Die MEDIENWOCHE ist ein digitales Magazin für Medien, Journalismus, Kommunikation & Marketing. Die Redaktion beobachtet und begleitet publizistisch die Entwicklung der Branche in der Schweiz, verfolgt aber auch internationale Trends. Neben den redaktionellen Eigenleistungen bietet die MEDIENWOCHE mit dem «Medienmonitor» (zweimal wöchentlich) und der wochentäglichen Rubrik «Auf dem Radar» Lektüreempfehlungen aus nationalen und internationalen Medien.
Reporterinnen und Fotografen prägen unsere Wahrnehmung des Krieges. Wie gehen sie um mit dieser Verantwortung? Wie entscheiden sie, welche Bilder sie der Welt zeigen? Welche Rolle spielen sie bei der Aufklärung von Verbrechen? Und wie viel Nähe nehmen sie ein zu den Opfern und den Kriegsparteien?
«Das Foto zeigt ein nächtliches Stadtpanorama in warmen Farbtönen mit einem spektakulären Lichtschweif, der weite Teile des Himmels erhellt.» So illustrierten unzählige Publikationen weltweit den Raketenangriff von USA & Co. auf Syrien dieser Tage. Lorenz Meyer vom Bildblog findet das eine problematische Inszenierung von Krieg: «Während sich also in Damaskus und Homs die Menschen Sorgen um ihr Leben machen, schauen wir uns romantischen Kriegskitsch an.»
Das «Mittagsmagazin» der ARD befragte einen Prof. Dr. Günter Meyer zu den jüngsten Giftgasangriffen in Syrien. Meyer erzählte die Geschichte so, wie man sie sonst nur von russischen Staatsmedien vernimmt und ihren Schwesterpublikationen im Geiste westlicher Provenienz: Das Ganze sehe nach einer weiteren Inszenierung der vom Westen finanzierten Rettungsorganisation der «Weisshelme» aus. Eine zumindest umstrittene These, gibt es doch zahlreiche Indizien, die dagegen sprechen. Es ist das eine, einen Experten von zweifelhaftem Ruf einzuladen, aber dann nicht einmal nachzufragen, wirft ein äusserst schlechtes Licht auf den ARD-Journalismus.
Im März vor 15 Jahren begann die von den USA und Grossbritannien geführte Invasion des Irak. Aus diesem Anlass blicken sieben Fotografen der Bildagentur Magnum auf ihre Arbeit als Kriegsreporter zurück. Dabei diskutieren sie auch ihre Rolle als «eingebettet Journalisten». Im Irakkrieg waren erstmals im grossen Stil Medienschaffende als Teil der kämpfenden Truppen unterwegs. Ein Teil der Magnum-Fotografen sieht im Rückblick auch Vorteile in dieser Form der Kriegsberichterstattung: Anstatt Stunden damit zu verbringen, einen Fahrer und Fixer zu finden und die eigene Logistik aufzubauen, konnte man sich einfach auf das Fotografieren konzentrieren, findet etwa Thomas Dworzak. Erfahrungen mit Zensur machte keiner der sieben Magnum-Reporter. Im Gegenteil. War man einmal Teil der Truppe, konnte man alles fotografieren. «In Falludscha habe ich Soldaten fotografiert, die Leichen von den Dächern werfen. Ich dachte, sie würden mich rauswerfen, aber es war kein Problem. Ein Typ war eigentlich stolz darauf», sagt Jerome Sessini.
Diego Wettstein aus Basel berichtet als Kameramann aus Krisengebieten im Nahen Osten. An den Krieg kann er sich nicht gewöhnen, in die Normalität will er nicht zurück.
Medien geraten nach Terroranschlägen regelmäßig in die Kritik, weil sie zu oberflächlich und spekulativ berichten. Journalisten sollten vor allem die komplexen Hintergründe der Anschläge erklären anstatt vereinfachte Stereotypen zu wiederholen.
Nie hatten wir mehr Informationen über Kriege und Krisen als heute. Trotzdem sind Wahrheit und Lüge kaum auseinanderzuhalten. Die Folgen sind Frustration und Rückzug.
Ein Video erregte Anfang 2015 weltweit Aufsehen. Es zeigte wie ein etwa zwölfjähriger Junge, angeleitet von einem Kämpfer der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), aus nächster Nähe scheinbar zwei enttarnte russische Spione erschoss. Experten des Bundesnachrichtendienstes (BND) haben den Clip nun als Inszenierung bezeichnet.