich gegen ihn vor. Auch das verschwieg die «Republik» ihren Lesern. Bis sie es einräumen musste – aber gleich zum Gegenangriff überging, was das zur Sache tue, schliesslich gehe es hier um höhere Werte, da spiele die problematische Vergangenheit des Kronzeugen doch keine Rolle und mache ihn nicht unglaubwürdig.

Fehlerkultur, ein den Journalismus immer begleitendes Leiden, ist bei der «Republik» ein schwieriges Thema. Wenn sich der Autor dieser Zeilen in der MEDIENWOCHE kritisch mit der «Republik» auseinandersetzte, brachte ihm das ellenlange Episteln von Constantin Seibt oder eine «Richtigstellung» von Christof Moser ein. Schon Moser verwendete ein schmetterndes «Falsch» als Einleitung seiner falschen Antworten.

Auch in eigener Sache nimmt es die «Republik» mit der Wahrheit nicht immer so genau. Ende Januar lautete die offizielle Sprachregelung noch, dass es natürlich gewisse Unwägbarkeiten gäbe, bei welchem Start-up denn nicht, aber im Prinzip sei alles auf gutem Weg, in Butter und nach Plan. Erst danach gab das Magazin bekannt, dass es zu einer Entlassung kommt, zu Sparmassnahmen, zur Suche nach einer weiteren Million, obwohl es zuvor behauptete, die ersten zwei Jahre seien durchfinanziert.

Was man früher als selbstverständlich voraussetzen durfte, wird bei der «Republik» zu einer aussergewöhnlichen, erwähnenswerten Heldentat.

Im lauten Wehklagen über Fake News, lügende Politiker, über Verdrehung der Tatsachen will nun die «Republik» mit einer Tätigkeit nicht abseits stehen, die durchaus verdienstvoll ist. Was man früher als selbstverständlich voraussetzen durfte, wird bei der «Republik» zu einer aussergewöhnlichen, erwähnenswerten Heldentat: Der «Faktencheck». Nein, nicht bei ihren eigenen Artikeln oder Angaben zu ihrer finanziellen Situation. Sondern bei einer Rede, die SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher vor den Delegierten ihrer Partei gehalten hatte. Die Rede sei zwar «komplett bullshitfrei» gewesen, lobt die «Republik» eingangs. Der Autor bezieht sich dabei auf das Schimpfwort, das ein Philosoph dem Geschwurbel und den ölgetränkten inhaltleeren Sätzen von Politikern entgegenschleuderte.

Damit hört das Lob aber auf. Der Tonfall von Martullo-Blocher sei «gelangweilt-schnoddrig wie immer» gewesen, weiss die «Republik». Aber all das tritt in den Hintergrund vor dem Titel des Artikels: «3 Seiten, 30 Lügen». Hoppla. In nur «fünf Minuten arbeitete sie sich durch ein 3-Seiten-Manuskript und 30 Unwahrheiten», doppelt das Online-Magazin nach. Unglaublich, denkt der Leser, aber schön, dass sich ein Autor der «Republik» die Mühe gemacht hat, der Politikerin mit seinem Faktencheck dermassen viele Unwahrheiten nachzuweisen.

Machen wir den Faktencheck am Faktencheck. Wer den Mund so voll nimmt, darf nun selber ganz sicher nicht den kleinsten Fehler machen. Nehmen wir daher einen der wenigen Vorwürfe der «Republik», der Zahlen beinhaltet. Denn Zahlen können ja nicht lügen. Konkret die «Lüge» Nummer 23: «Das Normenwerk der EU besteht aus insgesamt 21’000 Richtlinien», hat Martullo-Blocher gesagt.

Offenbar ist es dem Kämpfer gegen die Lüge von der «Republik» nicht gelungen, eine aktuelle Statistik aufzutreiben.

Soweit richtig zitiert, das kann man in der schriftlichen Fassung auf der Website der SVP nachlesen. Nun hält aber die «Republik» dagegen: «Falsch. Die Zahl der EU-Richtlinien ist etwa zehnmal tiefer (im Jahr 2011 waren es 1844). Martullo vertauscht Richtlinien mit Rechtsakten, wozu jede noch so unbedeutende Verordnung gehört.» Woher hat die «Republik» ihre angeblich «richtige» Zahl? Verdächtig erscheint schon, dass sie von 2011 stammt. Offenbar ist es dem Kämpfer gegen die Lüge von der «Republik» nicht gelungen, eine aktuelle Statistik aufzutreiben.

Aber führt wenigstens der hinterlegte Link zu einer offiziellen EU-Quelle? Leider nein. Die der faktentreuen Wahrheit verpflichtete «Republik» entnimmt diese Zahl der Aussage eines Politwissenschaftlers, der im «Blog zur Europawahl 2014» von einem Mitarbeiter der deutschen «Bundeszentrale für politische Bildung» BPB interviewt wurde. Wobei natürlich ein Verweis auf eine aktuelle Zahl aus einer offiziellen Statistik wünschenswert gewesen wäre. Offenbar hat Martullo ihre Zahl von 21’000 Richtlinien aus einem Artikel der angesehenen Wochenzeitung «Die Zeit» entnommen, die ebenfalls im Jahr 2014 auf 21’391 Rechtsakte kommt.

Offensichtlich hat Martullo den Begriff Richtlinien verwendet, weil sich der griffiger als Rechtsakte anhört. Aber eine Lüge ist das nicht.

Dazu muss man wissen, dass in der EU zwischen Verordnung, Richtlinie, Beschluss, Empfehlung und Stellungnahme unterschieden wird, was allesamt Rechtsakte sind. Und zwar in dieser hierarchischen Reihenfolge. Wobei eine Verordnung keineswegs «unbedeutend» ist, wie das die «Republik» behauptet. Im Gegenteil. Eine Verordnung ist der Richtlinie übergeordnet, «ein verbindlicher Rechtsakt, der umgesetzt werden muss», sagt die EU. Eine Richtlinie legt ein zu erreichendes Ziel fest; ist auch verbindlich, aber die EU-Staaten können selbst entscheiden, mit welchen Gesetzen sie Richtlinien umsetzen. Beschlüsse richten sich nicht an alle EU-Staaten, sind aber auch verbindlich für die Adressaten. Empfehlungen und Stellungnahmen hingegen sind nicht verbindlich.

All das könnte der «Republik»-Autor ohne grossen Aufwand den einschlägigen Bestimmungen der EU entnehmen, die im Internet auffindbar sind. Offensichtlich hat Martullo den Begriff Richtlinien verwendet, weil sich der griffiger als Rechtsakte anhört. Aber eine Lüge ist das bei Weitem nicht. Und wer schreibt, dass Verordnungen «unbedeutend» seien, gibt schon alleine damit zu erkennen, dass er nun wirklich keine Ahnung von den Rechtsakten der EU hat. Das erstaunt umso mehr, wenn man bedenkt, dass der Autor mehrere Jahre als EU-Korrespondent gearbeitet hatte.

Nehmen wir noch die gleich nachfolgende «Lüge 24»: «32’000 Bürokraten der EU-Kommission erlassen jeden Tag wieder neue [Richtlinien] dazu.» Auch das hat Martullo-Blocher gesagt. Auch dem hält der Faktenchecker entgegen: «Falsch. Die Richtlinien werden nicht von den 32’000 Beamten der Kommission erlassen.» Wie wird dann eine Richtlinie erlassen? So: Sie werden in der Regel auf Vorschlag der Europäischen Kommission vom Rat der Europäischen Union und dem Europäischen Parlament nach dem ordentlichen Gesetzgebungsverfahren gemeinsam erlassen.

