Gewerkschaftslogik: böser Konzern, gute Stiftung
Wenn ein Medienkonzern wie Tamedia Stellen streicht, geht es jeweils nicht lange, bis Berufsverband und Gewerkschaft das Verhalten öffentlich anprangern. Am Montag dagegen, als eine Stiftung in Basel das Ende der Tageswoche bekanntgab, blieb es auffällig still. Das ist Edith Hollenstein, Redaktionsleiterin von persoenlich.com aufgefallen. Als Grund für die ausgebliebene Reaktion vermutet sie, «dass die Tageswoche kein so gutes Feindbild hergibt wie Tamedia». Der Berufsverband Impressum macht einen banaleren Grund geltend für das beredte Schweigen: «Die News scheint komplett an uns vorbei gegangen zu sein.» Wobei das die Sache auch nicht besser macht.
Der Lügenpräsident und die Pressefreiheit
Weil ihm nicht passte, was er fragte, entzog US-Präsident Donald Trump dem CNN-Journalisten Jim Acosta «bis auf weiteres» die Akkreditierung für das Weisse Haus. Es ist dies ein einzigartiger und erstmaliger Vorgang und stellt eine neue Qualität dar im bereits stark belasteten Verhältnis zwischen Trump und den Medien. Als Begründung schob der Präsient nach, Acosta habe eine Praktikantin im Presseraum ungebührlich berührt. Acosta bezeichnete dies auf Twitter als Lüge: «This is a lie.» In Tat und Wahrheit hielt der Journalist nur sein Mikrofon fest, das ihm die junge Frau abnehmen wollte, damit er die Frage nicht fertig formulieren konnte.
Er macht ein gutes Geschäft mit automatisch generierten Texten
«Warum muss eigentlich ein kollaboratives Online-Lexikon wie die Wikipedia von menschlichen AutorInnen verfasst werden?» Philip Parker hätte da eine Lösung: Die Einträge der Enzyklopädie könnten von Software automatisch und ganz ohne unmittelbares menschliches Zutun verfasst werden. Parker ist kein Fantast, sondern Wirtschaftswissenschaftler und Unternehmer. Mit seinem Verlag ICON Group International hat Parker bereits eine Million automatisch generierter Titel herausgegeben. Sachbücher wie «The 2016-2021 World Outlook for 3D Medical Imaging» richten sich an ein Nischenpublikum, das auch den stolzen Preis 995 US-Doller zu berappen bereit ist. «Algorithmen sind im Long Tail-Business bereits definitiv die besseren Autoren», zitiert Stefan Weber auf Telepolis den Unternehmer Parker.
Öffentlich-rechtliche Super-Mediathek als europäische Antwort auf Youtube
Es zeichnet sich eine neue Einigkeit ab bei dem Vorhaben, dem übermächtigen Youtube eine Alternative entgegenzusetzen. Die Rede ist von einer «Super-Mediathek» mit Videoinhalten europäischer Medienanbieter. Treibende Kraft ist der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm. Inzwischen zeigen sich auch Privatsender an der Idee interessiert. Sogar die Verlegerverbände, die sonst in vielen Fragen mit den Öffentlich-rechtlichen im Clinch liegen, schlagen die Tür nicht zu, wie Daniel Bouhs im NDR-Medienmagazin ZAPP zu berichten weiss. Wilhelm gibt sich optimistisch und bemüht einen etwas gewagten Vergleich, wenn er sagt: «Als Airbus noch ein Konzept war, sagte auch jeder, es ist völlig sinnlos gegen Boeing anzutreten.» Der Digitalvordenker Sascha Lobo finde das einen schlechten Vergleich: Airbus musste ein paar Flugzeug-Einkäufer überzeugen, eine «Super-Mediathek» aber Millionen von Nutzerinnen und Nutzern. Ein Erfolg ist da keineswegs garantiert.