AUF DEM RADAR

Täglich lesen, was die Medien bewegt.
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Von Montag bis Freitag vier aktuelle Lektüretipps aus schweizerischen und internationalen Publikationen zum Medienwandel. Ausgewählt und kommentiert von Nick Lüthiredaktion@medienwoche.ch Jetzt auch als Newsletter abonnieren.

Die New York Times in der Ära Trump

Sie ist eines der Lieblingsfeindbilder von Donald Trump. Wenn er von der New York Times spricht, dann fast immer nur mit dem Zusatz «failed», gescheitert. Wie aber sieht die Arbeit der renommiertesten US-Zeitung aus unter einem Präsidenten, der nur Verachtung für die Presse übrig hat? Ein Jahr lang begleitete die Filmemacherin Liz Garbus Mitarbeitende der New York Times. Herausgekommen ist eine dreistündige Dokumentation, ein «intimer und spannender Blick auf den Kampf einer Zeitungsredaktion gegen ‹Fake News› und für die Wahrheit in einer neuen Ära».

Reporter-Forum: von den Besten lernen

Das Schweizer Reporter-Forum 2018 ist zwar vorbei, aber auf der Website sind sämtliche Diskussionen, Gespräche und Vorträge in Ton und/oder Bild dokumentiert. Erfolgreiche und preisgekrönte Autorinnen, Journalisten, Reporterinnen und Herausgeber bieten wertvolle Einblicke in ihr Schaffen. Sei das ein Daniel Ryser, der noch einmal ausführlich zu seiner Köppel-Biografie und der daran geäusserten Kritik Stellung nimmt. Seien es die Macherinnen und Macher journalistischer Start-ups, die über Fehler und Erfolge Auskunft geben. Oder die Bestseller-Autorin Susanna Schwager, die erzählt, wie sie Gespräche führt. Alles in allem ein paar Stunden Gratis-Unterricht für besseren Journalismus.

Sie kennt die Stärken und Schwächen von Wikipedia

Katherine Maher arbeitet seit 2016 als Geschäftsführerin von Wikimedia in San Francisco. Die Stiftung ist verantwortlich für den Betrieb der Online-Enzyklopädie Wikipedia. Im Gespräch mit Tamedia-Redaktor Mathias Born bietet Maher einen Einblick in die aktuelle Befindlichkeit des digitalen Mitmach-Lexikons. Eine ihrer grössten Sorgen betrifft die Struktur der Autorengemeinschaft: «Die meisten Artikel über Afrika oder die arabische Welt wurden von Europäern verfasst. Und nur 18 Prozent der biografischen Artikel beschreiben Frauen. Gründe dafür sind, dass es in der Gemeinschaft viel mehr Europäer als Afrikaner und viel mehr Autoren als Autorinnen gibt. Es ist äusserst wichtig, dass alle Gruppen gut vertreten sind: Wir brauchen Männer wie Frauen, Menschen aus allen Regionen und Religionen, Intellektuelle wie Arbeiter.»

«Es braucht eine breite Diskussion darüber, wie wir mit Algorithmen leben wollen.»

Die beiden Professorinnen Isabelle Wildhaber und Melinda Lohmann forschen an der HSG in St. Gallen zu Roboterrecht. Im Gespräch mit Kaspar Enz von der «Ostschweiz am Sonntag» erklären die beiden Wissenschaftlerinnen, welche neuen Fragen an das Recht entstehen mit der immer grösseren Präsenz von Robotern und Algorithmen in unserem Alltag. Bei lernfähigen Robotern stünden wir vor einer neuen Situation. Was, wenn eine solche Maschine einen Schaden anrichtet? «Hat ihn der Hersteller falsch programmiert? Oder schlich sich der Fehler später ein, hat ihn ein Nutzer falsch ‹erzogen›?», fragt Isabelle Wildhaber. Während Roboter eine physische Präsenz haben, sind Algorithmen unsichtbar und wirken sich auf unseren Alltag bereits stärker aus, als wir das gemeinhin wahrnehmen. «Vieles hat sich eingeschlichen, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Wir googeln, stellen alles online, ohne zu bedenken, wie diese Daten verwendet werden. Oft glaubt man, eine Entscheidung sei fair, wenn ein Algorithmus und nicht ein Mensch sie trifft. Aber das ist nicht zwingend der Fall», sagt Melinda Lohmann. Und darum brauche es eine breite Diskussion darüber, wie wir mit Algorithmen leben wollen, ergänzt Wildhaber.

Weitere Beiträge dieser Woche

Generation Netflix

Die jüngste JAMES-Studie (kurz für: «Jugend, Aktivitäten, Medien – Erhebung Schweiz») zeigt bei Jungendlichen zwischen 12 und 19 einen klaren Trend, was das Mediennutzungsverhalten angeht: Ein Drittel der gut 1000 Befragten gab an, über ein eigenes Musik- oder Video-Streaming-Abonnement zu verfügen. Gegenüber der letzten Studie vor zwei Jahren ist das eine Verdoppelung. Als beliebtester Streaming-Inhalt nannten die Schweizer Jugendlichen die Netflix-Serie «Haus des Geldes». Sieben der zehn beliebtesten Serien stammen aus dem Angebot von Netflix.

Wird es Youtube im nächsten Jahr noch geben?

Grosse Aufregung um die Zukunft der beliebten Video-Plattform Youtube. Bei manchen, vor allem jüngeren, Nutzerinnen und Nutzern herrscht teils offene Panik. Sie fürchten, ihre Spielwiese im Netz zu verlieren. Grund für die Aufregung sind einerseits die EU und andererseits Youtube selbst. Auf europäischer Ebene sind Bestrebungen im Gange, die Videoplattform stärker in die Verantwortung zu nehmen und die Firma haftbar zu machen bei Urheberrechtsverletzungen in hochgeladenem Bildmaterial. Dagegen wehrt sich Youtube mit Panikmache, in dem sie den Untergang des Internets beschwört. Worum es bei der Auseinandersetzung wirklich geht, dröselt Rechtsanwalt Christian Solmecke auf – in einem Youtube-Video.

Der 24-Stunden-Nachrichtensprecher

Er sieht aus wie ein Nachrichtensprecher, klingt auch ein bisschen wie ein Nachrichtenstprecher, ist aber eigentlich nur die Hülle eines Nachrichtensprechers: Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua hat die Tage einen Prototypen eines TV-Präsentators vorgestellt, der sich mittels künstlicher Intelligenz animieren lässt. «Laut Xinhua liegen die Vorteile klar auf der Hand: Die Nachrichtensprecher könnten 24 Stunden am Tag durcharbeiten», schreibt dazu Futurezone.

Promis und ihre eigenen Magazine

Das deutsche Verlagshaus Gruner + Jahr setzt auf Prominenz aus TV und Sport als Marken für neue Magazine. So erscheint am Samstag die erste Ausgabe von «Boa», benannt nach dem FC-Bayern-Fussballer Jerôme Boateng. In seinem Lifestyle-Magazin will Boateng auch selbst als Journalist in Erscheinung treten und selbst Interviews führen. Mit einem ähnlichen Konzept erscheinen bereits Magazine von und mit Barbara Schöneberger, Joko Winterscheidt und Eckhart von Hirschhausen.