Die Schweiz ist nicht Luxemburg
Im Hinblick auf die «No Billag»-Abstimmung werfen Gegner und Befürworter gerne einen Blick auf Mediensysteme anderer Länder um ihre Argumentation zu stützen. So tat das unlängst auch der Radiounternehmer Giuseppe Scaglione, der die Gebührenabschaffungsinitiative unterstützt. In der Sendung «Medienclub» von SRF brachte Scaglione Luxemburg ins Spiel. Das Land sei klein und mehrsprachig und das Mediensystem funktioniere auch ohne Rundfunkgebühren. Wie Matthias Zehnder nun zeigt, taugt Luxemburg gerade nicht als leuchtendes Vorbild für einen gebührenfreien Medienmarkt. Das Grossherzogtum sei schlicht zu klein, als dass mit dem potenziellen Gebührenertrag ein öffentliches Medienunternehmen mit Radio- und TV-Sendern finanziert werden könnte. «Wer behauptet, die Luxemburger könnten gut ohne öffentlich-rechtlichen Rundfunk leben, blendet aus, dass die Luxemburger sich vor allem über die grossen, ausländischen Fernsehsender informieren», schreibt Zehnder auf seinem Blog.
Eine Lektion in Regierungsnichtkommunikation
Seit drei Jahren löchert der Journalist Tilo Jung für sein Format «Jung & naiv» auf der Bundespressekonferenz regelmässig die deutschen Regierungsvertreter mit ebenso simplen wie kritischen Fragen. Gestern ging es um einen Exportstopp für Waffen an die Krieg führenden Parteien im Jemen. Jung wollte wissen, ob das Ausfuhrverbot auch die USA betreffe, die ja in Jemen ebenfalls aktiv seien. Eine Antwort auf die eigentlich einfache Frage erhält der Journalist aber keine. Stattdessen führt Regierungssprecher Steffen Seibert einen minutenlangen Eiertanz auf, um nichts sagen zu müssen. Als ein anderer anwesender Journalist Jung sekundiert und einwirft, dass der Kollege vielleicht einfach wissen möchte, «ob wir an die USA Waffen exportieren», folgt zuerst peinliches Schweigen und schliesslich die Floskel, dass alles gesagt sei, was es dazu zu sagen gebe – also nichts.
«Wir sehen das nicht als Fake News, das sind Träumereien»
Der deutsche Klatschblatt-Verleger Kai Rose, Geschäftsführer der Mediengruppe Klambt, die Titel herausgibt wie «7 Tage», «Woche der Frau» oder «Frau mit Herz», lässt die Kritik an seinen Magazinen nicht gelten, wonach diese vor allem Fake News und erfundene Geschichten von Promis verbreiteten. Im Gespräch mit Jens Twiehaus von turi2 verteidigt sich Rose mit dem Hinweis: «Wir sehen das nicht als Fake News, das sind Träumereien, das sind Geschichten und das weiss unsere Leserschaft auch.» Die Leser nähmen das nicht so ernst und wollten einfach unterhalten werden. Die Grenzen des Fabulierens sieht Rose dort, wo es teuer wird, wo also mit Klagen und Kosten zu rechnen ist.
Wegwerfliteratur
In der türkischen Hauptstadt Ankara haben Müllmänner damit begonnen, weggeworfene Bücher aus dem Kehricht zu fischen und sie in einer eigenen Bibliothek dem Publikum zugänglich zu machen. So stehen bereits 4700 Titel zur Ausleihe bereit und 1500 warten darauf, einsortiert zu werden. Als nächstes wollen die Müllmänner eine mobile Bücherei einrichten und damit Schulen besuchen. Ob sie dazu einen ausrangierten Kehrichtwagen verwenden, ist dagegen nicht bekannt.