von Nick Lüthi

DRS 2: Häppchen zum Frühstück

Umbau beim Kultursender: Das tägliche Magazin DRS2aktuell verschwindet, dafür wird das Programm am Morgen «aufgewertet». Längere Formate, wie sie heute im täglichen Kulturmagazin zu hören sind, finden darin keinen Platz mehr. Das Morgenprogramm wird demjenigen der anderen drei DRS-Kanäle angepasst.

Gegenüber der MEDIENWOCHE bestätigt Franziska Baetcke, Programmleiterin von DRS2, lediglich soviel: «Es stimmt, dass wir Anpassungen im Morgenprogramm von DRS 2 planen.» Dass das tägliche Kulturmagazin DRS2aktuell per 1. März 2012 verschwindet und dessen Inhalt teilweise ins Morgenprogramm zwischen sechs und neun Uhr integriert wird, mag Baetcke weder dementieren noch bestätigen. «Zurzeit sind wir noch mitten in der Konzeptphase und können daher zu Details noch keine Auskunft geben.» Intern sind die «Details» indes bereits bekannt. Letzte Woche wurde das Team von DRS2aktuell darüber informiert, dass ihre Sendung vom aktuellen Platz am Mittag verschwindet. Für die Redaktion kommt der Entscheid zur Auflösung ihrer Sendung überraschend.

Die bisherigen Ressourcen sollen künftig verstärkt in den Morgen fliessen; allerdings mit Abstrichen. Längere Formate, Beiträge mit einer Dauer von vier Minuten und mehr, sollen verschwinden. Entsprechend geht man davon aus, dass im neuen Morgenprogramm vor allem Häppchen und Kurzfutter serviert werden, in der Struktur nicht unähnlich DRS 3. Für diese Angleichung ans Schwesterprogramm spricht auch der Entscheid, die Nachrichten künftig im Halbstundentakt zu senden.

Natürlich spricht nichts dagegen, ein Radioprogramm von Zeit zu Zeit anzupassen. Im Gegenteil: Hörgewohnheiten ändern sich, das Publikum hat neue und zusätzliche Informationsquellen. Das zwingt ein Sendeunternehmen nachgerade zu Anpassungen. Wer das Privileg der Gebührenfinanzierung geniesst, muss solche Entwicklungsschritte – eine Gratwanderung zwischen Qualität und Quote – besonders sorgfältig angehen.

Mit den angekündigten Massnahmen riskiert DRS 2 jenen Teil der Stammhörerschaft, der am Morgenprogramm die langen Musikstrecken der Mattinata schätzt, mit den eingestreuten Informationshäppchen zu vergraulen. Ob sich damit auch neue Hörerkreise erschliessen lassen, was ja das Ziel einer Programmanpassung sein sollte, bleibt bis zur Umsetzung der Änderungen ungewiss. Wer am Morgen ein Informationsprogramm von Radio DRS hören will, schaltet DRS 1, 3 oder 4 ein. Weshalb nun auch das zweite Programm seine Informationskompetenz am Morgen verstärkt, bleibt unter diesen Vorzeichen wenig verständlich.

Leserbeiträge

Ronnie Grob 30. September 2011, 11:00

Genau, wer am Morgen ein Informationsprogramm hören will, der schaltet DRS4 ein oder einen anderen Informationskanal. Nachdem schon alle Privatsender die gleiche Trashmusik bringen, müssen nun alle öffentlich-rechtlichen Sender die gleichen Informationen bringen? Warum gibt es denn überhaupt vier verschiedene Sender, wenn dann doch alle das Gleiche bringen? Informationshäppchen braucht sowieso niemand. Öffentlich-rechtliche Sender müssen vertiefte Informationen liefern, die von Privaten nicht eh schon angeboten werden.

Bruno De Bona 03. Oktober 2011, 09:49

DRS2 driftet also mit seinen „Anpassungen“ wieder ein Stück weiter Richtung Beliebigkeit ab. Bestimmt haben die Programmverantwortlichen unzählige gute Argumente für halbstündliche Nachrichten auf einem Kultursender. Für den Hörer gibt es kein einziges. Ehrlicher wäre es von der Programmleiterin, Franziska Baetcke, gewesen, diese „Aufwertung“ als das zu verkaufen, was sie effektiv ist: Nämlich eine weitere Sparmassnahme des Staatssenders auf Kosten der Kultur! Bruno De Bona