Wir holen tief Luft und fragen uns, wer denn dem Rat der Europäischen Union die Arbeit abnimmt, diese Richtlinien auszuarbeiten? Richtig, die 32’000 EU-Bürokraten, die übrigens noch um weitere 10’000 EU-Mitarbeiter in den Parlamenten ergänzt werden. Also kann man Martullo tatsächlich vorhalten, dass ihre Zahl falsch ist; es sind in Wirklichkeit 42’000 Beamte. Oder behauptet wirklich jemand, die Europäische Kommission komme ganz allein auf die Idee zu dieser Richtlinie (2001/45/EG): «Die Leiterfüsse von tragbaren Leitern müssen so auf einem stabilen, festen, angemessen dimensionierten und unbeweglichen Untergrund ruhen, dass die Stufen in horizontaler Stellung bleiben. Das Verrutschen der Leiterfüsse von tragbaren Leitern muss während der Benutzung dieser Leitern entweder durch Fixierung des oberen oder unteren Teils der Holme, durch eine Gleitschutzvorrichtung oder durch eine andere gleichwertige Lösung verhindert werden.»

Es ist wohl das erste Mal, dass die «Republik» einen prominenten Autor der «Weltwoche» als Kronzeugen aufruft.

Nebenbei: Da der Autor wohl selber spürt, dass er sich hier mit «falsch» auf eher dünnem Eis bewegt, mopst er noch hinterher, dass Bundesbern sogar mehr Angestellte habe als die EU. Obwohl Martullo gar nicht das Gegenteil behauptete. Und diese Zahl entnimmt er einem Artikel aus dem Jahre 2017 von – Urs Paul Engeler; wohl das erste Mal, dass die «Republik» einen prominenten Autor der «Weltwoche» als Kronzeugen aufruft.

Ein letztes Beispiel, bei dem es nicht um Zahlen, sondern um andere Behauptungen geht. «Die Masse und Herstellung einer neapolitanischen Pizza, die Grösse und Form eines Apfels, das korrekte Frittieren von Pommes Frites – alles würde uns die EU vorschreiben.» Hat Martullo gesagt und fängt sich ein «Auch alles falsch» ein. Wobei der Faktenchecker einräumen muss, dass es tatsächlich Vorschriften über Äpfel und das korrekte Frittieren von Pommes Frites gibt. Diese kleine Scharte will er aber sofort auswetzen, indem er über die Vorschriften zur Herstellung einer neapolitanischen Pizza herfällt.

Solche Vorschriften gebe es tatsächlich, schreibt der Wahrheitssucher der «Republik», aber von der «Associazione Verace Pizza Napoletana». Falsch, donnern wir da dem Faktenchecker entgegen: «Der Pizzabäcker schiebt die belegte Pizza mit Hilfe von etwas Mehl mit einer Drehbewegung auf einen Holz- oder Aluminiumschieber, dann lässt er sich mit einer schnellen Bewegung des Handgelenks auf die Ofensohle gleiten, ohne dass der Belag überschwappt. Der Pizzabäcker prüft das Backen der Pizza, in dem er den Rand seitlich anhebt und die Pizza zum Feuer hindreht. Der Pizzabäcker bestreut den Ofenschieber mit etwas Mehl, damit die Pizza vom Schieber leicht in den Ofen gleiten kann. Das geschieht mit einem schnellen Ruck aus dem Handgelenk, wobei der Schieber in einem Winkel von 20 bis 25 Grad zum Ofenboden gehalten wird.» Wer schon verzweifelt gegen den Gähnreflex ankämpft: Das ist nur ein winziger Auszug eines neun Seiten umfassenden EU-Regelwerks. Das ist die «Verordnung (EU) Nr. 97/2010, zur Eintragung einer Bezeichnung in das Register der garantiert traditionellen Spezialitäten (Pizza Napoletana (g.t.S.))». Die erfolgte im Übrigen nicht auf Antrag der neapolitanischen Pizzabäcker, sondern als Reaktion auf einen Einspruch Deutschlands und Polens gegen die Verwendung des Begriffs «Pizza Napoletana».

Offensichtlich orientiert sich die «Republik» an einem in Journalistenkreisen beliebten Sprichwort: «Never let the truth get in the way of a good story.»

Drei angebliche Fakten gegengecheckt, Trefferquote 100 Prozent. Oder «alles falsch», wie der «Republik»-Autor schreiben würde. Immerhin zehn Prozent der gesamten Lügenvorwürfe. Und wie sagt doch das Sprichwort: «Wer einmal lügt…» Offensichtlich orientiert sich die «Republik» an einem in Journalistenkreisen beliebten Sprichwort: «Never let the truth get in the way of a good story.» Das wird Mark Twain zugeschrieben und begleitet den Journalismus bis heute.

Der «Leiter Inland und Autor Bundeshaus» bei der «Republik» hat in seiner Selbstdarstellung das Motto gewählt: «Schreiben, was ist. Und auch, was sein könnte.» Mit dem ersten Teil des Satzes ist bekanntlich der «Spiegel» vor Kurzem baden gegangen. Dem zweiten Teil lebt Urs Bruderer offensichtlich nach. Auch wenn er damit die «richtige» Haltung für wohl über 90 Prozent der «Republik»-Leser an den Tag legt: Bei einem Faktencheck, bei dem einer Nationalrätin vorgeworfen wird, sie habe in einer kurzen Rede 30 mal gelogen, hat Haltung nichts zu suchen. Wenn sie dazu dient, Fakten umzubiegen, Inkompetenz zu übertünchen, dann ist das nicht nur unprofessionell. Sondern fatal für das wichtigste Gut des Journalismus: seine Glaubwürdigkeit. Aber leider verlieren sich die «Expeditionsteams in die Wirklichkeit», wie die «Republik» ihren fehleranfälligen Journalismus nennt, allzu gerne in den Untiefen der Parteilichkeit, in den Sümpfen der Haltungs-Berichterstattung, im Dschungel der zurecht gebogenen Fakten.

Der Autor temperiert seinen Vorwurf «Lüge» auf «Fehler» herunter. Da aber in der Rede eine Fülle von Fehlern stecke, würden sie zu Lügen.

Wie aber kommentiert Bruderer sein Vorgehen? Etwa den Verzicht auf eine Anhörung der kritisierten Nationalrätin: «Anders als im Fall, wenn eine Person A gegen eine Person B Vorwürfe erhebt, erübrigt sich in diesem Fall die Gelegenheit zur Stellungnahme», erwidert Bruderer auf meine dementsprechende Frage, als ich ihm jene Gelegenheit gebe, die er Martullo-Blocher verweigert hat. «Wer den Begriff Rechtsakte durch den Begriff Richtlinie ersetzt, begeht einen Fehler. Einzelne Fehler können geschehen. Stutzig macht die Fülle an Fehlern in dieser Rede. Dies deutet darauf hin, dass Frau Martullo bewusst Unwahrheiten in Kauf genommen und verbreitet hat», teilt Bruderer auf Anfrage der MEDIENWOCHE weiter mit. Eine verwegene Logik. Er temperiert seinen Vorwurf «Lüge» auf «Fehler» herunter. Da aber in der Rede eine Fülle von Fehlern stecke, würden sie zu Lügen. Auch bei der Frage, wer denn die EU-Rechtsakte entwickle, zieht sich der Kritiker auf «wieder ein Fehler» in seiner Antwort zurück.

