Die Machtprobe: Worum es beim Kampf von «Bild» gegen Drosten geht
Dass «Bild» eine Kampagne fährt, ist nichts neues. Doch Dynamik und Machtverhältnisse haben sich verändert. Die Wellen, die die Zeitung auslöst, treffen sie zunehmend selbst.
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Dass «Bild» eine Kampagne fährt, ist nichts neues. Doch Dynamik und Machtverhältnisse haben sich verändert. Die Wellen, die die Zeitung auslöst, treffen sie zunehmend selbst.
Boulevardjournalismus lebt von Emotionen. Daten sind das pure Gegenteil. Geht das zusammen? Ein Erfahrungsbericht.
Friedrich Merz will CDU-Vorsitzender werden. Es könnte ein Richtungswechsel werden für die Partei, das Land und auch für Axel Springers «Bild».
Julian Reichelt, ehemals Schüler des Gymnasium Othmarschen, inzwischen Chefredakteur der «Bild»- Zeitung, über Werte, guten Journalismus und das Café Knips. Ein Interview mit der Schülerzeitung des Gymnasiums.
Für Matern Boeselager von Vice Deutschland ist es «einer der bizarrsten Texte, die je in der deutschen Sprache verfasst wurden». Und darum kommt der Journalist zu diesem drastischen Urteil: Die «Bild»-Zeitung hat in den USA drei Söhne des Halbneffen von Adolf Hitler ausfindig gemacht und sie aufgesucht; Hitler heisst keiner von ihnen. Das ist «Bild» herzlich egal. So liest man dann Zeilen, wie: «Hitler trägt kurze Hose» oder «Herr Hitler fährt Hyundai». Ein Interview, wie es «Bild» behauptet, fand gar nie statt. Dem Gesprächswilligsten der drei hat der «Bild»-Reporter «einfach wahllos Fragen durch das Fliegengitter vor seiner Tür zugerufen.» Boeselager bilanziert: «Das Bekloppte an dieser Geschichte ist natürlich, dass die Bild das für eine Geschichte hält. Wen soll interessieren, was die Nachkommen von Hitlers Halbneffen aus den USA über deutsche Politik zu sagen haben? Sind sie genetisch dazu prädestiniert, besonders tiefe Einblicke in die deutsche Seele zu haben? Oder ging es den Bild-Leuten doch nur darum, sich den Traum eines Interviews mit Hitler zu erfüllen?»
Der Fall des Genfer Regierungspräsidenten Pierre Maudet (FDP), der unter Korruptionsverdacht steht und zu den Umständen einer Abu-Dhabi-Reise gelogen hat, wäre eigentlich ein perfektes Boulevard-Thema. Doch im «Blick» liest man kaum etwas dazu. Der Grund liegt auf er Hand: Maudet ist seit Anfang Jahr «Blick»-Kolumnist. Den Eindruck, der «Blick» schütze Maudet in der Berichterstattung über die aktuelle Affäre, weist ein Ringier-Sprecher auf Anfrage von Tages-Anzeiger-Korrespondent Philipp Reichen zurück. Die Gewichtung der Berichterstattung über die Affäre Maudet werde «je nach Fall von der Redaktion festgelegt», so der Ringier-Sprecher weiter.
Viele kennen ihn als den Briefeschreiber von der «Bild»-Zeitung. Doch Franz Josef Wagner, dieser Tage 75 Jahre alt geworden, blickt auf ein reichhaltiges Reporter- und Journalistenleben zurück. Im Gespräch mit der «Basler Zeitung» erzählt Wagner, wie er zu dem wurde, was er ist. Ein «erstaunlich schönes, interessantes Interview», findet der Medienkritiker Stefan Niggemeier. Ein Urteil, dem man sich vorbehaltlos anschliessen mag.
Der jetzige BILD-Chef ist erst ein Überzeugungstäter und dann ein Boulevard-Journalist. Wahrscheinlich ist Julian Reichelt der gefährlichste Medienmacher, den die wiedervereinigte Bundesrepublik je erleben durfte.