Die MEDIENWOCHE ist ein digitales Magazin für Medien, Journalismus, Kommunikation & Marketing. Die Redaktion beobachtet und begleitet publizistisch die Entwicklung der Branche in der Schweiz, verfolgt aber auch internationale Trends. Neben den redaktionellen Eigenleistungen bietet die MEDIENWOCHE mit dem «Medienmonitor» (zweimal wöchentlich) und der wochentäglichen Rubrik «Auf dem Radar» Lektüreempfehlungen aus nationalen und internationalen Medien.
Zwei Jahre vor der UKW-Abschaltung hat sich die Radiobranche nochmals intensiv mit DAB+ befasst. Im Kaufleuten in Zürich wurden offene Fragen erläutert – wie der Empfang in Tunnels oder die Kommunikation im Krisenfall. Klar wurde: UKW verschwindet nicht ganz.
Sechzig Jahre lang stand ein 122 Meter hoher Sendemast auf der Jurahöhe La Barillette über dem Genfersee und versorgte den Grossraum Genf mit Radioprogrammen. Gestern Abend wurde das Stahlmonster gesprengt. Innert Sekunden lag es am Boden. Der Sendestandort bleibt erhalten, aber die Anlagen werden insgesamt kleiner. Swisscom Broadcast, die Betreiberin der Anlage, schreibt dazu: «Während die Leistung moderner Sendetechnologien immer grösser wird, kommen die Sendeanlagen mit immer weniger Platz und Energie aus.»
Das Ende des UKW-Radios naht. Und zwar nach Plan schon 2021. Doch die Umstellung auf das digitale Radio DAB+ birgt Risiken – für Hörer und Radiosender.
DAB-Plus-Radios versprechen bessere Musikqualität. «Kassensturz» und «Saldo» haben acht portable Geräte mit Akku testen lassen. Die Ergebnisse sind nicht gerade berauschend: Die Hälfte fällt im Hörtest durch.
Norwegen gilt in Fachkreisen als Musterbeispiel für eine gelungene Migration von UKW zu DAB+. Ende 2017 wurde die analoge Radiotechnologie für die landesweit verbreiteten Programme durch Digitalradio ersetzt. Im Lokalen bleibt UKW vorderhand noch erhalten. Inzwischen zeigt sich aber, dass die Migration ganz so reibungslos nicht läuft, wie das die Verantwortlichen gerne darstellen. «Alle Umfragen haben ergeben, dass 50-70% der Norweger gegen die UKW-Abschaltung sind», schreibt Christer Hederström im Fachmagazin Radioszene. Und zwar aufgrund konkreter Hörerfahrungen mit DAB+. «Bei Verlust des DAB+-Signals beim Autofahren gibt es kein automatisches UKW-Backup-Signal wie in anderen Ländern mit dualen Systemen wie Grossbritannien – es bleibt nur Stille.» Die Probleme mit dem Digitalradio führen dazu, dass das Publikum vermehrt Internet-Radio hört. Ausserdem geht Hederström davon aus, dass UKW überleben wird: «UKW wird überleben, weil die Menschen es als einen alten, zuverlässigen Freund ins Herz geschlossen haben.»
Das Digitalradio DAB+ kommt, es ist politisch beschlossen. Das müssen jetzt auch die Privatsender einsehen. Doch sie stellen für die Abschaltung von UKW Bedingungen. Jetzt ist die Politik gefragt. Ein Kommentar.
Aktuelle Hörerzahlen aus Norwegen zeigen, dass längst nicht alle Hörer die Migration von UKW auf DAB+ mitmachen. Wie Rüdiger Landgraf, Programmdirektor von Österreichs grösstem Privatradio «Kronehit», in seinem Blog aufzeigt, hat der Jugendsender NRK P3 einen Drittel seines Publikums verloren, seit das Programm in weiten Teilen Norwegens nur noch digital zu empfangen ist. In der Weiterlesen …