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Der Murks mit der Medienpolitik

Der Murks mit der Medienpolitik

Wer wissen will, woher der betrübliche Zustand der heimischen Medienlandschaft rührt, liest mit Gewinn den kurzen historischen Abriss zu den letzten vierzig Jahren Medienpolitik und -entwicklung in der Schweiz von Urs Meier im Journal 21. Kundig und faktenreich zeichnet Meier den Gang einer «gut eidgenössischen Pflästerlipolitik» nach, die den Umgang mit den Medien seit je her kennzeichnet. Chancen für einen grossen Schritt nach vorn liess man links liegen. Etwa dann, als ums Jahr 2000 den Privaten der Spielraum hätte zugestanden werden können für eine freie Entfaltung auf dem Markt, bei einer gleichzeitigen kommerziellen Zurückbindung der SRG. «Das Vorbild hierzu gab es längst: das britische Modell mit BBC und Privaten», schreibt Meier. Aber: «Wie bekannt, kam es anders.» Es folgte ein Murks nach dem andern. Ein überfrachtetes Radio- und Fernsehgesetz, eine unsoziale Haushaltabgabe und jetzt «No Billag». Meiers Bilanz: «Die Medien sind wahrhaftig zu wichtig, um politisch auf diesem Niveau traktiert zu werden.»

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Spotify schaltet die Mittelsmänner aus

Die Musikstreaming-Plattform Spotify unternimmt einen eigentlich logischen Schritt: Der Dienst hat damit begonnen, direkte Lizenzierungsverträge mit den Künstlern abzuschliessen. Damit umgeht Spotify die Labels, die bisher das meiste Geld kassierten und die Preise bestimmten. Dieser Schritt sei «selbstverständlich der Beginn eines Konkurrenzkampfes zwischen dem Streaming-Dienst und den Labels», schreibt Christian Erxleben auf Basic thinking.

Mit Künstlicher Intelligenz gegen Deep Fakes

Geht es um die Erforschung und Entwicklung von Zukunftstechnologien war das US-Verteidigungsministerium schon immer mit grossem Budget involviert. Das ist auch im Bereich der Künstlichen Intelligenz nicht anders. Aktuell finanziert die Forschungsabteilung Darpa des Pentagon einen Wettbewerb, bei dem es darum geht, «möglichst überzeugende falsche Videos, Bilder und Ton-Aufzeichnungen zu generieren – und gleichzeitig Werkzeuge zu entwickeln, mit denen sich diese Fälschungen automatisch identifizieren lassen», wie Will Knight in der Technology Review schreibt. Oder anders: Künstliche Intelligenz gegen Künstliche Intelligenz.

Lynch-Attacke nach RTL-Reportage über Pädosexuelle

Der deutsche TV-Sender RTL zeigte am letzten Dienstag eine Undercover-Reportage. Mittels eines Lockvogels sollte ein Pädosexueller identifiziert und danach vor der Kamera mit seinem Verhalten konfrontiert werden. Dazu kam es aber nicht. Das RTL-Magazin «Punkt 12» zeigte lediglich einen Mann, von dem das TV-Team vermutete, dass es sich um die Person handeln könnte, mit der man in Kontakt gestanden hatte. Offensichtlich war die Anonymsierung mittels Verpixelung ungenügend. Wie die Polizei später meldete, kam es nach der Ausstrahlung der Sendung zu einer lebensgefährlichen Attacke auf diesen Mann durch Personen, die ihn im TV-Beitrag erkannt hatten. RTL weist jede Verantwortung für den Übergriff von sich. Boris Rosenkranz fragt sich im Medienblog Übermedien, «wieso Reporter dieser Art immerzu versuchen müssen, Täter zu stellen, am besten auf frischer Tat. Um Eltern und Kinder vor einer miesen Masche Pädosexueller zu warnen, wäre das gar nicht nötig, aber es würde so einen Film natürlich gleich unspannender machen, ohne Wackelkamera und Verdächtige mit Pixeln im Gesicht.»

Tamedia testet digitale Zeitung für Bars und Restaurants

Wie soll man in Bars und Restaurants Zeitung lesen, wenn es keine Zeitung mehr gibt? Die Frage stellt sich in der Westschweiz ganz aktuell, nachdem Tamedia entschieden hat, die gedruckte Ausgabe des populären «Le Matin» demnächst einzustellen. Wie das Westschweizer Radio RTS berichtet, testet das Zürcher Verlagshaus in der Romandie seit 2015 digitale Ersatzlösungen. In den beiden ersten Testphasen erhielten die Wirte Tablets mit den Tamedia-Zeitung drauf, die sie ihren Gästen ausleihen konnten. Die Akzeptanz für das technische Gerät sei allerdings gering gewesen, weiss RTS-Reporter Ludovic Rocchi zu berichten. Unter dem Projektnamen News Café befindet sich der Test nun in die dritten Phase. Über ein passwortgeschütztes WLAN in der Bar oder dem Restaurant können die Gäste mit ihren eigenen Geräten gratis auf sämtliche Tamedia-Titel zugreifen.

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Für nackte Konsumenten braucht es keine Werbung mehr

Der US-Autor und Medienexperte Ken Auletta erklärt in seinem neuen Buch den fundamentalen Wandel der Werbung und prognostiziert deren Verschwinden. Die Werbeindustrie steckt, wie auch die von ihr abhängige Medienbranche, in einem gewaltigen Umbruch. Die alten Platzhirsche wie WPP, Omnicom und Publicis zittern vor den mächtigen Tech-Konzernen, die den Online-Werbemarkt dominieren. Neun von zehn für Weiterlesen …

«Südostschweiz» mit sexistischer WM-Kolumne

Das WM-Fieber ist ausgebrochen. Und das ist auch gut so. Doch bei manch einem scheint die Temperatur etwas gar hoch gestiegen zu sein. Anders ist folgender Text, der heute in der «Südostschweiz» erschienen ist und nur so vor Misogynie trieft, kaum zu erklären.