Ersetzen wir noch den Begriff «Fehler» mit «Ungenauigkeit», dann ist es so, zumindest in den drei hier geprüften Beispielen, dass ab einer gewissen Häufigkeit von Ungenauigkeiten sich diese in Fehler und die wiederum in Lügen verwandeln. Reserviert teilt Bruderer noch mit, dass er meine Einschätzung, dass das in Zeiten von Fake News und allgemeinen Problemen mit der Glaubwürdigkeit von Medien kein sinnvoller journalistischer Beitrag sei, «nicht teilt».

Auch im Fall des angeblichen Mobbing-Opfers an der ETH steht die «Republik» in steifem Gegenwind. «Mit nachweislich falschen Vorwürfen macht ein Online-Magazin Stimmung gegen die renommierte Hochschule», so drischt die «Sonntagszeitung» auf die «Republik» ein. Auf einer ganzen Doppelseite wirft das Blatt den Kollegen vor, dass diverse ihrer Thesen «einer Überprüfung nicht standhalten». Auch wenn die «Sonntagszeitung» ihrerseits dem Kontrahenten des angeblichen Mobbing-Opfers breiten Raum zur Gegenwehr gibt, ohne die andere Seite genügend zu hören: Die Vorwürfe der einseitigen, unbelegten und Fakten ignorierenden Berichterstattung gegen die «Republik» wiegen schwer. Vor allem, da sich eine Methode abzeichnet.

Wohin halsstarriger Haltungs- und Behauptungsjournalismus führen kann, hat nicht nur der «Spiegel» gezeigt.

Schlimmer noch: Auch hier zeigen die Journalisten der «Republik» ein sehr gestörtes Verhältnis zu Kritik. Ihre süffige Darstellung, dass ein ETH-Professor im Zusammenhang mit dieser Affäre Mitglied der Findungskommission bei der Suche nach einem Nachfolger des Departements-Chefs gewesen sei, «der sich selber finden und an die Spitze aufsteigen wird», stimmt offenbar nicht. Als die «Sonntagszeitung» die Autoren damit konfrontiert, reagieren die verstockt. Sie halten an ihrer Darstellung fest, «dies aufgrund der uns vorliegenden Dokumente und der Aussagen mehrerer unabhängiger Quellen». Diese Dokumente werden aber nur behauptet, nicht vorgewiesen. Während sich der Prorektor der ETH in der SoZ zitieren lässt, dass der Professor dieser Kommission nicht angehörte. Wohin solcher halsstarriger Haltungs- und Behauptungsjournalismus führen kann, hat nicht nur der «Spiegel» gezeigt.

Nur allzu selten greifen die internen Kontrollmechanismen wie im Fall der Gewerkschaft Unia. Wie die «Schweiz am Wochenende» enthüllte, war ein Autorenteam der «Republik» wochenlang auf einer weiteren «Expedition in die Wirklichkeit» und werkelte an einem 40 Seiten umfassenden Manuskript. Unter dem Titel «Der Apparat» sollte in einer «Republik»-typischen Serie mit sehr vielen Buchstaben dargestellt werden, wie sich die Unia in einen «rücksichtslosen Konzern» verwandelt habe. Nach der schon notorischen Methode, auf die Aussagen von einer Seite zu vertrauen und das Ganze dann mit grossem Trara verbal hochgerüstet und aufgeschäumt als Riesenbrummer zu präsentieren.

Auf meine konkreten Fragen zur Unia-Recherche antwortet der frischgebackene Chefredaktor der «Republik», Christof Moser nichtssagend: «Ich bin sicher, Sie werden im Sinne der branchenüblichen Gepflogenheiten verstehen, dass ich zu allenfalls laufenden Recherchen keine Auskunft geben oder Angaben machen kann.»

Aber, so weiss die «Schweiz am Wochenende», die Recherche wurde gestoppt, weil für einmal Zweifel aufkamen. Die internen Kritiker der Unia wandten sich daraufhin an CH Media. Dort lässt sich Moser so zitieren: «Allgemein gilt: Wir bringen Recherchen dann, wenn alle Fakten verifiziert sind und sie unsere hohen Qualitätsansprüche erfüllen.» Allgemein gilt: Wenn Fakten die hohen Ansprüche der «Republik» nicht erfüllen, dann werden die Recherchen trotzdem gebracht und dabei die Fakten, die durchgefallen sind, ausgelassen oder umgebogen. Obwohl ursprünglich Verifizieren etwas mit Wahrheit oder zumindest Wahrhaftigkeit zu tun hatte. Die Wirklichkeit wird das überleben, die «Republik» nicht.

Leserbeiträge

Lahor Jakrlin 09. April 2019, 17:37

Danke, einfach nur danke.

Walter Rohrer 15. April 2019, 15:29

Als Leser der Republik fühle ich mich mal grundsätzlich weder von dem hier diskutierten noch anderen Artikeln in meiner Mündigkeit oder in meinem Informationsbedürfnis verschaukelt. Ich verfüge über hinreichende Leseerfahrung, exegetischem Verstand und kann i.d.R. den Subtext eines Artikels verstehen. Dass Frau Martullo eine Art Kampfrede (Meinungsbildung, Abstimmung und Wahlkampf) vor ihrem Fanclub hielt, bedeutet, dass ihr dort die Fakten nicht so genau aufgedröselt wurden und man sich eher an der Rhetorik erfreute. Das sei ihr doch nachgesehen. Hier hat m.M. nach die Republik einfach aufgezeigt, wann die Rhetorik die Fakten zu stark strapaziert, weil doch die Rede irgendwie auch öffentlich war. So weit so gut.

Was aber Herr Zeyer und einige furiose Kommentatoren betreiben, schiesst für mich als Leser weit übers Ziel hinaus, klärt nicht wirklich auf, sondern vernebelt die Unterscheidung von „Textgattungen“, so dass einfach nur deutlich wird: Es geht schlicht und ergreifend um Republik-Bashing. So einen Schmarren sollte man sich schenken.

 

Lahor Jakrlin 15. April 2019, 16:28

Falsch.

Das heisst, dass Ihre Beurteilung zur Rede von Martullo-Blocher die Wahrheit ziemlich genau trifft: Martlullo-Blocher hatte verallgemeinert und die Regulierungs- und Parasiten-EU hervorragend illustriert.

Gleichzeitig ignorieren Sie, dass die Republik  eindeutig einen strammen linken Meinungsjournalismus betreibt (Sie werden nie Kritik an den Auswürfen linker Politiker wie Wermuth oder Levrat etc. finden), sowohl in der Themenselektion als auch in der Interpretation. Herr Zeyer schreibt übrigens auch von weiteren Desastern. Denken wir an den Bericht der US-Reise, welcher Relotius alle Ehre erweisen würde. Usw. usf.

Deshalb bin ich Herrn Zeyer ausserordentlich dankbar. Er hat den Faktencheck ernst genommen, und den Hetzartikel der Republik akribisch auseinandergenommen.

