DOSSIER mit 485 Beiträgen

Medienethik

Ein falscher Klassiker: «Einen guten Journalisten erkennt man daran, …»

Lehnt sich ein Journalist zu stark auf eine Seite, erschallt es ermahnend: «Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.» Nun ist das so eine Sache mit diesem Zitat. Hanns Joachim Friedrichs hat das zwar so gesagt, aber in einem ganz spezifischen Kontext, der es verbietet, die Aussage so pauschal zu verwenden, wie das nun oft getan wird. Der frühere «Spiegel»-Reporter Cordt Schnibben, der 1995 das Gespräch geführt hatte, wo das Zitat herstammt, sagt heute dazu: «Daraus zu machen, dass ein Journalist quasi ein haltungsloser, emotionsloser Journalist sein sollte, dem man seine Haltung nicht anmerkt, ist eine Pervertierung.»

Weitere Beiträge aus diesem Dossier

Wer kontrolliert den Presserat?

Auch der Presserat kann irren. Zwei aktuelle Entscheide stehen in der Kritik. BaZ-Bundeshausredaktor Dominik Feusi greift zum Zweihänder und stellt die Existenzberechtigung des Gremiums an sich in Frage. So weit braucht man indes nicht zu gehen, um berechtigterweise zu fragen, ob und wie das Selbstkontrollgremium auf seine Einschätzungen zurückkommen und sie allenfalls korrigieren wird.

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Presserat: Falsches Wahrheitsministerium

Journalisten sollten nicht Richter spielen, schon gar nicht über ihresgleichen. Der Schweizer Presserat tut allerdings genau das. In letzter Zeit gebärdet er sich gerne als Wahrheitsministerium, das im Nachhinein beurteilt, was hätte geschrieben werden dürfen und was nicht. Das muss früher oder später mit der Freiheit und dem Auftrag der Journalisten kollidieren.

Ausschreitungen sind kein Krieg

Wer im Zusammenhang mit den ausgearteten Anti-G20-Demonstrationen in Hamburg von «Krieg» spricht, verharmlost reale Kriegsvorgänge, wie wir sie beispielsweise tagtäglich in Syrien beobachten können mit er flächendeckender Zerstörung ganzer Landstriche und tausenden von Toten. «Watson»-Autor William Stern mahnt in einer kleinen Sprachkritik zur zurückhaltenden und präzisen Verwendung martialischer Terminologie.

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Zweifelhaftes Vorgehen von CNN

Der US-Nachrichtensender CNN konnten den Autor des Videos identifizieren, der die Montage produzierte, auf der zu sehen ist, wie Donald Trump eine Figur niederschlägt, die ein CNN-Logo als Kopf trägt. Der Sender sicherte der Person zu, ihren Namen nicht zu veröffentlichen, nachdem sie sich entschuldigt hat. Im Wiederholungsfall, so CNN, würden sie sich aber vorbehalten, Weiterlesen …

Gewaltgeile Medien

Um das zu beobachten, braucht es eigentlich keine Studie: «Sobald Gewalt ins Spiel kommt, rücken die Inhalte der Proteste in den Hintergrund. Dann berichtet niemand mehr über die Motive des Protestes, geschweige denn über die gesellschaftlichen Konflikte dahinter.»