Als NZZ-Volontär bei Economiesuisse
Die Neue Zürcher Zeitung bietet ein Volontariat im Wirtschaftsressort für frischgebackene Ökonomen an – Seitenwechsel inklusive. Nach sechs Monaten auf der Redaktion gehts direkt in die Kommunikationsabteilung des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse. Peter A. Fischer, Leiter der NZZ-Wirtschaftsredaktion, spricht von einem «Experiment» und hält die Kooperation für «nicht problematisch».
Erstmals bietet die NZZ ein zweiteiliges Volontariat an, bei dem ein Volontär nach einem halben Jahr auf der Wirtschaftsredaktion auf die andere Seite, in die Kommunikationsabteilung von Economiesuisse, wechselt. «Economiesuisse fragte uns an, ob wir mit ihnen ein kombiniertes Volontariat durchführen wollen», sagt Peter A. Fischer, Leiter der Wirtschaftsredaktion. Zwei Hochschulabsolventen sollten die Chance bekommen, einen Einblick in beide Karrierewege zu erhalten: sowohl Journalismus bei der führenden Wirtschaftszeitung als auch Verbands-PR beim Dachverband der Wirtschaft.
Im institutionalisierten Seitenwechsel sieht Fischer kein Problem: «Wir werden den Volontär nicht einsetzen, um über Economiesuisse zu schreiben», erklärt Fischer auf Anfrage der MEDIENWOCHE. Dennoch: Der Dachverband der Schweizer Wirtschaft hat in verschiedenen Bereichen klare Positionen, etwa bei Energiefragen, bei der Zuwanderung oder der Nationalbank-Politik. All diese Themen kann ein Volontär nicht einfach aussparen. Fischer sagt dazu: «Ein Volontär muss ja keinen Leitartikel schreiben, sondern das journalistische Handwerk lernen, also die Instrumente und Abläufe sowie die Schnittstelle zwischen Print und Online kennenlernen.» Nach Volontariatsende müsse sich der Volontär schon für eine Seite entscheiden und könne nicht gleichzeitig im Journalismus und der Verbandskommunikation tätig sein.
«Economiesuisse zahlt ihren Teil und wir unseren», sagt Fischer auf die Frage zur Finanzierung. Lohn und Spesen würden hälftig bezahlt – zusätzliches Geld sei keines geflossen. Ob eine ähnliche Kooperation auch mit einem anderen Verband, etwa mit der Unia, Swissmem oder dem Gewerbeverband möglich wäre? «Ich wüsste nicht wieso», sagt Fischer. Die Kapazitäten seien beschränkt. Bei diesem kombinierten Kurs handle es sich um ein Ausprobieren. Da Economiesuisse ein Dachverband sei und sich mit ähnlichen volkswirtschaftlichen Grundsatzfragen auseinandersetze wie die NZZ, sei die Kooperation nicht problematisch. Wie realistisch wäre eine vergleichbare Ausbildungszusammenarbeit mit UBS, CS, ZKB oder einer anderen Bank? «Das wäre wohl schwierig», sagt Fischer.
Filip Zirin 03. August 2011, 13:44
Diese Idee zeugt von Humor… Wieso sollte man den angehenden Journalisten das eigene und freie Denken beibringen und dann später darauf waren, bis sie nur noch die Verbandsmeldungen übernehmen. Das kann man alles auf eine Schlag erledigen – Zeit und Geld gespart. Voilà! (Kopfschüttel)
Nick Lüthi 03. August 2011, 17:50
Oder um Kollege Günter Hack zu zitieren, der drüben bei Google Plus geschrieben hat: «Gibt es seit neuestem einen Unterschied zwischen NZZ und Economiesuisse?»