Klar, alles, was wir da pro und contra diesen urbanlinken Schickimicki-Journalismus schreiben, ist eigentlich obsolet. Was bleiben wird ist die Erinnerung, dass man es da mit einem Medium zu tun hat, welches nicht schreibt was ist, sondern was seine Leserschaft erwartet: Bashing der Bürgerlichen und Liberalen.

Toni Koller 15. April 2019, 20:59

Leider selber falsch, Jahor, wie oft muss man das noch wiederholen: René Zeyer hat Bruderers Artikel nicht „akribisch auseinandergenommen“, er hat gerade mal  3 von 30 Punkten beurteilt (an einem davon – dem Pizzastück – hat er sich dann sogar noch verschluckt). Man kann also vermuten, dass er an den übrigen 90 % nichts auszusetzen fand. Oder hat er sie gar nicht untersucht? Jedenfalls bietet Zeyer hier einen ziemlich intransparenten, willkürlichen  Faktencheck. Deine Dankbarkeit sollte sich in Grenzen halten.

Damit will ich die „Republik“ nicht von sämtlichen Zweifelhaftigkeiten entlasten. Aber zwischen „was die Leserschaft erwartet“ und „was ist“ gibt es gewiss nicht weniger Übereinstimmung als bei gewissen rechtsgewickelten Politpostillen.

Jedenfalls wirkt die Häme wegen dieses Martullo-Checks mit ihrer Verhältnislosigkeit hochgradig irrational.

 

 

 

 

 

Walter Rohrer 15. April 2019, 21:53

Mir ist eigentlich egal, welches Steckenpferd Zeyer und Sie reiten und wie Sie einzelne Medien glauben beurteilen zu können. Objektiv ist Ihre Schreibe ohnehin nicht. Als an echten liberalen Werten und Bürgertugenden orientierter Zeitgenosse traue ich mir zu, selber ein Urteil zu bilden. Alles andere ist, wie schon gesagt, furioses und sinn-loses Republik-Bashing.

B. K. 17. April 2019, 16:28

Ja, danke, einfach nur danke für ihre Transparenz. Vielleicht sollte ihnen die Republik ebenfalls 20’000 Schweizer Franken für ihre Dienste anbieten. Wie Sie es von der Raiffeisen verlangt haben sollen. Dann könnten Sie erst recht ein „doppeltes Spiel“ spielen, wie der Tagesanzeiger gestern schrieb.

„Sowohl bei Exponenten von Raiffeisen als auch von Quantum Global wurde Zeyer in den vergangenen Monaten vorstellig. Das bestätigen drei voneinander unabhängige Personen. Eine sagt, Zeyers Praktiken seien in der PR-Branche allgemein bekannt. Zeyer verlangte im Fall Bastos Geld für einen seiner wohlwollenden Artikel und bot sich im Fall Raiffeisen wie auch bei Quantum Global als PR-Profi für die Öffentlichkeitsarbeit an. Bei Raiffeisen legte er laut Quelle sogar ein Kommunikationskonzept auf den Tisch, das er zu Geld machen wollte. Kostenpunkt: 20’000 Franken.“

Oliver Fuchs, Republik 09. April 2019, 18:50

Wir erlauben uns in gebotener Kürze auf dieses Traktat zu antworten.

Wir müssen allerdings gestehen: Das ist aufgrund der einigermassen wirren Aneinanderreihung von Behauptungen nicht ganz einfach. Darum beschränken wir uns auf hier auf zwei konkrete Punkte und fügen die zugehörige Korrespondenz im Original an.

1. Der Faktencheck: Urs Bruderer hat auf die Nachfragen von Herrn Zeyer ausführlich und konkret geantwortet. Herr Zeyer zitiert aus dieser Antwort – wie wir finden – mindestens sehr selektiv. Hier der Mailverlauf: https://cdn.republik.space/s3/republik-assets/assets/medienwoche/2019-03-09-ein-paar-fragen.pdf

2. Die Berichterstattung der Schweiz am Wochenende: Hier hat Christof Moser Herrn Zeyer grundlegende journalistische Prinzipen nochmals dargelegt. Die Reaktion von Herrn Zeyer darauf lässt aus unserer Sicht ziemlich tief blicken. Hier der Mailverlauf: https://cdn.republik.space/s3/republik-assets/assets/medienwoche/2019-03-09-kleine-nachfrage.pdf

Gute Lektüre. (Zur USA-Reportage ein anderes Mal mehr…)

Lahor Jakrlin 09. April 2019, 19:21

OMG, jetzt beginnt das Relativieren. Wie wärs mit einer Entschuldigung und Entlassung der angesprochenen Relotius-Klone?

René Zeyer 09. April 2019, 19:38

Oh, eine «Erwiderung» in Form einer dümmlichen Verbalinjurie und der Präsentation des Mailverkehrs. Als «Community Redaktor» muss man ja keine grosse Ahnung von Journalismus haben, aber man kann lernen:

1. Ich habe Herrn Bruderer, soweit richtig beobachtet, Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben. Dass ich dann auf die Wiedergabe von Antworten wie «verstehe die Frage nicht» verzichtete, weiss der Leser sicher zu schätzen. Dass er der SVP-Nationalrätin weder vor noch nach der Publikation seiner Lügen-Story dazu Gelegenheit gab, zeugt vom unterirdischen Niveau der «Republik».

2. Die «Darlegung grundsätzlicher journalistischer Prinzipien» durch Herrn Moser war leider das Gegenteil von «bullshitfrei». Deshalb wollte ich das dem Leser weitgehend ersparen. Aber Herr Fuchs möchte ihn gerne damit quälen.

3. Gibt’s eigentlich auch ein Argument? Ein Gegenargument? Eines? Auch nur ein ganz kleines? Ein klitzekleines? «Zur USA-Reportage ein anderes Mal mehr»? Vielleicht sollte sich da der Community Redaktor kundig machen: 13 Fehler hat die «Republik» schon eingestanden. Und der Kronzeuge und die ETH und die Unia? Das ist ja nicht mal sackschwach, das ist schon bemitleidenswert.

4. Ich bitte doch die noch verbleibenden Verlegerinnen und Verleger der «Republik» inständig, Kurse für begleitetes Schreiben und Nachhilfe in Kritikfähigkeit anzubieten. Und Himmels willen, einer soll Oliver Fuchs schonend beibringen, dass es nicht hilfreich ist, sich noch zusätzlich lächerlich zu machen.

Lahor Jakrlin 09. April 2019, 21:27

Wieso rechtfertigen Sie irgendwas?

Ihr Artikel geht ins Detail und dokumentiert grässliche Zustände @Republik. Wir kritischen Lesenden fühlten diesen Meinungs- und Kampagnenjournalismus von Republik-Start an, doch wer nimmt sich schon die Mühe und verifiziert die Aussagen.

Nun hat es jemand, Sie, getan. Das wird sich herumsprechen und genügt. Republik kann jetzt richtig reagieren (sich entschuldigen und es in Zukunft besser machen), oder noch mehr zu einer Art Watson der 30’000 Zeichen pro Artikel werden. Das, die weitere Entwicklung, wird spannend sein.

Sie können sich jetzt zurücklehnen. Oder sich mal den Staatsfunk (bspw. Thema-Selektionskriterien und Verarbeitung beim Echo oder 10V10) vornehmen.

