DOSSIER mit 140 Beiträgen

Investigativer Journalismus

Informantenschutz: Wie anonym ist anonym?

Vor einer Woche haben mehrere deutschsprachige Medien über den massiven Steuerbetrug mittels sogenannter Cum-Ex-Geschäfte berichtet. Darunter auch das ARD-Magazin «Panorama». Das Magazin zeigte in seinem Beitrag auch einen Insider, den sie anonymisiert vor die Kamera brachten. «Mit Schminke, Silikonmaske und Brille soll ihn niemand wiedererkennen. Seine Stimme wird verzerrt», schreibt Peter Welchering, langjähriger Journalist und Spezialist für Informantenschutz, in einem Gastbeitrag für das Medienblog Übermedien. Nur: Solche Verfremdung bietet keinen vollständigen Schutz, weiss Welchering. «Journalisten, die ihre Informanten umfassend schützen wollen, dürfen ihre Aussagen vor der Kamera nur noch von Schauspielern nachstellen lassen.» Denn jede Tonaufnahme, und sei sie verzerrt, enthält einen «Fingerabdruck», der sich mittels Netzfrequenzanalyse identifizieren lasse. So nutzen etwa Geheimdienste diese Methode. Die «Panorama»-Macher rechtfertigen ihr als fahrlässig kritisiertes Vorgehen damit, dass es sich beim gezeigten Insider nicht um einen Informanten handele und es daher keine vollständige Anonymisierung brauche, weil er auch als Kronzeuge namentlich auftreten werde.

Weitere Beiträge aus diesem Dossier

Ad Content

Die Arbeit von Investigativjournalistinnen

Panama Papers, Recherchen in der Neonazi-Szene oder die Watergate-Affäre – investigativer Journalismus wird oft mit Männern assoziiert. Aber auch viele Reporterinnen recherchieren hartnäckig, wälzen geheime Dokumente, sprechen mit Informantinnen und begeben sich selbst Gefahr.

«Das ist etwas Spielerisches»: Interview mit Günter Wallraff

Er arbeitete als türkischer Leiharbeiter Ali «ganz unten» in Jobs, die keiner in Deutschland machen wollte. Als «Hans Esser» deckte er auf, wie bei Deutschlands größter Boulevardzeitung, «Bild», Nachrichten verfälscht wurden, und als Paketauslieferer bei GLS schleppte er 14 Stunden am Tag Pakete zu den Kunden. Günter Wallraff, der am 1. Oktober 80 wird, hat Weiterlesen …

Ad Content

Christian Zeier von Reflekt: «Wir erzählen nicht einfach Geschichten, wir wollen Fakten schaffen.»

Seit drei Jahren gehört «Reflekt» zu den ersten Adressen für die ganz grossen Recherchen im Schweizer Journalismus. Anders als die meisten Neugründungen geht das Kollektiv erst jetzt mit einem soliden Leistungsausweis auf Geldsuche mittels Crowdfunding. Das Gespräch hallt durch das überhohe Untergeschoss in einer historischen Gewerbeliegenschaft. Hier in einem Berner Wohnquartier hat «Reflekt» seit Kurzem Weiterlesen …

Wenn ein Journalist die Arbeit der Polizei macht

1982 soll ein Australier seine Ehefrau ermordet haben – doch Lynette Dawsons Leiche wurde nie gefunden, ihr Mann jahrzehntelang nicht angeklagt. Bis ein Podcast auf zahlreiche Unstimmigkeiten stiess. Diese Woche wurde der inzwischen 74-Jährige nun 40 Jahre nach dem Verschwinden seiner Frau wegen Mordes schuldig gesprochen. Ein Erfolg für den investigativen Journalismus?