von Nick Lüthi

The Good, The Bad & The Ugly XL

Arena, Blick Romandie, Zambo

The Good – «Arena»: weniger ist mehr

Fernsehen gilt nicht als das schnellste Medium. Aufwändige Technik, komplexe Prozesse und viel Personal bremsen die Abläufe. Aber es gibt Ausnahmen. Am letzten Mittwoch stampfte das Schweizer Fernsehen innert weniger Stunden eine «Arena»-Spezialsendung aus dem Boden. Anlass für die Hauruck-Übung bot der Abbruch der Verhandlungen um ein Rahmenabkommen mit der EU.

Um 16.30 Uhr fällte die Redaktion den Entscheid, um 22.25 Uhr stand Moderator Sandro Brotz vor der Kamera und mit ihm Spitzenpersonal der sechs grossen Parteien im Bundeshaus. Was dann folgte, könnte in mancher Hinsicht als Massstab für die regulären «Arena»-Sendungen dienen: Eine halbe Stunde reicht, um selbst ein so komplexes und kontroverses Thema wie das Verhältnis Schweiz-EU mit sechs Personen gewinnbringend zu diskutieren. Dazu braucht es auch nicht mehr als das nackte Setting einer Gesprächsrunde, keine Einzelgespräche, keine Expert:innen und auch keinen Multimedia-Schnickschnack. In dem Sinn, liebe «Arena»: Mehr Mittwoch statt Freitag!

The Bad – «Blick Romandie» startet mit «Tabubruch»

Die Vorfreude von ETH-Lausanne-Mediensprecher Mirko Bischofberger ist verständlich: «Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit ‹Blick›, um wissenschaftliche Entdeckungen mit der breiteren Öffentlichkeit zu teilen.» Tatsächlich hat die Hochschule ein Glückslos gezogen. Mit dem «Blick Romandie», der am 1. Juni 2021 in der Westschweiz loslegt, steht der ETH Lausanne fortan eine prominente Medienplattform zu Diensten.

Weniger zu jubeln hätte eigentlich «Blick Romandie». Schliesslich setzt die Plattform mit dieser Partnerschaft noch vor dem Start ihren Ruf aufs Spiel. Denn anders als behauptet, geht es nicht um Journalismus, sondern um PR. Wenn die ETH Lausanne schreibt, dass sie dem «Blick» im Rahmen der Partnerschaft «Zugang zu allen ihren journalistischen Artikeln» gewähre, dann mag es sich zwar formal um Artikel handeln, aber inhaltlich fehlt diesen die unabhängige Bewertung und Einordnung, um als Journalismus zu gelten.

Kein Wunder, sieht der Schweizer Klub für Wissenschaftsjournalismus in diesem Kooperationsmodell einen «Tabubruch». Wie eine unproblematische Zusammenarbeit zwischen Medienunternehmen und Hochschulen aussieht, welche die Unabhängigkeit der Berichterstattung nicht tangiert, wissen Ringier und die ETH Lausanne sehr wohl. Schliesslich sind sie zusammen mit der SRG und Westschweizer Unis seit 2018 Partner der «Initiative for Media Innovation», mit der Forschungsprojekte im Bereich technologischer Medieninnovation angestossen und finanziert werden.

The Ugly – Die Grossbank im Kinderradio

Eigentlich will die Moderatorin von Radio SRF den Kindern und Jugendlichen einen Film empfehlen. «Darum würde es sich doch wieder mal anbieten, ins Kino zu gehen», kann sie gerade noch sagen. Doch dann unterbricht ein Audio-Signet ihre Ausführungen und eine Kinderstimme nennt den Sendungsnamen «Zambo», gefolgt von einer Frauenstimme, die sagt: «…präsentiert von UBS und Weltklasse Zürich, dem Leichtathletikmeeting am 8. und 9. September».

Über den ausklingenden Tonteppich im Abspann der Sponsorennennung nimmt die Moderatorin den Faden wieder auf, als wäre nichts gewesen: «Ja, und zwar läuft jetzt ein Film im Kino …» Werbung im Radioprogramm kann man nicht überhören, wie man Zeitungsinserate überlesen und Online-Werbung wegklicken kann. Sie ist penetrant. Auch darum gibt es Einschränkungen. Und für Schweizer Radio SRF gelten spezielle Bestimmungen. So dürfen Nachrichtensendungen und Programme zum politischen Zeitgeschehen nicht versponsert werden.

Sehr wohl aber Kindersendungen wie «Zambo». Politisch war das umstritten. Eine Mehrheit des Nationalrats wollte 2004 Sponsoring verbieten, das sich an Jugendliche richtet. Doch schliesslich folgten die Räte dem Bundesrat, der sich werbefreundlich zeigte. Die Frage der MEDIENWOCHE, ob Sponsoring in einer Kindersendung wirklich sein müsse, beantwortet Andrea Fehr, Co-Leiterin Bereich «Kinder & Schule» nicht und betont stattdessen die erfolgreiche Partnerschaft zwischen SRF und UBS und wie «beide Seiten von dieser langjährigen Zusammenarbeit» profitierten.