Die MEDIENWOCHE ist ein digitales Magazin für Medien, Journalismus, Kommunikation & Marketing. Die Redaktion beobachtet und begleitet publizistisch die Entwicklung der Branche in der Schweiz, verfolgt aber auch internationale Trends. Neben den redaktionellen Eigenleistungen bietet die MEDIENWOCHE mit dem «Medienmonitor» (zweimal wöchentlich) und der wochentäglichen Rubrik «Auf dem Radar» Lektüreempfehlungen aus nationalen und internationalen Medien.
Das Mass ist voll: 128 Redaktorinnen und Produktionsmitarbeitende von «Tages-Anzeiger», «Bund», «Berner Zeitung» und den Tamedia-Mantelredaktionen haben genug davon, dass der Verlag von der Zürcher Werdstrasse seine Leser mit versteckten Werbeformen immer wieder zum Narren hält.
Nach zwölf Jahren als Leiter Kommunikation und Public Affairs hat Christoph Zimmer Tamedia verlassen. Ein Rückblick auf eine bewegte Zeit und ein kleiner Ausblick in die Zukunft. Zürich ist an diesem Sommermorgen eingehüllt in Nieselregen. Christoph Zimmer setzt sich an einen Fensterplatz in der Helvtibar, Rücken zum wenige Dutzende Meter entfernten Tamedia-Hauptsitz. «Einen Schwarztee, bitte». Weiterlesen …
Am Samstag erscheint «Le Matin» aus dem Haus Tamedia zum letzten Mal als gedruckte Zeitung. Sie war eine Art «Blick» für die Westschweiz. Genfs Regierungspräsident Pierre Maudet macht sich stark für die Informationsvielfalt.
Die Personalstrategie der Tamedia zeitigt die absehbaren Folgen: Nach und nach verlassen Redaktorinnen und Redaktoren «freiwlillig» die zusammengesparten Tageszeitungen. Sie tun das, bevor der Konzern das überflüssig gewordene Personal infolge der grossflächigen Redaktionszusammenlegung entlassen wird. Der Kleinreport berichtet von sechs solchen Abgängen beim «Bund». Wie freiwillig das geschieht, erklärt Marc Lettau, der nach fast 30 Jahren die Berner Tageszeitung verlässt: «Es ist primär die durch TA-Vorgaben erwirkte Verzwergung der Lokalredaktion und die sich daraus ergebende neue Enge, die mir nicht mehr erträglich schien. Der ‹Bund› an sich wäre mir keineswegs verleidet – und schon gar nicht das Team, das dort strampelt und kämpft.» Auch bei Tages-Anzeiger und «Berner Zeitung» sind in den letzten Tagen Abgänge bekannt geworden von langjährigen Journalistinnen und Journalisten.
Anstatt fertige Seiten von der «Berner Zeitung» zu beziehen, setzt das Bieler Tagblatt künftig auf die Zusammenarbeit mit Zeitungen und Magazinen aus dem In- und Ausland, so etwa mit der WOZ oder dem «Beobachter». Man kann den Schritt auch als medienpolitisches Signal verstehen. Bernhard Rentsch zeigt sich realistisch: «Ich träume nicht davon, die Zahl der Weiterlesen …
Stéphane Benoit-Godet, Chefredaktor der Westschweizer Zeitung «Le Temps» (Ringier/Axel Springer), wirft einen kritischen Blick auf die Unternehmensstrategie des Zürcher Medienunternehmens Tamedia. Aktueller Anlass ist die bevorstehende Einstellung der gedruckten Ausgabe der Tageszeitung «Le Matin». Der Konzern fokussiere nur auf die Kosten und sei unfähig zur Innovation: «Wenn der Umsatz sinkt, ist eine sofortige Massnahme, die Kosten zu senken. Dies ist keine langfristige Strategie. Wenn das Geschäft strukturell schrumpft, können Sie die Schere nicht alle 18 Monate hervornehmen.»
Réda el Arbi, einer der Autoren des «Stadtblogs» auf tagesanzeiger.ch, hört per Ende Juli auf. Das alleine wäre noch keine Meldung wert. Doch el Arbi begründet seinen Abgang in einem offenen Brief (die sind ja gerade sehr en vogue) an Tamedia-Verleger Pietro Supino mit einer Kritik an der aktuellen Personalpolitik im Zuge massiver Um- und Abbaumassnahmen: «Die Stimmung innerhalb Tamedia ist so schlecht, dass ich mich wundere (und hohe Achtung vor den Kollegen empfinde), dass überhaupt noch Content produziert wird.» Der scheidende Blogger sieht darum seine eigene Reputation gefährdet bei einer Fortführung seiner Tätigkeit für Tamedia: «Ich bin mir schon seit zwei Jahren am überlegen, ob ich noch zum Unternehmen passe, oder ob mein Arbeitgeber meiner Glaubwürdigkeit und meiner Integrität schadet.»