von Nick Lüthi

Sie wird eine Lücke hinterlassen bei der SRG

Dass Ladina Heimgartner zu Ringier wechselt, ist eine schlechte Nachricht für die SRG. Die stellvertretende Generaldirektorin und Chefin des rätoromanischen Programms war die beste Botschafterin des Unternehmens.

Die Aufgaben sind nicht einfacher geworden für die SRG nach dem vermeintlich klärenden Volksentscheid zu «No Billag». Gegen die drohende Abschaffung liess sich sogar leichter argumentieren als gegen die schleichende Abwanderung des Publikums. Weiterhin muss die SRG darum den gesellschaftlichen Nutzen ihres medialen Service public glaubwürdig erklären und ihr Tun öffentlich legitimieren. Das Programm allein kann das nicht leisten. In der aktuellen Phase des Umbruchs braucht es darum neben weitsichtigen Strateginnen und Managern auch Botschafterinnen und Vermittler.

Eine, die das kann, ist Ladina Heimgartner. Dank ihrer Doppelrolle als Direktorin des rätoromanischen Radios und Fernsehens in Chur und als stellvertretende Direktorin der SRG in Bern ist sie stark im Unternehmen verankert. Die beiden Standbeine helfen ihr bei der Kommunikation. Während der «No Billag»-Kampagne konnte sie ebenso als Top-Managerin der SRG auftreten, wie auch als Minderheitenvertreterin der Rumantschia. Sie tat das ausgiebig und gab der SRG ein Gesicht, ein sympathisches. Ihr Beitrag zum glimpflichen Ausgang des Abschaffungsbegehrens darf deshalb nicht unterschätzt werden.

Nach «No Billag» wurde es ruhig um Ladina Heimgartner. Erst als sie vor zwei Tagen ihren Wechsel zu Ringier bekannt gab, machte sie wieder von sich reden. Auf Anfang 2020 wechselt Heimgartner in die Geschäftsleitung von Ringier. Man hat eigens für sie eine neue Stelle geschaffen. Wie sie in einem Interview schildert, sei man sich «im Rahmen eines Austauschs über ganz andere Themen» näher gekommen. Ringier hat Heimgartner also abgeworben, respektive ein unwiderstehliches Angebot gemacht. Als Leiterin des Corporate Center der Ringier Gruppe wird sie unter anderem «strategisch relevante Projekte» leiten und die Kommunikationsabteilung der Ringier AG führen.

Ladina Heimgartner hat noch ein paar Berufsjahre vor sich. Es ist durchaus vorstellbar, dass sie nicht das letzte Mal für die SRG gearbeitet hat.

Natürlich ist ein Wechsel nach 13 Jahren beim gleichen Arbeitgeber nachvollziehbar, umso mehr, wenn man im Unternehmen die höchsten Stufen erklommen hat, die unter den gegebenen Umständen erreichbar sind. Als SRF-Direktorin, die sie hätte werden können, nahm sich Heimgartner frühzeitig selbst aus dem Rennen. Damit blieb nur noch die oberste Spitze als Generaldirektorin. Doch dieser Posten wurde 2017 mit Gilles Marchand neu besetzt. Mit erst 39 Jahren hat Ladina Heimgartner noch ein paar Berufsjahre vor sich. So ist es durchaus vorstellbar, dass sie nicht das letzte Mal für die SRG gearbeitet hat. Wie man sich mit einem Abstecher in anverwandte Gefilde für höhere Aufgaben empfiehlt, zeigte Nathalie Wappler. Sie verliess SRF als Kulturchefin in Richtung MDR nach Deutschland und kehrte als gewählte SRF-Direktorin zurück.

Während mit Ladina Heimgartner das jüngste Mitglied der SRG-Geschäftsleitung das Unternehmen verlassen wird, rückt derweil das zweitjüngste stärker in den Fokus. Bakel Walden, Direktor für Entwicklung und Angebot, gilt als Mann der Stunde. Bei ihm laufen die Fäden von Projekten zusammen, welche die SRG für die Herausforderungen der kommenden Jahre fit machen sollen. Der Zufall wollte es, dass zeitgleich mit Bekanntwerden von Heimgartners Rücktritt auf dem Fachmagazin «Schweizer Journalist» gross Waldens Gesicht prangte. Verkörperte bisher in der öffentlichen Wahrnehmung Ladina Heimgartner die Zukunft der SRG, so trifft dieses Profil nun auf den fünf Jahre älteren Bakel Walden zu. Bei ihm ist der Zukunftsbegriff technologisch geprägt, bei Heimgartner stand der Service public im Zentrum. Eine starke SRG braucht beides. Darum tut sie gut daran, die Lücke, die mit dem prominenten Abgang entstehen wird, best- und schnellstmöglich zu schliessen. Das wird nicht einfach sein. Ein Kommunikationstalent und eine Sympathieträgerin zaubert man nicht einfach so aus dem Hut.

Leserbeiträge

Lahor Jakrlin 31. Oktober 2019, 20:11

Müssen Botschafter tatsächlich langweilig sein?

Heimgartner war in der Billag-Diskussion die nette, unschuldige Alibifrau. Niemand hatte von ihr strategische Höhenflüge oder gar Humor erwartet, uns sie erfüllte diese Erwartungen mit Leichtigkeit. Denn sie entsprach in etwa der Spannung der Eigenproduktionen des SRF-Programms.