Autor

Nick Lüthi

Prozess gegen Deniz Yücel beginnt in Istanbul

Es ist ruhig geworden um ihn, seit er im Februar aus dem Gefängnis in der Türkei entlassen wurde. Doch nun rückt Deniz Yücel wieder ins Rampenlicht. Gegen den während eines Jahres inhaftierten ehemaligen Türkei-Korrespodenten der «Welt» beginnt heute in seiner Abwesenheit der Prozess in Istanbul. «Yücel wollte diesen Prozess, um seine Unschuld zu beweisen», schreibt ARD-Korrespondentin Karin Senz. Veysel Ok, der Anwalt des Journalisten, wird beantragen, dass die Vorwürfe fallengelassen werden. Dass Yücel Propaganda für eine Terrororganisation gemacht hat, dass er Menschen aufgestachelt haben soll, sei für den Anwalt absurd, schreibt Senz weiter. «Unter normalen Bedingungen müsste das Verfahren eingestellt werden.» Aber in der Türkei herrschen nun mal keine «normalen Bedingungen».

Vor dem Entscheid über die Abschaffung des freien Internets

In einer Woche entscheidet das Europaparlament über eine Reform des Urheberrechts, die weitreichende Konsequenzen für die Nutzerinnen und Nutzer des Internets hätte. Zum einen sollen sogenannte Upload-Filter eingeführt werden, womit mögliche Urheberrechtsverletzungen automatisch erkannt werden sollten, so wie das heute Youtube macht beim Hochladen der Videos. Kritiker erkennen darin ein Zensurpotenzial, wenn eine Software entscheidet, was Rechtens ist und was nicht. Ausserdem soll auf europäischer Ebene ein sogenanntes Leistungsschutzrecht für Verlage eingeführt werden, womit die Verlinkung von Medieninhalten entschädigungspflichtig würde. Das Fachmagazin golem.de beschreibt die Lobbyschlacht, die eine Woche vor dem Entscheid hinter den Kulissen läuft.

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Trolle sind wir alle

Adrian Daub, Literaturprofessor an der Stanford University, versucht sich in der NZZ an einer Typologie des Internet-Trolls. Wobei, wie er schreibt, von einem eigenen Typus nur bedingt gesprochen werden könne. Denn «Trolle sind wir alle, manchmal, unter den richtigen (oder falschen) Umständen.» Grund dafür sei unter anderem, dass wir Staat, Gesellschaft und Institutionen in einem Modus permanenter Enttäuschungsbereitschaft begegneten. «Wir verlangen Dinge ultimativ und in einem Ton, der klarstellt, dass wir nicht wirklich annehmen, sie zu erhalten. Die Position metaphysischer Verlassenheit, aus der der Troll seinen Guerillakrieg gegen den Mainstream führt: Wir alle kennen ihre Verlockung.»

Verlegerverband schielt auf Medienabgabe

Die indirekte Presseförderung soll ausgebaut werden, damit die Verlage den Medienwandel besser meistern können. Das fordert der Verlegerverband. Er bringt dabei auch die öffentlichen Gelder für Radio und Fernsehen ins Spiel.

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Storys hier, Storys da, Storys überall (aber wie macht man die eigentlich?)

Snapchat hat sie bekannt gemacht, Facebook und Instagram bringen sie in den Mainstream: es geht um sogenannte Storys. Gemeint ist damit eine «Sammlung von Bildern und kurzen Videos – angereichert mit optionalen Infoebenen und -effekten». Marcus Bösch bietet in seinem Blog einen kurze Einführung in das (nicht mehr ganz so) neue Format. Was tun, wenn man auch Storys produzieren will? Er empfiehlt den bewährten Innovationszyklus: «Beobachten, Analysieren, Ausprobieren, Evaluieren und Anpassen und wieder vorne starten.» Dabei lohne es sich, ausgewählte Beispiele genauer unter die Lupe nehmen, anstatt querbeet alles mögliche anzuschauen (und doch nicht zu verstehen). Was bei Storys genauso gilt wie früher schon bei Online- und Social-Media-Kommunikation: Niemand hat auf die Medien gewartet, es gibt auch ohne sie schon ein Fülle an Storys, die das Publikum begeistern. Dennoch wahrgenommen zu werden, funktioniere «durch Regelmässigkeit, glaubhaften Dialog auf Augenhöhe, Experimentierfreude und vor allem Media Literacy. Wer die gegenwärtigen Codes, Memes, Eigenheiten und Referenzen nicht versteht und nicht beherrscht, begibt sich unwissend ins Aus.»

Urs Bruderer: Abschied von Osteuropa

Vier Jahre lang war Urs Bruderer Osteuropa-Korrespondent von Schweizer Radio SRF und hat von Prag aus über die osteuropäischen Länder berichtet. Nun räumt er sein Büro, kommt zurück in die Schweiz und spricht vor der Abreise im «Tagesgespräch» über seine Zeit in Osteuropa.