Toni Koller 09. April 2019, 22:25

Ach lieber Jahor: „Wer nimmt sich schon die Mühe und verifiziert die Republik-Aussagen? „René Zeyer jedenfalls nicht: Gerade mal 3 von 30 Punkten hat er angeschaut. Wie erklärt es sich wohl, dass alle drei ein Treffer waren … ? – Zu 90 Prozent der Aussagen von Urs Bruderer vernehmen wir jedenfalls nichts. Wahrscheinlich weil sie alle zutreffend sind. Dieses Republik-Bashing hat irgend ein Gschmäckle.

Lahor Jakrlin 10. April 2019, 07:55

Lieber Toni
Im Unterschied zu Bruderers Pamphlet  findet sich in Zeyers kein Fehler. Bruderer ist sicher dankbar, dass Zeyer nicht jede Anklage Bruderers durchleuchtet hat.

Doch wenn wir schon am rechnen sind: Wieso berücksichtigst Du die anderen Skandalfakes der Republik nicht? Etwa jene über ein Dutzend Lügen im US-Reisebericht? Usw. usf.

Republik produziert das, was seine Abonnenten gerne lesen. Dass das aber längst nicht das ist, was ist, das scheint  dem urbanen Mainstream völlig egal.

Traurige Sache, findest Du nicht?

M. Kamber 13. April 2019, 07:56

Sie sagen, der veröffentlichte Email-Verlauf (das nenn ich mal transparent!) unterstreiche „vollumfänglich die Ergebnisse von René Zeyer“. Wie um alles in der Welt kommen Sie zu diesem Schluss? Meine Empfehlung: Lesen, dann kann man sich die Schaumschlägerei in den Kommentaren weiter unten getrost ersparen (schont die Nerven).

Schütz Christoph 09. April 2019, 21:50

Ich hätte eine Frage an Herrn Zeyer: Was ist mit den anderen 27 angeblichen Lügen, die Herr Bruderer aufgelistet hat?

Und was mich etwas stutzig macht: Herr Zeyer hat sich offensichtlich intensiv mit dieser Rede auseinandergesetzt, schreibt aber den Namen der Autorin im Mailwechsel mit Herrn Bruderer konsequent falsch, ebenso jenen des Weltwoche-Journalisten.  Da fällt es mir irgenwie schwer, dem Rest der Schreibe von Herrn Zeyer Glaubwürdigkeit zu schenken.

 

 

Toni Koller 09. April 2019, 22:16

René Zeyers Faktencheck-Faktencheck in Ehren – natürlich ist Faktentreue gerade beim Checken derselben unabdingbar.

Gerne hätte man allerdings vernommen, was es mit Urs Bruderers übrigen 27 Bezichtigungen an Frau Martullo auf sich hat. Dazu schweigt sich Zeyer aus (die Überprüfung hätte ihm wohl statt der Polemisierfreude etwas Arbeit bereitet). So darf man jedenfalls annehmen, dass bei 90 % des brudererschen Faktenchecks tatsächlich Lügen und Desinformationen der SVP-Frau aufgedeckt werden.

Im übrigen hat Bruderer in Sachen „Pizza Napoletana“ – anders als vom Faktenchecker Zeyer behauptet – durchaus deutlich gemacht, dass dieser Pizza mit dem Zusatz „traditionale“ eine EU-Verordnung gilt (eine von vielen segensreichen Regulierungen im Bereich von Markenschutz und geschützter Herkunftsbezeichnung). Bruderer widerspricht einfach der martullischen Behauptung, die EU schreibe uns nächstens noch vor, wie wir unsere Pizza Napoletana zu backen hätten …

Womit sich die wahre Erfolgsquote des Zeyerschen Republik-Bashings in Sachen Martullo-Rede auf 6,66 Prozent reduziert. Dazu dafür jede Menge Herablassung. Merke: Die Häme ist keine gute Begleiterin des Faktencheckings. Das gilt für Bruderer und für Zeyer gleichermassen.

Lahor Jakrlin 09. April 2019, 22:29

Lieber Toni
Im Unterschied zu Bruderers Pamphlet  findet sich in Zeyers kein Fehler. Bruderer ist sicher dankbar, dass Zeyer nicht jede Anklage Bruderers durchleuchtet hat.

Doch wenn wir schon am rechnen sind: Wieso berücksichtigst Du die anderen Skandalfakes der Republik nicht? Etwa jene über ein Dutzend Lügen im US-Reisebericht? Usw. usf.

Republik produziert das, was seine Abonnenten gerne lesen. Dass das aber längst nicht das ist, was ist, das scheint  dem urbanen Mainstream völlig egal.

Traurige Sache, findest Du nicht?

Peter Bauer 10. April 2019, 01:15

Es ist falsch von der Republik hier von Lügen zu sprechen, das hat mich sehr am Artikel gestört. Lügen bedeutet, dass es vorsätzlich falsche Aussagen vom Redner sind, was nicht erwiesen ist.

Lahor Jakrlin 10. April 2019, 08:58

Welche der Lügen in den genannten Beiträgen sind nicht vorsätzlich? Nehmen Sie die Sache mit dem US-Reisebericht, wo u.a. ein politisch Andersdenkender  (kein Linker) völlig entstellt präsentiert wird. Oder die ETH-Sache. Oder dann eben die Haarspalterei um eine Pizza-Verordnung … wobei die hirnrissige EU-Verordnung zu Pommes und anderer Brüssel-Wahnsinn weniger der Rede wert sind. Oder der völlig irrelevante Vergleich der Beamtenzahlen Bern/Brüssel (ohne zu erwähnen, dass sich Unternehmer wie Martullo insbesondere gegen das Beamtenwachstum IN DER SCHWEIZ wehren (leider erfolglos).

Alles zusammengefasst: Republik lässt Meinungs- und Manipulationsjournalismus zu. Jetzt geht es doch nur darum zu erfahren, WARUM das so ist – bewusst oder unbewusst?

Ich bin sicher, dass diese Relotius-Stories bei der Republik tiefe Spuren hinterlassen werden. Wenn darauf eine Selbstreinigung folgt, muss dies nicht das Ende des urbanliberalen Experiments gewesen sein.

Alex Hofer 10. April 2019, 13:47

René Zeyers Text kommt ein bisschen zu plump und eintönig daher, als ich dem viel Glaube schenken könnte. Der Angriff auf Urs Bruderers Faktencheck verliert sich in Details, die mir den Eindruck geben, dass Zeyer verzweifelt nach irgendwelchen Fehlern sucht. In 30 Punkten hat er scheinbar nur drei womögliche Fehler gefunden. Und ob das Fehler sind? Man nehme zum Beispiel das Grossgedruckte „Offensichtlich hat Martullo den Begriff Richtlinien verwendet, weil sich der griffiger als Rechtsakte anhört. Aber eine Lüge ist das nicht.“ Zeyers Punkt betrifft die Wortwahl, die er bei Martullo (Richtlinie statt Rechtsakte) ok findet, bei Bruderer (Lüge statt Fehler) aber nicht. Dies lässt mich an Zeyers Faktencheck zum Faktencheck zweifeln (ein etwas griffiger Begriff wäre wohl ‚Bullshit‘).

Toni Koller 10. April 2019, 13:51

… also bei mageren drei Republik-Aussagen, die Zeyer checkte, hat er bereits bei einer falsch gecheckt (bei der Pizza-Sache, siehe dazu meinen anderen Beitrag). Damit liegt Urs Bruderers Fehlerquote bei knapp 7 Prozent (mehr wurde ihm nicht nachgewiesen), jene von Zeyer beträgt hingegen satte 33 Prozent …
Ich will die Schwächen der Republik nicht schönreden – aber statt in fehlerhafter Weise herumzupolemisieren, würde der eloquente Herr Zeyer mal besser vor der eigenen Türe wischen.

