Teuer und mühsam: Die Streaming-Revolution ist die Hölle
Die Zahl der Services wächst, die Nutzer sollen mehr bezahlen und müssen dafür auch noch selbst suchen, wo sie jetzt was bekommen. Das ist ein schlechter Scherz.
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Die Zahl der Services wächst, die Nutzer sollen mehr bezahlen und müssen dafür auch noch selbst suchen, wo sie jetzt was bekommen. Das ist ein schlechter Scherz.
Heute beginnt die Fussball-WM in Russland. Ein Ärgernis für die Fans bleibt: Je nach Verbreitungsart sind die Fernsehbilder mit Verzögerung zu sehen.
Offiziell gilt das exzessive Serien-Gucken nicht als Sucht. Gemessen am Abhängigkeitspotenzial und an der Verhaltensweise der Betroffenen, weist indes vieles darauf hin, dass es sich sehr wohl um eine Suchtstörung handeln könnte. Wie man das problematische Nutzungsverhalten auch immer nennen mag, Fachstellen in der Schweiz sehen sich vermehrt mit einer Klientschaft konfrontiert, die ihren Serienkonsum nicht mehr im Griff hat, schreibt Camille Kündig auf «Watson». Was tun? Experten sehen die Verantwortung auch bei den Anbietern der TV-Serien. Eine mögliche Präventionsmassnahme könnte darin bestehen, nach dem Ende einer Episode einer Serie nicht automatisch zur nächsten überzuleiten und die Zuseher auf ihr Verhalten hinzuweisen. Aber daran haben Plattformen wie Netflix natürlich kein Interesse; sie leben von der Nutzunsgzeit – je mehr, desto besser, weil lukrativer.
Serien wie «Breaking Bad» oder «House of Cards» gelten als Romane des 21. Jahrhunderts. Und alle wollen immer mehr davon. Wie kam es zu diesem Hype? Und warum machen Serien süchtig? Yves Bossart spricht mit den kreativen Köpfen hinter den Serien «Der Bestatter», «Wilder» und «Seitentriebe».
In der medienpolitischen Diskussion wird ja immer wieder moniert, die gebührenfinanzierten Medien sollten sich aus dem Geschäft der Privaten heraushalten, sprich: das öffentliche Radio und TV soll keine «presseähnlichen» Inhalte anbieten, also auf Textnachrichten weitgehend verzichten. Dass diese Arbeitsteilung zwischen privaten und öffentlichen Medien entlang der Genregrenzen in Zeiten medialer Vollkonvergenz kaum haltbar ist, zeigt aktuell ein Vortoss der Gratiszeitung «20 Minuten» auf bisher fremdes Terrain. Mit dem Dokumentarfilm zum Mordfall Rupperswil bietet der Tamedia-Titel ein «TV-ähnliches» Angebot. Die 26 Minuten lange Produktion ist solide gemacht, rollt die schreckliche Bluttat anhand von Gesprächen mit Behörden und Betroffenen auf. Von der Machart her bewegt sich der Film im Bereich ambitionierter Regional-TV-Produktion.
Der Video-Streamingdienst Netflix erklimmt neue Rekordmarken: 118 Millionen Menschen weltweit haben ein Abo. Das sind 24 Millionen mehr als noch vor einem Jahr. An der Börse liegt der Wert des Unternehmens inzwischen bei 100 Milliarden Dollar. Das sei zehn mal mehr als Pro Sieben Sat 1, vergleicht Caspar Busse in der Süddeutsche Zeitung. Überhaupt mache die erfolgreiche US-Filmplattform den klassischen TV-Sendern zu schaffen. Und nicht nur ihnen. Selbst ähnliche Angebote wie Amazon Prime oder Hulu können mit Netflix nicht mithalten. Die grossen Unterhaltungskonzerne seien deshalb alarmiert und versuchten Terrain gutzumachen. So hat etwa Disney angekündigt, grosse Teile von 21st Century Fox kaufen zu wollen. Damit erhält die Mickey-Mouse-Company auch Zugriff auf den Netflix-Konkurrenten Hulu. Da der Wettbewerb vor allem über Inhalte ausgetragen wird, investieren alle Anbieter in eigene Film- und Serien-Produktion. Auch hier hat Netflix die Nase vorn, sowohl bei Quantität als auch Qualität, wie die aktuellen Oscar-Nominierungen zeigen. Das von Netflix produzierte Rassismusdrama «Mudbound» ist gleich dreifach nominiert für die begehrte Filmauszeichnung.
Zwei von drei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland im Alter von 14 bis 24 Jahren schauen täglich Videos auf Youtube. Hauptsächliches Ziel der Nutzung ist Unterhaltung. 88 Prozent geben dies in einer aktuellen Studie des Hamburger Marktforschungsunternehmens Appinio so an. Nachrichten und Journalismus werden schwach nachgefragt, am ehesten noch mit Dokumentarfilmen. Immerhin ein Viertel der befragten gab dies so an. Was die jungen Nutzer am meisten nervt, ist – wenig überraschend – die Werbung.
Das klassische Fernsehen verliert Zuschauer. Besonders Jüngere wenden sich ab, wie die aktuellen Nutzungsdaten belegen. Quotensieger im TV-Jahr 2017 ist wieder das ZDF.