Woran Journalismus-Roboter scheitern
Es gibt zwar einige Projekte, die mit viel Aufwand automatische Sport-, Wetter- oder Börsenberichte erzeugen. Aber in der Breite sind Algorithmen im Journalismus noch nicht angekommen. Was steht dem im Weg?
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Es gibt zwar einige Projekte, die mit viel Aufwand automatische Sport-, Wetter- oder Börsenberichte erzeugen. Aber in der Breite sind Algorithmen im Journalismus noch nicht angekommen. Was steht dem im Weg?
Das Bewerbungsschreiben der Roboter-Journalisten: Bei Tamedia kommt Textroboter «Tobi» beim anstehenden Abstimmungssonntag erstmals schweizweit zum Einsatz und wird die Resultate aller 2’222 Gemeinden des Landes abdecken.
«Warum muss eigentlich ein kollaboratives Online-Lexikon wie die Wikipedia von menschlichen AutorInnen verfasst werden?» Philip Parker hätte da eine Lösung: Die Einträge der Enzyklopädie könnten von Software automatisch und ganz ohne unmittelbares menschliches Zutun verfasst werden. Parker ist kein Fantast, sondern Wirtschaftswissenschaftler und Unternehmer. Mit seinem Verlag ICON Group International hat Parker bereits eine Million automatisch generierter Titel herausgegeben. Sachbücher wie «The 2016-2021 World Outlook for 3D Medical Imaging» richten sich an ein Nischenpublikum, das auch den stolzen Preis 995 US-Doller zu berappen bereit ist. «Algorithmen sind im Long Tail-Business bereits definitiv die besseren Autoren», zitiert Stefan Weber auf Telepolis den Unternehmer Parker.
Die Autorenzeile des Artikels lautet: «Ihr Tobi, Textroboter» Tobi hilft dem Tages-Anzeiger bei der Abstimmungsberichterstattung. Für 526 Gemeinden der Kantone Bern und Zürich produzierte der Textroboter am vergangenen Abstimmungswochenende «individualisierte Texte aus Textbausteinen». Wer eine Postleitzahl eintippt, kriegt einen Artikel angezeigt, der die Resultate der betreffenden Gemeinde referiert. Der automatisch generierte Text lässt sich zudem personalisieren, indem man sein persönliches Abstimmungsverhalten angibt und Tobi dieses im Verhältnis zu den Ergebnissen reflektiert. Der Einsatz von Tobi zeigt, wohin die Reise mit dem Roboterjournalismus gehen könnte. Im vorliegenden Fall gleicht das Experiment noch weitgehend einer Spielerei und bietet gegenüber «händischer» Berichterstattung keinen wirklichen Mehrwert. Wie es weitergeht? Die Autoren schreiben: «Wenn die Ergebnisse ermutigend sind und die Reaktionen der Leserinnen und Leser positiv ausfallen, können wir uns vorstellen, Tobi bei zukünftigen Abstimmungen oder sogar Wahlen einzusetzen.»
Wer hat es geschrieben – Mensch oder Maschine? Diese Frage wird sich bei Artikeln zukünftig immer häufiger stellen. Inzwischen verfassen Algorithmen zehntausende Texte pro Tag. Der sogenannte Roboterjournalismus ist vor allem in den USA schon angekommen. Die Technik ist umstritten: Profitieren Journalisten von der Arbeitserleichterung oder stehen sie schon in wenigen Jahren auf der Straße? Weiterlesen …
«Roboter-Journalismus»: Computer erstellen aus Daten lesbare Texte. Das erleichtert Journalisten und Finanzdienstleistern das Handwerk. Doch die Automation hat Schattenseiten.
Der Medienkonzern Tamedia startet einen Versuch mit computergenerierten Nachrichten, und die Depeschenagentur SDA setzt künftig bei ihren Sportmeldungen auf Computerunterstützung.