AUF DEM RADAR

Täglich lesen, was die Medien bewegt.
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Von Montag bis Freitag vier aktuelle Lektüretipps aus schweizerischen und internationalen Publikationen zum Medienwandel. Ausgewählt und kommentiert von Nick Lüthiredaktion@medienwoche.ch Jetzt auch als Newsletter abonnieren.

Warum Fakten heiliger denn je sind

Eine gefährliche Tendenz, die sich in weiten Bereichen des Journalismus beobachten lässt: Der Stellenwert der Fakten erodiert. «An die Stelle des Fakts tritt schleichend das Narrativ. Journalisten sind entsprechend nur noch dazu da, Leute erzählen zu lassen, wie sie etwas erlebt haben, wie sie etwas empfinden – oder, was sie irgendwo von irgendjemandem gehört haben. Und ehe man sich‘s versieht, ist alles beliebig.» Mit Journalismus habe das nicht mehr viel zu tun, schreibt Dr. Deutsch bei den Salonkolumnisten: «Meinung ohne Fakten ist bestenfalls Literatur, aber kein Journalismus.»

Journalistenfrage 2.0

Der französische Fussballverband wollte bei einer Medienkonferenz vor dem WM-Start mit Nationalmannschaftsstürmer Antoine Griezmann keine Fragen zulassen zu dessen Zukunft bei seinem Club Atletico Madrid; ein Thema, das vor allem spanische Journalisten interessiert. Um solche Fragen möglichst zu unterbinden, wurde die Konferenz auf Französisch abgehalten. Doch ein spanischer Reporter wusste sich zu helfen: Er griff zu seinem Smartphone, tippte die Frage in ein Übersetzungsprogramm, hielt das Mikrofon an die Sprachausgabe und eine synthetische Stimme trug das Anliegen auf Französisch vor. Beantwortet wurde die Frage allerdings nicht. Griezmann zeigte sich aber sichtlich amüsiert ob des cleveren Vorgehens des spanischen Journalisten.

Schweizer Datenschutz im Verzug

Die Revision des Schweizer Datenschutzgesetzes DSG soll noch bis Ende 2019 dauern. Das ist viel länger als ursprünglich geplant und könnte unangenehme Folgen nach sich ziehen. «Da die EU schon Fakten geschaffen hat, muss die Schweiz pressieren und in einigen Bereichen Tempo machen», schreibt Christoph Grau in CE Today. Wenn die Schweiz den Prozess nicht beschleunigt, könnte sie die Anerkennung als «Drittstaat mit einem angemessenen Datenschutzniveau» verlieren.

Sind kabellose Ohrhörer die Anzeichen einer nächsten Revolution?

Man sieht sie immer mehr im öffentlichen Raum: Die weissen Airpods von Apple – kabellose Ohrhörer – entwickeln sich langsam aber sicher zum Massenphänomen. Welche gesellschaftliche Bedeutung diese Entwicklung haben könnte, beschreibt Ian Bogost ausführlich in «The Atlantic». So stellt er die Airpods in eine Reihe mit der prägenden Rolle von Personalcomputer und Smartphone für die Art, wie wir Menschen miteinander kommunizieren.

Weitere Beiträge dieser Woche

SRF will an den Erfolg von «Der Bestatter» anknüpfen

Mit einem durchschnittlichen Marktanteil von 40 Prozent und jeweils rund 700’000 Zuschauern pro Folge, ist die TV-Serie «Der Bestatter» eine der erfolgreichsten Produktionen des Schweizer Fernsehens SRF überhaupt. Doch nun ist Schluss. Dieser Tage wird die siebte und letzte Staffel gedreht, die im kommenden Jahr ausgestrahlt wird. Wie geht es weiter? Kommt nun die Serien-Flaute? Mitnichten, erklärt Urs Fitze, der Film- und Serienchef beim Schweizer Fernsehen, im Gespräch mit Philippe Zweifel vom Tages-Anzeiger. SRF will direkt an den Erfolg des «Bestatters» anknüpfen: «Wir werden in den kommenden Monaten intensiv eine neue Krimiserie als Nachfolge für ‹Der Bestatter› suchen.» Diese soll offenbar wieder regional verankert sein und ein ähnliches Budget haben wie «Der Bestatter».

Die «Republik» mischt den Bündner Wahlkampf auf

Mancherorts liegen die Nerven blank, nachdem das Online-Magazin «Republik» im Vorfeld der Regierungs- und Grossratswahlen im Kanton Graubünden detailliert beschrieben hatte, wie sich das lokale Baugewerbe mit illegalen Absprachen öffentliche Aufträge zugeschanzt hatte und die zuständigen Politiker beide Augen zudrückten. Das Baukartell dominierte den Wahlkampf und auch den Ausgang der Wahl. Dass die betroffenen SVP- und BDP-Magistraten nicht besonders gut auf die «Republik» zu sprechen sind, ist darum nachvollziehbar. In seiner Reportage vom Wahlsonntag dokumentiert die «Republik» das teils haarsträubende Verständnis der Politiker von der Rolle der Medien.

ARD und ZDF künftig ohne «presseähnliche» Angebote

Der Streit dauerte sieben Jahre, nun scheint man eine Lösung gefunden zu haben: In Deutschland einigten sich Verleger und Vertreter der öffentlich-rechtlichen Medien über den Umfang der Online-Aktivitäten von ARD, ZDF und Deutschlandradio. Lange Texte ohne Sendungsbezug würde es in ihren Digitalangeboten damit nicht mehr geben. Ulrike Simon berichtet für «Horizont» über die wegweisende Reform, die auch eine Signalwirkung für den ähnlich gelagerten Streit in der Schweiz haben könnte.

Spanische Fussball-Liga setzt App als Spionage-Tool ein

Um herauszufinden, ob Bars und Restaurants Fussballspiele ohne das entsprechende Pay-TV-Abo zeigen, setzte die spanische Fussball-Liga ihre App als Spionage-Tool ein. Nutzer, die das Kleingedruckte nicht lasen, willigten dazu ein, dass ihr Standort aufgezeichnet und das Mikrofon des Smartphones aktiviert werden durfte. So konnte die Liga eruieren, wo sich der Fan aufhält und die Daten mit den Pay-TV-Abos abgleichen.