The Good, The Bad & The Ugly XI
izzy-Comeback, Störgeräusch, linke Deals
The Good – Wiedersehen mit «Supercedi»
«Ich bin wieder da.» Manche mögen es als Drohung verstehen, für alle anderen ist es ein Versprechen: Cedric Schild ist zurück. Und wie. In bekannter Manier bringt der diplomierte Journalist und selbsternannte Aktionskünstler vor laufender Kamera massenweise Maskengegner dazu, sich doch zu verhüllen – gegen angebliche Videoüberwachung.
Nicht immer sah es nach einem Comeback aus. Zuerst ging die Gründungscrew von Bord, dann wurden einige aus der zweiten Generation entlassen. Und auch Cedric Schild hatte beim «Izzy Magazine» gekündigt. Doch jetzt ist Izzy als «Izzy Projects» wieder zurück bei seinem Ursprung: Silvia Princigalli, Florian Scholl und Supercedi übernehmen neben der «kreativen Verantwortung auch das Management». Das teilte Ringier diese Woche mit. Seit Freitag gibt es auch eine neue App.
Das sind gute Nachrichten. Denn Izzy im Allgemeinen und «Supercedi» im Speziellen sind eine Bereicherung für die Schweizer Medien. Mit ihren eigenwilligen und grenzwertigen Aktionen sorgten sie regelmässig für Verblüffung, aber auch für Gesprächsstoff darüber, wie weit Medien gehen dürfen.
Zum Beispiel als sich Schild als Major der Schweizer Armee ausgab und innert Kürze die vertraulichen Wachtpläne einer Militärkaserne in den Händen hielt. War das eine strafbare Amtsanmassung oder ein journalistischer Coup? Oder die inszenierten Kornkreise, mit denen Cedi und Izzy die Recherchefaulheit und Leichtgläubigkeit von Journalistinnen und Journalisten offenlegte. Er hält uns mit Charme und Schalk den Spiegel vor. Wir haben den Hofnarren vermisst. Jetzt ist er zum Glück zurück.
The Bad – Nervige Nachrichten-Trenner
Haben Sie es gehört? Ich auch kaum. Seit ein paar Tagen werden die einzelnen Meldungen in den Nachrichten von Radio SRF durch ein «dezentes akustisches Element» getrennt. Das solle als «Aufmerksamkeitssignal» dienen, wenn jemand bei einem Thema weghört. So steht es in den internen Unterlagen, welche die Neuerung erklären.
Nur: Das akustische Element klingt dermassen dezent, dass es als vermeintliches Störgeräusch irritiert. Der Ton war in den ersten Tagen so leise, dass man manchmal das Klick-Geräusch der Taste hörte, mit der die Sprecherin das Signal aktiviert. Wie man damit unaufmerksame Hörerinnen zurückgewinnen soll, bleibt schleierhaft.
Wenn schon, müsste der Trenner richtig reinknallen. Das würde den Zweck wenn schon besser erfüllen, wäre dann aber nicht mehr Service public, sondern Privatradio. Von dort kennt man die überfrachteten Nachrichten-Layouts. So auch das lästige Geblubber, mit dem Wortbeiträge unterlegt werden, um dem Gesagten mehr Zug zu verleihen. Wohl aus Furcht, man könnte langweilig sein. Was am bisherigen Konzept so schlecht gewesen sein soll, dass Schweizer Radio nun zu diesen zweifelhaften Massnahmen greift, erschliesst sich mir als regelmässigem Hörer nicht.
The Ugly – Für eine Handvoll Euro
Eigentlich wüssten sie es besser in Chur. Schliesslich hat meine Recherche vor zwei Monaten deutlich gemacht, auf welch grenzwertige Werbedeals sich «Die Südostschweiz» einlässt. Doch sie hat es wieder getan.
Am 13. Oktober veröffentlichte suedostschweiz.ch einen Artikel mit dem unverfänglichen Titel: «Chinas erstes Reha-Zentrum für Spielsüchtige hilft Süchtigen, der Falle des Online-Wettens zu entkommen».
Der Hinweis «Sponsored Content» macht hellhörig. Zu welchem Zweck fliesst hier Geld? Die Antwort findet sich in den Hyperlinks: Der Text will gar nicht gelesen werden, sondern dient nur als Vehikel, um einen Link unterzubringen. Das sieht man auch daran, dass der Artikel äusserst schlecht formuliert wirkt und möglicherweise gar maschinell erstellt wurde.
Der Link, um den es geht, führt auf eine Website mit einer Liste ausländischer Online-Casinos. Dabei handelt es sich um Anbieter, die in der Schweiz verboten und behördlich blockiert sind. Den Glücksspielerinnen im «Südostschweiz»-Publikum bringt der Link also gar nichts. Es geht vielmehr um Suchmaschinenoptimierung.
Wenn eine prominente und glaubwürdige Website wie suedostschweiz.ch auf eine Glücksspielseite verlinkt, dann verhilft das dieser zu besserer Sichtbarkeit in den Suchmaschinen. Allerdings verspielt «Die Südostschweiz» ihre eigene Glaubwürdigkeit – für ein paar hundert Euro, die ein solcher Deal in der Regel abwirft. Im August versprach der Verlag Besserung. Die besteht bis heute einzig darin, dass solche Link-Artikel als «Sponsored Content» gekennzeichnet sind. Zu welch zweifelhaftem Zweck hier Geld fliesst, erfährt das Publikum aber weiterhin nicht.
Ueli Custer 24. Oktober 2020, 15:32
Du sagst es, lieber Nick: „Wenn eine prominente und glaubwürdige Website wie suedostschweiz.ch auf eine Glücksspielseite verlinkt,“ Ich ergänze den Satz so: …dann ist sie bald einmal nicht mehr glaubwürdig. Die Verzweiflung muss gross sein, dass die Medien immer häufiger die Schaufel zur Hand nehmen, um ihr eigenes Grab zu schaufeln. Auch der Tagi reitet ja nach wie vor auf dieser Welle. Vor wenigen Tagen in der gedruckten Ausgabe mit einem „Sponsored Content“ für Pro Viande. Solche Werbeformen funktionieren ja nur, wenn niemand merkt, dass es bezahlte Werbung ist. Als Leser fühle ich mich da schlicht und einfach verarscht.