Wie Berner Zeitungen die Stimmung anheizen
Es braucht nicht viel, um fremdenfeindliche Sprüche zu provozieren. Es reicht völlig, wenn Journalisten ihre Arbeit nicht machen.
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Es braucht nicht viel, um fremdenfeindliche Sprüche zu provozieren. Es reicht völlig, wenn Journalisten ihre Arbeit nicht machen.
In der Stadt Schaffhausen hat sich Ende September eine Mehrheit der Stimmberechtigten dafür ausgesprochen, das Öffentlichkeitsprinzip unangetastet zu lassen. Damit bleibt es den Medien auch weiterhin möglich, ohne prohibitive Gebühren amtliche Dokumente einzusehen und daraus zu zitieren. Gegen die von Behörden und praktisch sämtlichen Parteien geforderte Einschränkung wehrte sich die direkt betroffene Zeitung «Schaffhauser AZ». Sie ergriff dazu das Referendum und konnte in der Abstimmung die Bevölkerung von ihrem Anliegen überzeugen. In einer Kolumne im Medienmagazin «Edito» wertet AZ-Co-Redaktionsleiter Marlon Rusch das Ergebnis als Vertrauensbeweis in die Medien: «60 Prozent der Stimmbevölkerung entschieden sich gegen das Establishment, gegen die etablierten politischen Parteien – und für die kritischen Medien. Wir finden: Das ist ein starkes Zeichen. Für einen starken Lokaljournalismus, der nah dran ist an den Menschen und ihrer Lebensrealität. Für einen Lokaljournalismus, der den Mächtigen auf die Finger schaut.»
In der Berliner Justizvollzugsanstalt Tegel geben die Gefangenen seit 50 Jahren den «Lichtblick» heraus. Die Zeitung versteht sich als Sprachrohr der Inhaftierten. Je länger jemand eine Strafe verbüsst, desto besser für die Mitarbeit beim Blatt: «Wir legen in der Redaktion Wert auf lange Strafen, weil die Einarbeitungsdauer auch sehr lange dauert. Es macht wenig Sinn, wenn jemand nur ein halbes Jahr hier ist», sagt ein «Lichtblick»-Mitarbeiter, der wegen Mordes einsitzt. Eine Zensur gibt es nicht. Die Anstaltsleitung bekommt die Zeitung erst auf den Tisch, wenn sie gedruckt ist. Sophia Münder berichtet im Medienmagazin ZAPP über das einzigartige Medienprojekt.
Die beiden Zürcher Online-Magazine «Hello Zurich» und «Tsüri» starteten beide als befristete Experimente. Doch es gibt sie bis heute und sie wachsen stetig. Finanziell sind sie aber noch nicht selbsttragend. Bei allen Unterschieden, verbindet sie ein Punkt: Beide brennen für eine Stadt und ihre Geschichten. Sieht so der neue Lokaljournalismus aus? Simon Jacoby schrieb und Weiterlesen …
Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen lokaler Medienberichterstattung und der politischen Beteiligung in den Gemeinden. Eine Studie der Uni Zürich konnte das nachweisen. Das heisst auch: Weniger Berichterstattung führt zu geringerer Partizipation. Was tun? Patrick Aeschlimann hat sich in einem umfassenden Dossier im Kommunalmagazin dieser Frage angenommen. Eine gefährliche Tendenz ist der Ausbau der Behördenpropaganda. Zahlreiche Gemeinden geben eigene Lokalblätter heraus und kommunizieren nicht mehr über die unabhängigen Lokalzeitungen, weil diese ja sowieso nur selektiv oder gar nicht mehr über die Gemeinden berichten würden. «Die Krise des Lokaljournalismus ist eine Tatsache, ihn einfach sterben zu lassen aber Gift für unser politisches System. Neue Ansätze sind gefragt. Es ist im vitalen Interesse der Gemeinden, dass ein unabhängiger und kritischer Lokaljournalismus weiter besteht», kommentiert Aeschlimann.
Die Basler Medienszene organisiert sich neu. Bei drei Zeitungen wird gerade der Reset-Knopf gedrückt.
Der «Walliser Bote» berichtet über ein Gerichtsurteil gegen die CVP-Frau – und wird dafür angeprangert.
Für eine vierteilige Serie hat die Werbewoche mit den Gründern und Machern von junger Schweizer Online-Medien gesprochen. Gemeinsam ist ihnen indes einzig der lokale Fokus der Berichterstattung. Ansonsten unterscheiden sie sich doch deutlich – etwa, was den wirtschaftlichen Erfolg angeht. So hat die Basler News-Plattform barfi.ch den Betrieb bereits wieder eingestellt, während in der gleichen Stadt mit «Prime News» eine Neugründung sich zu etablieren versucht. In Zürich hat Werbewoche-Redaktorin Ann-Kathrin Kübler mit den Leuten von Tsüri und Hello Zurich gesprochen, die beide Stadtgeschichten erzählen, sich aber im Medienmarkt ganz unterschiedlich positionieren.