Barbara Mettler 10. April 2019, 15:41

Wenn Linke Statistik machen, kommt es eben so raus wie bei Ihnen Herr Koller QED, danke!

Aber Linke und Grüne sind ja auch der Meinung dass ihre rotgrünen Herrschaftsgebiete (Städte wie Bern, Biel/Bienne, Zürich, Lausanne…) „rentabel“ wären. Wer unfähig ist (oder zu dumm) ein Budget zu lesen sollte es besser sein lassen.

Es wäre noch interessant  auszuwerten wieso ausgerecht Bürgerliche bei den anspruchsvollen MINT-Fächern dominieren, während die Linken bei den anspruchslosen und unbrauchbaren Geistes“wissenschaften“ den Ton angeben.

Liana Zanin 14. April 2019, 23:34

Dieser Jahor Jakrlin wirft sich hier ja vehement ins Zeug, Botz Tuusig. Von Zeyer ganz zu schweigen.

Ich habe also ALLES noch einmal durchgelesen; die Rede MartUllo-Blochers, die Faktenchecks der Republik/Christof Mosers und den Artikel von René Zeyer in der Medienwoche. Was ich aber auch gelesen habe ist die verlinkte E-Mail Korrespondenz und den Link zur Legal acts – statistics der EU. Sehr interessant. Da muss ich Christof Moser und der Urs Bruderer ein Kränzchen winden; klar und transparent und erst noch alles innerhalb der vorgegebenen Zeit beantwortet. Bravo.

Tja, entweder Frau Martullo verwendet bewusst all diese ‚Ungenauigkeiten‘, dann sind es in meinen Augen eben Lügen. Wenn dem nicht so ist, sollten das Fehler sein oder Missverständnisse oder eben ‚Ungenauigkeiten‘, welche schon mal vorkommen können, dann hat diese Frau nichts aber wirklich gar nichts in der Politik oder irgendeinem führenden Amt oder Posten zu tun. Dann wäre sie einfach inkompetent um nicht zu sagen dumm. Und das glaube ich weniger.

Sie dürfen alle nicht vergessen, dass wir Leserinnen und Leser ja auch nicht auf den Kopf gefallen sind; wir checken die Fakten ja auch mit. Wir haben der Republik zwar Vorschusslorbeeren gegeben, aber damit einher ging und geht noch immer die Erwartung an ein sehr hohes journalistisches und ethisches Niveau in der Berichterstattung. Wir sind ja nicht erst gestern aus der Wiege gestiegen. Und von Kommunikation haben wir auch ’ne Menge Ahnung, Herr Zeyer Doktor.

Pöbelt ruhig weiter, ihr geifernden Hyänen. Mich bringt ihr damit nicht aus der Republik, äh aus der Ruhe.

Urs Bruderer 10. April 2019, 16:50

Gerne hätte ich in der Medienwoche eine Analyse dazu gelesen, ob Politikern zu schnell oder zu selten vorgeworfen wird, sie lögen.

Stattdessen lese ich einen konfusen Faktencheck eines Faktenchecks. Mit unglaublich vielen Worten vernebelt Herr Zeyer, dass Frau Martullo in den drei Punkten, die er gegengecheckt hat, falsch liegt. Es gibt keine 32’000 Richtlinien. Sie werden nicht von Kommissionsbeamten erlassen. Und die EU schreibt der Schweiz nicht vor, wie sie Pommes Frites zu fritieren oder eine Pizza Napoletana zu backen hat.

Herr Zeyer sieht Frau Martullo grosszügig nach, dass sie Richtlinien mit Rechtsakten verwechselt und dass sie so tut, als ob EU-Beamte den lieben langen Tag Richtlinien schreiben würden, die die Schweiz alle übernehmen müsse. Diese Grosszügigkeit ist meines Erachtens nicht angebracht. Diese Punkte sind wie die ganze Rede ein bewusster Versuch, mit falschen Fakten Stimmung gegen das Rahmenabkommen zu machen.

Herr Zeyer versteht die Wendung „wozu jede noch so unbedeutende Verordnung gehört“ nicht. Damit ist nicht gesagt, dass Verordnungen unbedeutend seien. Vielleicht glaubt Herr Zeyer, dass alle Verordnungen der EU bedeutend seien. Ich neige schwer zur Ansicht, dass es bedeutende und unbedeutende gibt.

Herr Zeyer kann eine in Klammern gesetzte und mit einem „überdies“ garnierte Nebenbemerkung nicht von einem Argument unterscheiden. Ich habe nie behauptet, dass Frau Martullo behauptet hätte, dass Bundesbern weniger Angestellte zähle als die EU-Kommission.

«Falsch, donnern wir dem Faktencheker» entgegen, schreibt Herr Zeyer, weil ich darauf hinweise, dass das Pizza-Napoletana-Rezept im Anhang einer EU-Verordnung von der Associazione Verace Pizza Napoletana geschrieben wurde. Dabei geht das aus dem Anhang hervor.

Herr Zeyer ist sehr streng mit Faktencheckern, hat aber ein grosses Herz für Politiker und Politikerinnen, die der Lüge bezichtigt werden. Auch die Donald Trump vorgeworfenen Lügen habe er nachrecherchiert, erzählte er in einer Talkshow. Von 147 seien nur 3 oder 4 belegbar falsch gewesen. Beweise musste er in der Talkshow keine liefern. Hier gelang es ihm nicht.

Lahor Jakrlin 10. April 2019, 17:20

Lieber Herr Bruderer

Herrlich, wie Sie versuchen, sich herauszuwinden. Try again! Vllt finden Sie im Artikel von Herrn Zeyer gar eine Kommalüge … pardon, einen Kommafehler! Heissa, DAS wär‘ dann ein Erfolg!

Spass beiseite: Ihr Angriff auf Martullo-Blocher war ein haarspalterischer, erbsenzählerischer Rohrkrepierer. Das ist es, was von der Sache in Erinnerung bleiben wird, Pommes oder Pizza hin oder her.

Und am skandalösen „Relotius“-USA-Reisebericht sind Sie, Glückspilz, ja nicht beteiligt!

Lieber Gruss

Sam Löw 10. April 2019, 18:26

 
Schade, haben Sie sich Punkt 4 von Herrn Zeyers Antwort an Herrn Fuchs nicht zu Herzen genommen.
Ihre Fähigkeit mit Kritik umzugehen erscheint mir erbarmungswürdig. Ob dies der Firmenkultur geschuldet ist oder der Fisch von oben stinkt oder die Fähigkeit Kritik anzunehmen schlicht nicht erforderlich ist für eine Anstellung bei der Republik, kann nicht nicht beurteilen. Aber Ihre Antwort ist peinlich und unwürdig.
Was haben denn Herrn Zeyers Aussagen im TV damit zu tun, dass er Ihnen zahllose Ungenauigkeiten und Irrtümer nachweist? Lächerlich.
 
Bereits als ich von Ihnen das Wort „Faktencheck“ gelesen habe, schrillten bei mir alle Alarmglocken. Zu Recht, wie sich herausstellte.
 
