Die MEDIENWOCHE ist ein digitales Magazin für Medien, Journalismus, Kommunikation & Marketing. Die Redaktion beobachtet und begleitet publizistisch die Entwicklung der Branche in der Schweiz, verfolgt aber auch internationale Trends. Neben den redaktionellen Eigenleistungen bietet die MEDIENWOCHE mit dem «Medienmonitor» (zweimal wöchentlich) und der wochentäglichen Rubrik «Auf dem Radar» Lektüreempfehlungen aus nationalen und internationalen Medien.
Die Lesetipps dieses Themenbereichs werden betreut von Irène Messerli und Dominik Allemann von Bernet Relations / bernetblog.ch und Nicole Vontobel-Schnell von SCHNELLKRAFT / schnellkraft.ch.
Sandro Brotz, SRF-Moderator und «Arena»-Dompteur sorgte mit einem Tweet für Schlagzeilen – und erntete viel Hass. Gegenüber watson nimmt er Stellung und erklärt, warum er sich temporär aus den sozialen Medien zurückzieht.
Von wegen Kurznachrichtendienst: Zumindest in den USA wird Twitter auch eine Plattform für Live-Fussball. Das Social-Media-Unternehmen hat mit der US-Liga MLS einen Vertrag unterzeichnet für die Übertragung von 24 Spielen pro Saison. Die Ankündigung von Twitter kommt nur einen Tag nachdem Facebook bekanntgegeben hat, die Exklusivrechte an Live-Spielen der Baseball-Liga MLB gesichert zu haben. Aber Fussball in den USA? Wer will das schauen? Offenbar immer mehr Leute. Bei den beliebtesten Sportarten ist Fussball auf dem besten Weg, sich hinter Football und Basketball auf Platz drei festzusetzen und dort Baseball zu verdrängen.
Man hat es ja vermutet, aber jetzt bestätigt es eine Studie des Massachusetts Institute of Technology MIT: Falschmeldungen verbreiten sich auf Twitter schneller und erreichen mehr Leute als faktisch korrekte Tweets. Auch sogenannte Bots, also automatisierte Nutzerkonten, tragen zur Verbreitung bei, sind aber nicht das Hauptproblem. «Es sind Menschen, die für die besondere Dynamik von Falschmeldungen verantwortlich sind», sagt Studienautor Sinan Aral gegenüber Radio Ö1. Als Grund für die Bereitschaft, Falschmeldungen zu teilen, nennt Aral deren Newswert: «Menschen gewinnen an sozialem Status, wenn sie neue Informationen weitergeben. Sie werden als Insider angesehen.»
Der Abstimmungskampf zu No Billag wird auf Social Media so erbittert geführt wie nie – die Befürworter der Initiative zeigen sich dabei offener gegenüber ihren Gegnern als umgekehrt
Die Aktion war von langer Hand geplant und der Schauplatz gezielt ausgewählt: rechtsextreme Internet-Aktivisten aus dem Umfeld der sogenannten Identitären Bewegung kaperten die Diskussion um den ARD-Film «Aufbruch ins Ungewisse». Darin wird das Fluchtszenario von heute auf den Kopf gestellt: Deutsche flüchten massenweise nach Südafrika. Für Rechte eine Provokation. Als Einfallstor diente den rechtsradikalen Trollen, die dem Netzwerk «Reconquista Germanica» zuzuordnen sind, der offizielle Twitter-Hashtag zum Film, wo sie ihre Porpagandabotschaften placierten. Dass es sich nicht um eine spontane Aktion handelte, zeigen interne Diskussionen der Trolltruppe, sowie präpariertes Bildmaterial, das sie gezielt verbreiteten. Mit nur rund 230 involvierten Twitter-Accounts haben sie es geschafft, die Diskussion in ihre Richtung zu lenken. Für das Medienblog Übermedien hat Laura Lucas das ganze Ausmass der rechten Kampagne analysiert.
Als Verteidigungsminister der Schweiz und Mitglied der SVP gibt man offensichtlich ein beliebtes Ziel ab für Twitter-Witzbolde. Nachdem bereits im Namen von Ueli Maurer ein gefälschter Account in Betrieb gesetzt wurde, traf es nun auch Maurers Nachfolger Guy Parmelin. Ein @GuyParmelinCH begrüsste gestern mit einem viersprachigen Willkommen! die Twitter-Gemeinde. Heute setzte er eine offensichtliche Fake-News ab und vermeldete den Tod von Irans Revolutionsführer Ali Khamenei. Und im dritten Tweet wird der Schabernack aufgelöst: «This account is hoax created by Italian journalist Tommasso Debenedetti.» Ob da jemand kalte Füsse bekommen hat? Auch das Verteidigungsdepartement hat reagiert und die Löschung des Fake-Accounts beantragt, gemäss einem Bericht von Matthias Bärlocher auf Nau.
Die Zahlen sind rekordverdächtig: Seit dem 1. September 2017, also ein halbes Jahr vor der «No Billag»-Abstimmung, wurden über 60’000 Tweets abgesetzt zum Thema. Vor der Bundesratswahl 2015 waren es gerade einmal 2300. Die Politologen Thomas Lo Russo und Thomas Willi haben die Kurzmitteilungen analysiert und versucht herauszufinden, ob Gegner oder Befürworter die Nase vorne haben. In der Gesamtschau zeigt sich, dass am Anfang die Gegner der Gebührenabschaffung die Kommunikation auf Twitter stark dominierten. Unterdessen haben die Befürworter aber aufgeholt. Was den Ton der Diskussion angeht, setze die Diskussion um «No Billag» «in punkto Intensität und Gehässigkeit gerade neue Massstäbe», schreiben die Autoren.