DOSSIER mit 288 Beiträgen

Journalistische Praxis

Wie machen sich Journalisten ein unabhängiges Bild vom Krieg?

Die Ukraine hat mit ihrer Gegenoffensive im Nordosten bei Charkiw viele überrascht. In den letzten Tagen gelang es ihren Truppen, von Russen besetzte Städte und Dörfer zurückzuerobern. Doch es bleibt schwierig, sich ein klares Bild der Lage zu machen. Wie das dennoch möglich ist, erklärt SRF-Auslandredaktor David Nauer.

Weitere Beiträge aus diesem Dossier

Journalismus geht auch ohne Storytelling

Julia Kohli problematisiert im Medienmagazin Edito den Storytelling-Overkill. Begonnen hatte alles vor sechs Jahren mit der Multimedia-Reportage «Snow Fall» der New York Times über ein Lawinenunglück. «Doch leider – trotz Storytelling – blieb mir von ‹Snow Fall› nichts in Erinnerung ausser dem wehenden Schnee. Rein gar nichts.» Der Zustimmung auf Social Media nach zu schliessen, ist Kohli damit nicht allein: Storytelling kann eine gute Geschichte kaputtmachen – weil eine Multimedia-Show vom eigentlichen Gegenstand der Erzählung ablenkt. Kohli findet darum: «Erklärstücke ohne Storytelling sind übrigens auch machbar. Es gibt tatsächlich Menschen, die sich einfach mal Fakten reinziehen wollen. So schlimm ist das gar nicht.»

Ad Content

Storytelling rettet ­den Journalismus nicht

Storytelling, Storytelling, Storytelling. Jeder Workshop für Online-Journalismus scheint ohne diesen Begriff nicht mehr auszukommen. Er war mir von Anfang an suspekt. Der Anglizismus ist es nicht, ich schwöre. Es geht viel tiefer.

Kriminalstatistik lesen – aber richtig

Nachdem die «Zeit» ihn nicht mehr als Kolumnisten weiterbeschäftigen wollte, hat Alt-Bundesrichter Thomas Fischer beim Branchenmagazin Meedia eine neue Plattform gefunden. Dort konnte er bereits die von der «Zeit» abgelehnte Kolumne veröffentlichen, die schliesslich zur Trennung geführt hatte. In seinem aktuellen Beitrag widmet sich Fischer der polizeilichen Kriminalstatistik. Die sei sehr nützlich, «allerdings nur, wenn man sie versteht.» In gewohnter (Über?)länge geht er diesmal der grassierenden «Messerangst» in Deutschland nach, die mit allerlei Zahlen «belegt» und damit wohl wissentlich angeheizt wird. Fischer stellt die Debatte mit gewohnter Akribie und seinem subtil-sarkastischen Unterton vom Kopf auf die Füsse; Medien und Behörden, die gleichermassen mit Statistik auf Kriegsfuss stehen, kriegen beide ihr Fett weg. Aber was sind schon Zahlen: «Es ist ja nur so ein Gefühl mit den Messern. Ob Ausländer mehr Verletzungen mit Messern begehen als Deutsche, weiss man leider auch nicht. Aber man kann ja vorsorglich schon mal das Ende Mitteleuropas verkünden.»

Alt sind nur die anderen

Sie haben in ihrem Berufsleben alles erreicht. Margrit Sprecher gilt als die Meisterin der Reportage. Willy Surbeck ist ein verdienter Lokaljournalist in Basel. An ein Aufhören denken beide nicht. Andere Altersgenossen haben keine andere Wahl als weiterzuarbeiten. Wenn Margrit Sprecher über das älter werden spricht, spricht sie vor allem über das Altern der anderen. «Schon Weiterlesen …

Wie konstruktiv ist «konstruktiver Journalismus»?

Kritik am lösungsorientierten Journalismus: Die Journalistin und Autorin Kathrin Hartmann hinterfragt den Ansatz, der in den letzten Jahren als möglicher Ausweg aus einer allzu negativ geprägten Berichterstattung propagiert – und auch praktiziert wurde. Die konstruktiven Lösungen, die für die Probleme der Welt formuliert würden, seien allzu oft von einer westlichen Sicht geprägt. Als konkretes Beispiel nennt Hartmann die sogenannten Mikrokredite. Viele Medien hätten diese Kleinkredite in ihren Artikeln gelobt und als möglichen Weg aus der Armut bezeichnet. In den betroffenen Entwicklungsländern zeige sich aber, so Hartmann, dass die Mikrokredite grosse Nachteile hätten. So habe sie in Bangladesh zahlreiche Frauen getroffen, die seit mehreren Jahrzehnten «nur noch für die Abzahlung der Kredite und Zinsen ackern», sagt Hartmann im Gespräch mit Brigitte Baetz für den Deutschlandfunk.

Ad Content

Vier Jahrzehnte am Puls der Bundesrepublik

Zum Abschied aus seinem Berufsleben blickt Günter Bannas, zuletzt fast zwanzig Jahre lang Redaktionsleiter der FAZ in Berlin, auf Begegnungen mit dem politischen Personal der Bundesrepublik der letzten vier Jahrzehnte zurück. Als unterhaltsame Häppchen serviert Bannas Anekdoten aus seinem reichhaltigen Journalistenleben. So etwa über seine erste Begegnung mit der Mülltrennung anlässlich eines Parteitags der Grünen Mitte der 1980er-Jahre, oder über den Wandel des Zigarettenkonsum im Allgemeinen und die in aller Öffentlichkeit rauchende Jungministerin Merkel im Speziellen. Vom ehemaligen Juso-Vorsitzenden Gerhard Schröder weiss Bannas zu berichten, dass der sich lieber mit jungen Reportern abgab, «weil die ihn schliesslich bei seinem Aufstieg begleiten würden.»