von Redaktion

The Good, The Bad & The Ugly XVII

Fredy Bayard, SRG-Ombudsstelle, Basler Zeitung

The Good – Der Zeitungsretter aus dem Kleiderladen

Gute Nachrichten aus dem Berner Seeland. Wie gestern bekannt wurde, übernimmt Fredy Bayard, Verleger des Walliser Boten, die Gassmann-Gruppe mit den Tageszeitungen «Bieler Tagblatt» und «Journal du Jura». Gute Nachrichten sind das deshalb, weil die Käuferin nicht CH Media oder TX Group heisst. Beide Medienhäuser haben die kleine, aber regional gut verankerte Gassmann-Gruppe immer wieder umworben.

Es schien in der Branche ausgemacht, dass das Bieler Tagblatt seine Eigenständigkeit irgendwann verlieren und in einem Grossunternehmen aufgeht. «Die Frage ist nicht ob, sondern wann das ‹Bieler Tagblatt› eine Regionalausgabe der ‹Berner Zeitung› sein wird», schrieb Christian Mensch schon vor 20 Jahren in der Weltwoche.

Doch die Entwicklung ging in die entgegengesetzte Richtung. Vor zwei Jahren löste sich die Regionalzeitung aus der langjährigen Kooperation mit der «Berner Zeitung» und setzte fortan auf eine Zusammenarbeit mit zahlreichen Medien von WOZ bis «Zeit» für die Bestückung des überregionalen Mantelteils. Wenn nun der frühere Bekleidungsunternehmer und Neu-Verleger Fredy Bayard – seit drei Jahren führt er Mengis-Medien in Visp – das Zepter in Biel übernimmt, ändert das zwar nichts an der grundsätzlich schwierigen Lage eines mittelgrossen Medienunternehmens. Es kann sogar zu weiterem Abbau führen, wenn die beiden Medienhäuser, die Bayard nun führt, Synergien nutzen. Aber medienpolitisch und langfristig betrachtet, ist diese Lösung die beste aller möglichen. (Nick Lüthi)

The Bad – Was ist, was darf SRG-Satire?

In der Woche, in der trotz Pandemie im Bundeshaus musiziert wird, möchte die Ombudsstelle der SRG Deutschschweiz einen Grundsatzentscheid: Was ist, was darf Satire? Noch bevor die Ombudsleute ihren Schlussbericht veröffentlichten, riefen Esther Girsberger und Kurt Schöbi in einem Gastbeitrag in den CH-Media-Zeitungen dazu auf, den Fall mittels Unterschriftensammlung an die nächsthöhere Instanz zu bringen. So soll die Unabhängige Beschwerdeinstanz UBI einen «wünschenswerten Entscheid» über Regeln für «Satiren» am Ende von Abstimmungskämpfen fällen. Deville habe in einer Weise über die Konzernverantwortungsinitiative gesprochen, die «auch satireerprobte Zuschauende» als Information wahrnahmen. Die 14 Beanstander*innen erhielten den Schlussbericht zeitgleich mit dem CH-Media-Artikel. Online ging er erst am Tag danach. Die Ombudsleute heissen die Beanstandungen gut.

Unter Satiriker*innen sorgt das Vorgehen für Fragezeichen auf Twitter. Dort machte auch der Jungpolitiker Leroy Bächtold seinem Ärger über «Deville» Luft. Er hat eine der Beanstandungen eingereicht und ist im Vorstand der FDP Zürich Kreis 7 + 8. In dieser Sektion ist Esther Girsberger Mitglied. Zudem ist die SRG-Ombudsfrau Inhaberin der Redner*innenvermittlungsfirma speakers.ch, zu deren Referenzen viele Unternehmen gehören, die an der «Kovi» wenig Freude hatten. Überlegte sich Girsberger in den Ausstand zu treten? «Esther Girsberger kennt Leroy Bächtold nicht», so die Ombudsstelle. Sie sei Mitglied der Schulbehörde und sonst nicht in der FDP aktiv. speakers.ch liege ohnehin seit März 2020 brach. Bühnenauftritte gibt es anscheinend nur noch im Bundeshaus. Was ist Satire? Das Parlament leider nicht. (Benjamin von Wyl)

The Ugly – Stichwortgeber für rassistische Hetze

Der Titel nennt die Zahl als Fakt: «70 Prozent Migranten im Corona-Spitalbett». Wer den Artikel dazu in der «Basler Zeitung» las, stellte fest, dass die Bettenbelegung nach Nationalität gar nicht erhoben wird. Die 70 Prozent sind ein reiner Schätzwert.

Dass Menschen mit Migrationshintergrund in Berufen mit höherem Ansteckungsrisiko arbeiten – kein Wort dazu. Stattdessen zeichnet die Zeitung das Bild einer eingeschleppten Krankheit: Ausländer bringen Corona in die Schweiz und beanspruchen dann unsere Spitalbetten. Die einzige Absicht, die sich herauslesen lässt: Skandalisierung und Stimmungsmache.

Und das ist der BaZ gelungen. SVP-Nationalrat Thomas Aeschi nimmt den Ball auf und bringt das Thema ins Bundeshaus. Er fordert höhere Tarife für nicht-schweizerische Corona-Patienten. Willige Helfer für die Verbreitung seines faktenfreien Furors findet Aeschi bei den beiden Gratis-Portalen «20min.ch» und «Nau.ch». Skandal schafft Reichweite. In der Zwischenzeit ist es der «Basler Zeitung» selbst mit den 70 Prozent nicht mehr so wohl. Sie sind aus dem Titel verschwunden. (Nick Lüthi)