Gleich mehrere von Frau Martullos Argumenten sind entgegen Ihrer Behauptung keine Lügen.
 
In Ihrem Fall gehe ich hingegen nicht von Lügen aus, also dem bewussten Erzählen von Unwahrheit zur Manipulation des Empfängers. Sie wissen und können es einfach nicht besser.
 

René Zeyer 10. April 2019, 18:44

Urs Bruderer merkt zunächst nicht, dass er höchstselbst Zeugnis ablegt für den Unterschied zwischen seriösem Journalismus und der «Republik». Er hatte nämlich vor Publikation des Artikel Gelegenheit zur Stellungnahme, und er darf auch danach noch nachtreten. Wunderlich nur, dass ihn das selbst nicht wundert.

Aber das wäre noch kein Anlass, auf seine Versuche, auf einer Glatze Locken zu drehen, zu antworten. Wenn er nicht am Schluss etwas Ungehöriges machen würde. Doch zu seinem Pech will nicht nur seriöser Journalismus und Faktencheck gelernt sein, das gilt auch für polemisieren. Er will mir ein grosses Herz, Sympathien für Lügner wie Trump unterstellen. Nice try, wie man da in den USA sagen würde. Aber leider führt Bruderer nochmals den Beweis, dass ich seine Arbeitsweise in meinem Artikel richtig beschrieben habe. Er nimmt einen Auftritt von mir in einer Talkshow, um triumphierend zu behaupten, dort habe ich beweisfrei etwas gesagt. Leider ist es dem Recherchier-Genie Bruderer entgangen, dass ich hier in der MEDIENWOCHE den Beweis geliefert hatte.

Ich habe auch ein Herz mit verzweifelten Journalisten, hier ist der Link:

https://medienwoche.ch/2017/02/26/jetzt-waere-erst-recht-praezision-gefragt/

B. K. 17. April 2019, 16:44

René Zeyer merkt zunächst nicht, dass er höchstselbst Zeugnis ablegt für den Unterschied zwischen seriösem Journalismus und «PR».

Vielleicht hätte ihnen die Republik ebenfalls 20’000 Schweizer Franken anbieten sollen, um von ihnen eine positive «Berichterstattung» zu erhalten. So wie Sie es laut Tagesanzeiger von der Raiffeisen verlangt haben sollen.

„Sowohl bei Exponenten von Raiffeisen als auch von Quantum Global wurde Zeyer in den vergangenen Monaten vorstellig. Das bestätigen drei voneinander unabhängige Personen. Eine sagt, Zeyers Praktiken seien in der PR-Branche allgemein bekannt. Zeyer verlangte im Fall Bastos Geld für einen seiner wohlwollenden Artikel und bot sich im Fall Raiffeisen wie auch bei Quantum Global als PR-Profi für die Öffentlichkeitsarbeit an. Bei Raiffeisen legte er laut Quelle sogar ein Kommunikationskonzept auf den Tisch, das er zu Geld machen wollte. Kostenpunkt: 20’000 Franken.“

Robert Weingart 23. April 2019, 19:53

Wer Zeyers Schreibe mal etwas länger studiert, der könnte zum Schluss kommen, dass Zeyer selber eine Agenda hat…

Toni Koller 10. April 2019, 22:11

@Barbara Mettler: Und was hat ihr Einwurf mit dem brudererschen und zeyerschen Faktenchecking zu tun?Nix. Stattdessen kommt völlig ummotiviert ein Fuder von haltlosen Ressentiments gegen „Linke“.
Für solchen Unfug gibt es ja schon Motzerblogs genug. Schade, dass auch in der „Medienwoche“ nun schon auf solchem Niveau argumentiert wird.

Guido Biland 11. April 2019, 08:53

Die Kritik an der Republik ist mehr als berechtigt. Gestern (10.4.) hat die ETH zwei Berichte zum «Mobbing»-Fall publiziert. Daraus geht klar hervor, dass das Verhalten der umstrittenen Professorin «inakzeptabel» ist und die ETH-Führung viel zu spät reagiert habe. Es sind sich alle Untersuchungsinstanzen einig, dass die Professorin wegen mangelnder Sozialkompetenzen von der Doktorandenbetreuung fernzuhalten sei. Sie trifft also die Hauptschuld an diesem Konflikt. Der einzige Grund, warum die Entlassungskommission von einer Kündigung abrät, ist die verpasste formaljuristisch korrekte Vorbereitung auf das Entlassungsverfahren. Die Kommission will damit verhindern, dass die ETH in ein Gerichtsverfahren involviert wird. Man kann der ETH also höchstens vorwerfen, bei der Neutralisierung und Entfernung der Professorin nicht effektiv genug vorgegangen zu sein.

Wir erinnern uns: Die «Republik» und die «Weltwoche» ergriffen Partei für die mobbende Professorin und suchten die Fehler einseitig bei den Doktoranden und der ETH. Ein Musterbeispiel für miesen Kampagnenjournalismus.

Billo Heinzpeter Studer 13. April 2019, 13:07

Die Debatte bewegt sich auf dem Seil «Ich mag linke/rechte Schreibe», und weil das Seil schmal ist und beides nicht wirklich Platz drauf findet, wird gestritten, als ging’s ums Leben. Geht’s ja auch, genau genommen. Ich freue mich drum aufs akribische Sezieren von Artikeln in NZZ , TA, WW etc. und, warum nicht von Sendungen im «Staatsfunk» (was immer damit gemeint sein mag). Und dann schauma mal.

Liana Zanin 14. April 2019, 23:42

In der gesamten dreiteiligen Serie habe ich NIE die Aussage gelesen, dass Professorin Carollo kein Fehlverhalten vorzuwerfen ist. Im Gegenteil; die Journalisten waren bemüht, Aussagen beider Seiten zu erhalten. Keine der Studentinnen hatte den Mut. Und ja, genau das war das lausige Vergehen der ETH Führung: sie haben sich nicht an ihre eigenen Regeln gehalten als die Vorwürfe laut wurden. Sie haben es nicht mal geschafft, Carollo ‚richtig‘ zu entlassen. Peinlich und einer ETH unwürdig.

