von Miriam Suter

The Good, The Bad & The Ugly XXIII

Regula Bührer Fecker, Jonas Projer, Marco Boselli (korrigiert)

Korrigendum zur «Ugly»-Meldung am Ende der Kolumne.

The Good – Ringiers Equality-Initiative wirkt

Seit 2019 gibt es bei Ringier die Initiative «Equal Voice». Ab dem 1. Februar sitzt neu Regula Bührer Fecker, mehrfache Werberin des Jahres, im Beirat der Initiative. Fecker hat das Buch #Frauenarbeit veröffentlicht und unterstützt mit der gleichnamigen Plattform junge Frauen bei der Karriereplanung.

Aber was kann «Equal Voice» wirklich bewegen? Das gesetzte Ziel der Initiative: Frauen in der Medienberichterstattung sichtbarer machen. Dazu misst Ringier regelmässig den Fortschritt des Projekts. Zuletzt wurden im Oktober 2020 Ergebnisse veröffentlicht für die Periode seit 2018. So vergrösserte die «Handelszeitung» den Frauenanteil in ihrer Berichterstattung von 17 auf 24 Prozent, der «Blick» hingegen konnte in gleicher Zeit gerade einmal eineinhalb Prozentpunkt zulegen von 28.5 auf 30 Prozent.

Wichtig sei aber vor allem die Sensibilisierung für das Thema Sichtbarkeit von Frauen in den Medien, sagt Ringier-Kommunikationschefin Johanna Walser: «Das Thema wird intern – auch durchaus kontrovers – diskutiert, aber das Umdenken findet definitiv statt. Viele Titel haben die Thematik als festen Bestandteil in den Redaktionssitzungen eingeräumt, es gibt heute eine Expertinnenliste mit über 200 Namen – damit man eben nicht immer den gleichen Dr. Müller zum Coronavirus befragt». Die Segel sind gesetzt, es bleibt zu hoffen, dass die systemischen Veränderungen noch weiter reichen werden, denn Sichtbarkeit alleine reicht nicht. Wir wollen auch nicht mehr «Familiendrama» lesen, wenn es um einen Frauenmord geht.

The Bad – Krisenmanagement Methode Projer

Dass mittlerweile auch «Blick TV» mit «Clubhouse» experimentiert, darüber haben wir bereits letzte Woche berichtet. Am letzten Sonntag moderierte Jonas Projer eine Talkrunde auf der angesagten Audio-Plattform mit FDP Nationalrätin Petra Gössi, CVP-Nationalrat Martin Candinas, SVP-Kantonsrat Claudio Schmid – und eigentlich auch mit SP-Nationalrätin Jacqueline Badran.

Die liess jedoch auf Twitter verlauten: «If he’s in, I’m out», ist er dabei, bin ich weg. Schmid, der auf Twitter gerne mal von «Sexhooligans» schreibt, wenn er eigentlich Menschen ohne Schweizer Pass meint, oder verbreitet, dass Tuberkulose von Migranten in die Schweiz gebracht wird, wurde vor kurzem auf Twitter gesperrt – weil er mehrere Konten hatte und das laut Richtlinien nicht erlaubt ist.

Auch er dürfe «reden, auch wenn er Ihnen nichts sagt», verteidigte Projer auf Twitter seinen kontroversen Gast: «Niederbrüllen und Ausschliessen» führe in eine Sackgasse und es sei «interessant, was man sich von den selbsternannten Hütern des Anstands» dafür anhören dürfe. Interessant, dass Projer auf diese Weise ausgerechnet Schmid verteidigt, der auf Twitter nicht viel anderes tat als Hetzen, Brüllen und Blocken.

The Ugly – Tamedia-Journis als Aboverkäufer*innen

Dieser Tage verschickte Tamedia-Chef Marco Boselli eine Mail an die Redaktionen seiner Zeitungen: Man wolle in den nächsten zwei Jahren 200’000 Digitalabos erreichen, dafür «arbeiten wir alle gemeinsam auf dieses Ziel hin», steht darin. Die Abosteigerung ist neu auch Teil der jährlichen Zielvereinbarungen der Mitarbeitenden, über die jeweils im Halbjahresgespräch Bilanz gezogen wird. *Und mehr noch: In der Rubrik «Journalistisches Handwerk» der Zielvereinbarung steht, dass die Medienschaffenden «mit journalistischer Eigenleistung zum Profit des Titels» beitragen. Früher trug der Verlag mit dem Inserateverkauf massgeblich zum geschäftlichen Erfolg einer Zeitung bei. Heute müssen sich die Journalist*innen am eigenen Haarschopf aus dem Sumpf ziehen. Und wenns nicht läuft, sind sie für Abbau und Entlassungen selber schuld.

*Update 1.2.2021: In der ursprünglichen «Ugly»-Meldung erwähnten wir einen Punkt aus der «Zielvereinbarung Redaktion» der Tamedia-Zeitungen und schrieben, dass die Mitarbeitenden «mit journalistischer Eigenleistung zum Profit des Titels» beitragen müssten. Das stimmt so nicht. Es steht «Profil» in der Zielvereinbarung und nicht «Profit»: Die Medienschaffenden sollen zum «Profil des Titels» beitragen. Wir bitten bei den Autoren der Zielvereinbarung, insbesondere bei Herrn Marco Boselli, um Entschuldigung für diesen Lapsus.