Medien mit Millionengewinnen: Erfolg verpflichtet
2021 war finanziell ein gutes Medienjahr. Zuletzt präsentierte Ringier einen dreistelligen Millionengewinn. Erfolgreiche Medienunternehmen tragen eine Verantwortung – auch und besonders für den Journalismus.
Nun auch Ringier. Wie zuvor schon die TX Group, CH Media und die NZZ Mediengruppe vermeldet das Zürcher Medienunternehmen für das vergangene Jahr einen ausgezeichneten Geschäftsgang. «Bestes Ergebnis seit über zehn Jahren», schreibt die Ringier-Zeitung «Blick» zu den 124 Millionen Franken Gewinn (vor Steuern und Abgaben), die ihr Verlag 2021 erwirtschaftet hat. Aber auch kleinere Medienunternehmen darbten nicht. So schloss etwa die Meier & Cie AG in Schaffhausen (u.a. «Schaffhauser Nachrichten») nach eigenen Angaben «das Geschäftsjahr 2021 solide ab». Oder «Radio Rhône» in Sion: Der Lokalsender konnte dank einem Anstieg der Werbeeinnahmen einen positiven Abschluss vorlegen.
Diese Ergebnisse wollen so gar nicht zu dem Bild passen, das die gleichen Unternehmen vor noch nicht allzu langer Zeit gezeichnet hatten.
Unter dem Strich geht es den Grössten am besten. Sowohl die TX Group als auch Ringier weisen dreistellige Millionengewinne aus. Diese Ergebnisse wollen so gar nicht zu dem Bild passen, das die gleichen Unternehmen vor noch nicht allzu langer Zeit von sich selbst und der Medienbranche insgesamt gezeichnet hatten. Als im vergangenen Februar die Frage im Raum stand, ob der Staat mit einem Rettungspaket ebendiesen (und auch vielen anderen) Verlagen unter die Arme greifen sollte, konnte man den Eindruck gewinnen, dass es Matthäi am Letzten sei. Das Lobbying der Chefs von TX Group und Ringier für einen Ausbau der Medienförderung erwies sich als kontraproduktiv. Es war mit ein Grund, warum die Vorlage an der Urne scheiterte.
Die Millionengewinne zeigen eindrücklich, wie die Medienunternehmen die Herausforderungen des digitalen Wandels gemeistert haben. So macht bei Ringier das Digitalgeschäft mit den Online-Marktplätzen bereits über 70 Prozent des Gewinns aus, während dieser Anteil vor zehn Jahren noch inexistent war. Ein wichtiges Element im Digitalgeschäft von Ringier und TX Group ist die Zusammenführung der Online-Marktplätze der beiden Unternehmen in der Swiss Marketplace Group SMG. Die Bedeutung dieses Joint Ventures sah man im Abschluss der TX Group für 2021. Aus der Wertsteigerung nach der Fusion resultierte für die SMG ein Buchgewinn von 779 Millionen Franken. Ringier wies den Wert nicht als Gewinn aus, hätte das buchhalterisch aber auch tun können.
In Osteuropa trägt Ringier zudem mit seinem breiten Portfolio an Medientiteln eine spezielle Verantwortung.
Dieser Erfolg verpflichtet. Mit ihrem (reichweiten-)starken Medienangebot tragen Ringier und TX Group zur freien Meinungsbildung und damit zum Funktionieren der Demokratie bei. Damit sie diese noble Aufgabe bestmöglich erfüllen können, müssen sie die dafür erforderlichen Ressourcen bereitstellen. Bei der TX Group und insbesondere ihren Tamedia-Zeitungen hatte man in den letzten Jahren nicht immer den Eindruck, dass dies ausreichend der Fall war. Ringier dagegen schuf in den letzten Jahren insbesondere bei «Blick TV» Dutzende neuer Journalismus-Stellen. In Osteuropa trägt Ringier zudem mit seinem breiten Portfolio an Medientiteln eine spezielle Verantwortung. In Ländern wie Serbien, Ungarn oder Polen mit einem durchzogenen demokratischen Leistungsausweis spielen unabhängige Medien eine ungleich wichtigere Rolle im öffentlichen Diskurs als in der Schweiz.
Victor Brunner 11. Mai 2022, 09:02
Schnell ändern die Zeiten. Vor der Abstimmung zur Medienförderung vorgezogene Trauerreden. Nach der Abstimmung die grossen Gewinne für 2021. Wie glaubwürdig sind die Medien noch?
Ueli Custer 11. Mai 2022, 10:11
Leider sind die nach vor zahlreichen Kleinverlage bezüglich ihres Finanzerfolges äusserst zugeknöpft. Ich glaube nicht, dass es ihnen so glänzend geht wie den Grossen. Sonst würden nicht immer mehr dieser Kleinen bei den Grossen Unterschlupf suchen.