von Nick Lüthi

Gesucht: sparfreudiger Baustellenmanager

Tamedia hat die Sonntagszeitung zum Sanierungsfall erklärt. Die einstige Cashcow muss in den nächsten drei Jahren 4.5 Millionen Franken einsparen. Auch deshalb verlässt Chefredaktor Martin Spieler das Blatt per Ende Jahr. Seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger betritt 2014 eine Baustelle. Wir präsentieren eine Liste mit möglichen Kandidatinnen und Kandidaten.

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Der Abbau befindet sich bereits in vollem Gange. Rubriken werden gestrichen, genauso die Honorare für freie Mitarbeiterinnen. So verzichtet die Sonntagszeitung künftig auf die Kolumnen von Sibylle Berg, wie die Schriftstellerin gestern in ihrem Blog publik machte. Berg zitiert den zuständigen Redaktor mit der unmissverständlichen Aussage: «Wir müssen ab 1. September ziemlich radikal sparen.»

Die 4.5 Millionen Franken, die Tamedia der Sonntagszeitung für die nächsten drei Jahre als Sparziel aufgebürdet hat, sind Teil eines 34-Millionenpakets für das gesamte Unternehmen. Tamedia nennt zwei Gründe für den Um- und Abbau:

  • Alle Medien müssen «einen Beitrag zum Ergebnis leisten». Interne Quellen geben an, die angestrebte Umsatzrendite sei für die Sonntagszeitung auf 15 Prozent hochgeschraubt worden. Offiziell wird diese Zahl weder bestätigt noch dementiert.
  • Die strukturell geschwächten Printmedien müssen den Gürtel noch enger schnallen, damit Tamedia «in neue Projekte und den Ausbau des Medienangebots investieren» kann.

Im Extremfall führe diese Sparübung zum faktischen Ende einer redaktionell eigenständigen Sonntagszeitung, mutmassten Branchenkenner nach Bekanntwerden der Sparpläne Anfang Juli. Damit drohe die Einverleibung der Sonntagszeitung in den Tages-Anzeiger, also die Degradierung zur siebten Tagi-Ausgabe. Das Unternehmen widerspricht dem zwar, bestreitet aber nicht, dass eine Annäherung der beiden Blätter zur Diskussion stehe. Nach dem Vorbild des Sportressorts, das seit jeher titelübergreifend geführt wird, könnten weitere Ressorts zusammengelegt werden. Als Kooperationskandidaten gelten Kultur, Wissen/Multimedia, Trend und Reisen – also die gesamte hintere Zeitungshälfte. Wie die künftige Zusammenarbeit von Tages-Anzeiger und Sonntagszeitung genau aussehen wird, hänge auch von der neuen Chefredaktion ab, teilt Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer mit.

Klar ist heute so viel: Der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Martin Spieler wird sich zuerst als Baustellenmanager bewähren müssen und vor allem dafür sorgen, dass die Spar- und Renditeziel erreicht werden. Publizistische Ambitionen müssen hinten anstehen. Bisher kursierten erst wenige Namen für den nur noch mittelmässig attraktiven Posten. Als Einzige öffentlich Stellung genommen hat die jüngst abgesetzte «Blick»-ad-Interim-Chefin. Am letzten Samstag sagte Andrea Bleicher auf die Frage, ob der Sonntagszeitung-Chefposten etwas für sie wäre: «Ich werde ja nicht die Einzige sein, die sich dafür interessiert.» Nicht zu rechnen ist dagegen mit Patrik Müller, Chefredaktor Schweiz am Sonntag. Sein Name kursierte deshalb früh, weil man ihm eine solche Aufgabe offenbar problemlos zutraut. Müller hat aber bisher Job-Anfragen von Ringier und Tamedia abgelehnt.

Somit bleibt es beim Kaffeesatzlesen. Und das überlassen wir gerne unserem Publikum. Unten eine Liste mit 12 Namen. Weitere können eingefügt werden. Jede Person kann maximal drei Stimmen abgeben. Los gehts:


Leserbeiträge

bugsierer 26. August 2013, 18:42

ich wählte finn canonica. obwohl ich ahne, dass ihm die skills und die lust auf diesen job wohl fehlen. aber vielleicht würde das tagimagi mit einem neunen cr wieder erträglicher.

Munkelonkel 26. August 2013, 21:33

Man munkelt die unsägliche Chinareportage aus dem letzten Heft sei (endlich) Finns finales Magistück gewesen….