Die MEDIENWOCHE ist ein digitales Magazin für Medien, Journalismus, Kommunikation & Marketing. Die Redaktion beobachtet und begleitet publizistisch die Entwicklung der Branche in der Schweiz, verfolgt aber auch internationale Trends. Neben den redaktionellen Eigenleistungen bietet die MEDIENWOCHE mit dem «Medienmonitor» (zweimal wöchentlich) und der wochentäglichen Rubrik «Auf dem Radar» Lektüreempfehlungen aus nationalen und internationalen Medien.
Die Journalisten Jochen Bittner und Josef Joffe (ZEIT) haben eine einstweilige Verfügung gegen das ZDF erwirkt, durch die ein Beitrag der Satiresendung “Die Anstalt” untersagt wird, in dem Verbindungen der Journalisten zu transatlantischen Lobbyverbänden dargestellt wurden.
Am Reporterforum vom vergangenen Samstag in Zürich hielt Jolanda Spiess-Hegglin die Eröffnungsrede. Die frühere Zuger Kantonsrätin blickte auf die Zeit seit Ende 2014 zurück, als nach einer mutmasslichen Vergewaltigung die Berichterstattung über den ungeklärten Vorfall ihr Leben nachhaltig prägte und stark veränderte. 2000 Artikel über sie wurden veröffentlicht. «Und wissen Sie, wieviele dieser fast 2000 Artikel aufgrund Akten und Fakten recherchiert waren?», fragte Spiess-Hegglin. «Im Jahr 2015 war es einer.» Und dieser eine wurde damals auf Druck der Gegenpartei gelöscht. Das Gros der Medien hätte sich auch auf sie eingeschossen, weil sie ihr Spiel nicht mitgemacht habe: «Man hätte von mir erwartet, dass ich während einem Interview zusammenbreche. Man hätte mich mit Tränen in den Augen fotografieren wollen. Doch stattdessen war da immer diese Frau, die lächelte. Die stolz bleiben wollte.»
Keine Frage von links und rechts: Aktuell wird wieder viel darüber gestritten, ob Journalistinnen und Journalisten eine Haltung haben dürfen – oder müssen.
Der Vertrauensverlust, der mit der Rede vom «postfaktischen Zeitalter» einhergeht, bedarf einer neuen Ethik. Eine ZHAW-Studie zeigt, wie stark sich Journalisten an einer professionellen Pflichtethik orientieren.
Rechtspopulisten sind gegen Journalisten, brauchen sie aber auch, um Öffentlichkeit zu bekommen. Das bringt Medien in ein Dilemma: Lassen sie sich von Populisten für deren Agenda benutzen? Wie können sie es vermeiden? Eine Sendung über die Probleme, die das Berichten über Rechtspopulismus mit sich bringt.
«Tiefer Ausschnitt, enge Lederhosen»: An dieser Beschreibung in der «Bilanz» hat eine MIT-Wissenschaftlerin keine Freude. Das Magazin reagierte sofort.
Häufig wird so getan, als sei kritischer, sorgfältiger Journalismus nur dann möglich, wenn Journalisten sich nicht von ihren Werten leiten lassen. Das stimmt nicht
Mathias Döpfner, Chef von Axel Springer und Vorsitzender des deutschen Verlegerverbands BDZV, kritisierte in einer Rede jüngst auf dem Verlegerkongress in Berlin die Berichterstattung über die Straftaten von Asylbewerbern, Flüchtlingen und anderen Ausländern. Die Medien sollten solchen Vorkommnissen grösseres Gewicht beimessen. Als aktuelles Beispiel nennt Döpfner den Mordfall von Chemnitz. «Am Tag nach dem möglichen Mord in Chemnitz berichteten null von zwölf überregionalen Medien, die ich mir angeschaut habe, auf der Titelseite», beklagt sich der Verleger. Medienwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Meier hält dieser Sichtweise entschieden entgegen: «Dass null von zwölf überregionalen Tageszeitungen über einen Totschlag in Chemnitz berichten, entspricht absolut den journalistischen Qualitätsstandards. Die Zeitungen müssten sonst im Schnitt an jedem Tag im Jahr über einen Mord oder Totschlag auf der Titelseite berichten.» Auch sonst geht Meier mit Döpfner hart ins Gericht: «Dass die Zeitungen zu wenig und zu wenig prominent über die Straftaten von Asylbewerbern, Flüchtlingen und anderen Ausländern berichten würden, ist ein wesentlicher Teil der Propaganda rechtsnationaler Gruppierungen.»