chris weiss 14. April 2019, 16:01

Herr Zeyer ist offensichtlich von der “Republik” angekäst – das hier ist ja schliesslich nciht seine erste Epistel gegen sie. Dabei nimmt er es sehr genau, wenn er meint, der “Republik” Ungenauigkeiten vorwerfen zu können, wendet aber die selben strengen Massstäbe nicht auf sich selbst an. Zu den oben länglich angeführten drei angeblichen Fehlern unter 30 aufgezählten “alternativen Fakten” von Magdalena Martullo: Martullo hat – auch nach Zeyers Ausführungen – von “21’000 Richtlinien” gesprochen. Was sogar nach Zeyer falsch ist, aber er betätigt sich als “Martullo-Versteher”: “Offensichtlich hat Martullo den Begriff Richtlinien verwendet, weil sich der griffiger als Rechtsakte anhört. Aber eine Lüge ist das nicht”.  Aha, wenn ich also künftig behaupte, in der Schweiz gebe es (fiktive Zahl!) 120’000 Gesetze, obwohl es nur 2000 gibt und der Rest Verordnungen, Beschlüsse etc. sind, dann darf ich das also gerne irgendwo so veröffentlichen. Macht ja nichts – ich habe nur den Begriff “Gesetze” gewählt, weil er sich griffiger anhört als “Rechtsakte”.  Sollte ich dafür kritisiert werden, wird mir Herr Zeyer sicher sofort zur Hilfe eilen – natürlich nur, so lange ich das nicht womöglich in der “Republik” tun würde. Dann fiele Herrn Zeyer sicher ein, dass das ein grober Fehler sei. Und das auch noch zurecht – schliesslich ist es ein Unterschied, ob z.B. eine EU-Verordnung für alle Mitgliedsstaaten verbindlich ist oder ob eine Richtlinie erst rechtsverbindlich wird, wenn die einzelnen Staaten sie umsetzen. Und eine Nationalrätin und Firmenchefin kennt die Unterschiede mit Sicherheit. Sie braucht Herrn Zeyers mitfühlende Interpretation ihrer Motive vermutlich wirklich nicht – denn ob sie das wirklich aus dem von Zeyer angeführten Grund getan hat, wissen wir nicht. Herr Zeyer, der bei anderen zurecht grossen Wert darauf legt, dass nur das geschrieben wird, was auch belegbar ist, geht im Ergründen der Motiviation von Magdalena Martullo lieber den Weg des Vermutens. Wer übrigens ganz genau wissen will, welche und wieviele Rechtsakte die EU jährlich erlässt, kann sich hier mal verweilen: https://eur-lex.europa.eu/statistics/2009/legislative-acts-statistics.html

 

Und “Bürokraten” erlassen nun mal tatsächlich keine Rechtsakte. Weder bei der EU noch in der Schweiz. Sie mögen Texte formulieren, vielleicht auch diese Regierungsmitgliedern – in der EU Kommissions- oder Ratsmitgliedern – vorlegen. Erlassen können sie sie nicht – das widerspräche der Gewaltenteilung in der Demokratie. Wenn man von anderen Genauigkeit einfordert, sollte man sich selbst auch daran halten. Zum Thema Pizza ist ja schon mehrfach alles gesagt.

 

Bei der “Republik”-Recherche zum Baukartell wurde nirgends behauptet, der als Zeuge benannte Bauunternehmer sei ein rein-weisses Schäfchen. Schon sehr früh im Text wurden Streitigkeiten, Pleiten etc. genannt. Allerdings hat das alles gar nichts damit zu tun, dass die Recherchen – auch basierend auf den Belegen des Bauunternehmers – richtig waren.

 

Mich beschleicht bei den Zeyer-Tiraden gegen die “Repbulik” immer der Eindruck, das sei jemand sauer, dass nicht er die Geschichte geschrieben hat (Baukartell) und/oder, dass die Nachweise jemanden treffen, der ihm politisch näher steht als die “Republik”.

Guido Biland 15. April 2019, 18:10

@chris weiss:

Genau so gut könnte man Ihnen und und all den anderen „Republik“-Verstehern hier „Republik“-Hörigkeit vorwerfen. Ich habe die Debatten in der „Republik“ erlebt. Man glaubt nicht, mit welcher Aggressivität dort gegen kritische Stimmen gekeift wird. Gewisse Teile der „Republik“-Community sehen in Andersdenkenden persönliche Feinde und Abtrünnige. Sie überbieten sich gegenseitig mit Kritik gegen Andersdenkende, dulden aber nicht die geringste Kritik an sich selber. Es ist wie bei Religionen: Man gehört zu den Gläubigen oder zu den Ungläubigen. Dazwischen gibt es nichts. Ich habe das Abo deshalb gekündigt. Auf pseudo-journalistischen Wahrheits-Fanatismus kann ich verzichten.

B. K. 17. April 2019, 12:28

„Mich beschleicht bei den Zeyer-Tiraden gegen die ‚Repbulik‘ immer der Eindruck, das sei jemand sauer, dass nicht er die Geschichte geschrieben hat (Baukartell) und/oder, dass die Nachweise jemanden treffen, der ihm politisch näher steht als die ‚Republik‘.“

Volle Punktzahl chris weiss! Der Tagi entlarvte gestern Zeyers „doppelte Spiel“: Das doppelte Spiel eines Wirtschaftsjournalisten .

Guido Biland 17. April 2019, 17:13

Die einfachste Methode, einen Gegner auszuschalten, ist, ihn öffentlich zu diskreditieren. Herr Zeyer stellt die Glaubwürdigkeit der „Republik“ in Frage und bringt Beispiele von fragwüdigen „Fakten“. Um auf seine Argumente nicht eingehen zu müssen, stellt man einfach die Glaubwürdigkeit von Herr Zeyer in Frage. „Republik“ absolviert, Zeyer tot, Job erledigt.

Das greift jetzt aber schon etwas zu kurz.

Es gibt viele freie Journalisten, die auch PR-Mandate annehmen, um überleben zu können. Das macht sie deswegen nicht zu lausigen Journalisten. Abgesehen davon kenne ich einige angestellte Redaktoren, die keine Problem damit haben, offizielle Verlautbarungen von Unternehmen und Behörden 1:1 zu übernehmen. Das kritische Hinterfragen ist ziemlich aus der Mode gekommen. Journalismus und PR sind stellenweise nicht mehr zu unterscheiden.

Der Punkt ist: Es spielt in diesem Fall keine Rolle, ob Zeyer ein doppeltes Spiel spielt. Die einzige Frage, die mich interessiert, ist, ob seine Aussagen zutreffen.

Abgesehen davon: Haben Sie schon einmal die Tiraden in der „Republik“ gezählt? Wer wie die „Republik“ aus allen Kanonen feuert, muss sich nicht wundern, wenn auch die Gegenseite die verbalen Kanonen auspackt und zum Mittel der Tirade greift. Die „Republik“-Autoren provozieren mit ihren Polemiken solche Reaktionen nachgerade. Wahrscheinlich absichtlich: Hauptsache, Publicity.

B. K. 18. April 2019, 12:07

„Dieses ‚Geschäftsmodell‘ ist offenbar nicht neu. Im Jahr 2007 untersuchte Zeyer die Internetauftritte der Bundesratsparteien. ‚Während CVP, SP und FDP gerade mal mittelmässige Noten erhalten, kommt in seiner Analyse die SVP klar am besten weg‘, berichtete damals das Onlineportal Derarbeitsmarkt.ch. Verantwortlich für den SVP-Auftritt war die Firma INM. Deren Geschäftsführer bezeichnet Zeyer in einem Beitrag auf Dieostschweiz.ch als ‚meinen Freund‘ – und er bestätigt, von ihm oder seinen Firmen Kommunikationsmandate erhalten zu haben.“

Dominique Strebel, Studienleiter an der Schweizer ­Journalistenschule MAZ, sagt: „Das zentrale Kapital eines Journalisten ist seine Unabhängigkeit. Wer über ­Bastos oder Raiffeisen journalistische Texte schreibt, soll sicher in diesem Bereich keine PR-Mandate akquirieren. Alles andere macht den Journalisten völlig unglaubwürdig.“

Ob ihn das zu einem „lausigen Journalisten“ macht, wie Sie sagen, weiss ich nicht. Aber es bestätigt chris weiss Eindruck. chris weiss hat i.Ü. Zeyers Gegenargumente des Faktenchecks schon ziemlich gut zerlegt.

Peter Beutler 21. April 2019, 17:22

Immerhin: Bei der „Republik“ kann sich jeder zu Wort melden. Das ist bei den meisten anderen Institutionen nicht der Fall.