DOSSIER mit 485 Beiträgen

Medienethik

Grenzwertig: Wie der «Spiegel» sein G-20-Story aufpeppte

Die Szene wirkt authentisch, als Leser ist man nah dran an der Figur – doch die beschriebenen Vorgänge haben sich nie so abgespielt: Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» steht erneut in der Kritik, der Wahrheit etwas nachgeholfen zu haben. Im Rahmen der Berichterstattung über den G-20-Gipfel diesen Sommer in Hamburg erfand der «Spiegel» eine Sequenz mit der ehemaligen italienischen Senatorin Haidi Giuliani. Die Chefredaktion des «Spiegel» kommuniziert in der Angelegenheit sehr zurückhaltend. Ein Sprecher des «Spiegel» nannte das Vorgehen der Redaktion schliesslich «bedauerlich», es handele sich um ein «Missverständnis». In einem weiteren Fall, der auch die G-20-Berichterstattung betrifft, soll «Der Spiegel» einem Interview-Partner nach erfolgter Autorisierung des Gesprächs eine Aussage in den Mund gelegt haben, die er nach eigenen Angaben nie gemacht hatte. Oliver Ness hat die Fälle für das Magazin «Menschen Machen Medien» dokumentiert. Eine ausführliche Stellungnahme des «Spiegel» ist dort ebenfalls zugänglich.

Weitere Beiträge aus diesem Dossier

Den Journalisten auf die Finger schauen

Im Januar dieses Jahres ging die Medienkritik-Website „Übermedien“ von Stefan Niggemeier und Boris Rosenkranz online. Im Interview spricht Boris Rosenkranz über die Erfahrungen der ersten sechs Monate, Lügenpresse-Vorwürfe und lautes Gebell in sozialen Netzwerken sowie die Hoffnung, einen Einfluss auf die Arbeit der Journalisten zu haben.

Ad Content

Die Lucky Lukes der Medienkritik

Die Medienkritik war in diesem Fall schneller als die Medien selbst. Noch bevor überhaupt eine Zeile zum endlich gefassten Täter von Rupperswil gedruckt war, tippte ein Journalistikprofessor seine Entrüstung über bevorstehende medienethische Sünden in die Twitter-Timeline.

Die Schawinski-Methode

Roger Schawinski veröffentlicht ein Buch über Narzissten. Darin bedient er sich bei Wikipedia und einigen Zeitungsartikeln – ohne Quellenangabe.

«Rechtspopulismus» ist keine Beschimpfung

Der Begriff Rechtspopulismus ist keine Beschimpfung, sondern steht für einen bestimmten Parteityp. Zu diesem Schluss kommt der SRG-Ombudsmann Roger Blum. Ein Fernsehzuschauer hatte sich über die häufige Verwendung des Begriffs in einer «10vor10»-Sendung über die FPÖ beschwert.

Ad Content

Gesunder Menschenverstand statt Experten

Der Vierfachmord von Rupperswil lässt uns unweigerlich fragen: Was ist das für ein Mensch, der zu so einer brutalen Tat fähig ist? So sehr wir gerne eine Antwort darauf hätten: Es gibt sie garantiert nicht auf die Schnelle. Trotzdem lassen Medien dazu Experte um Experte zu Wort kommen. Die bestätigen aber bestenfalls das, was der Weiterlesen …