Die MEDIENWOCHE ist ein digitales Magazin für Medien, Journalismus, Kommunikation & Marketing. Die Redaktion beobachtet und begleitet publizistisch die Entwicklung der Branche in der Schweiz, verfolgt aber auch internationale Trends. Neben den redaktionellen Eigenleistungen bietet die MEDIENWOCHE mit dem «Medienmonitor» (zweimal wöchentlich) und der wochentäglichen Rubrik «Auf dem Radar» Lektüreempfehlungen aus nationalen und internationalen Medien.
Wie lange wird es Tageszeitungen noch geben? Und welche Inhalte wollen Leser im Internet überhaupt bezahlen? Stephan Weichert, Hamburger Journalistik-Professor und Experte für digitalen Journalismus über teure, investigative Recherchen und neue Finanzierungsmodelle.
Die Tessiner Tageszeitung «Giornale del Popolo» wird eingestellt. Die Herausgeber der Zeitung haben die Bilanz bei der Präfektur in Lugano deponiert. Die «Giornale del Popolo» wird am Samstag zum letzten Mal erscheinen. Das teilen die Herausgeber mit. Die Zeitung ist ein Opfer des Konkurses des Werbevermarkters Publicitas.
Die Hamburg Media School bietet neu ein Weiterbildungsmodul für Journalistinnen und Journalisten an, das komplett von Facebook finanziert ist. In der Columbia Journalism Review geht Mathew Ingram der Frage nach, wie es dazu kommen konnte, dass Facebook und Google zu zwei der grössten Journalismus-Sponsoren werden konnten. Dazu spricht er mit einer ganzen Reihe von Begünstigten. Das Fazit: «Wie altruistisch sie auch erscheinen mögen, die Realität sieht so aus, dass all diese Gelder nur ein weiterer Weg sind, auf dem sich sowohl Facebook als auch Google noch enger in das Gefüge von Medien und Journalismus integrieren, nicht nur in den USA, sondern weltweit.»
Modernes Personalmanagement neigt dazu, bei Sparübungen möglichst Massenentlassungen zu vermeiden. Aktuell zu beobachten bei Tamedia, wo die neue Redaktionsstruktur weniger Personal erfordert und sich die Leute nun so lange auf den Füssen herumstehen, bis der eine oder die andere das Spiel nicht mehr mitmacht und «freiwillig» geht. Eine Folge solcher Sparpolitik: Das abgebaute Personal wird nicht als Gruppe sichtbar. Wie eine zusammengesparte Redaktion aussieht, hat die Denver Post mit einem Vorher-Nachher-Slider inszeniert. Die Traditionszeitung aus dem US-Staat Colorado gehört einem Verlag in Besitz eines Hedgefonds, der die Redaktion ausweidet.
Die Blütephase der gedruckten Presse, im amerikanischen Kontext wird die Periode auf 1940 bis 1980 eingegrenzt, war die Ausnahme von der Regel. Der Bedeutungsverlust, den Zeitungen heute erfahren, erscheint unter einem breiteren historischen Blickwinkel als eine Rückkehr zum Status quo ante: «Zeitungen wurden im 16. Jahrhundert erfunden, entwickelten sich aber erst im späten 19. Jahrhundert zur wichtigsten Art, Nachrichten zu konsumieren. Dazwischen waren amerikanische Zeitungen Eliteprodukte oder von politischen Parteien subventioniert.» Insofern gibt es kein Naturgesetz, weshalb Zeitungen auf immer und ewig die zentralen Instanzen der Nachrichtenvermittlung bleiben sollten, wie das bisweilen in Diskussionen anklingt.
News sind überall – omnipräsent, schnell, gratis. Doch immer mehr sind es die gleichen News, die bloss auf viele Kanäle verteilt sind. Das ist die Chance der lokalen Medien: Ihre News sind exklusiv, sagt Christof Nietlispach im Tagesgespräch bei Marc Lehmann.
Grossumbau beim «Spiegel»: Das Nachrichtenmagazin aus Hamburg geht einen neuen Weg beim Verkauf seiner Inhalte. Statt kostenpflichtige Einzelartikel, Online-Abo und die digitale Abendzeitung «Spiegel Daily» gibt es neu nur noch ein Angebot unter der Marke «Spiegel+». «Dafür bekommen die Nutzer wirklich alles», schreibt das Entwicklerteam. Also auch die digitale Ausgabe des Magazins. Kostenpunkt für das Gesamtpaket: 20 Euro im Monat, für unter 30-Jährige 12 Euro. Ziel der Übung sei es, «der Spiegel-Gruppe eine nachhaltige wirtschaftliche Perspektive mit mehr als dem traditonellen Print-Geschäft und dem rein anzeigenfinanzierten Online-Geschäft zu geben.»
Kritiker der «Basler Zeitung» wollen anhand der sinkenden Leserzahlen beweisen, dass ein prononcierter Rechtskurs wirtschaftlich ungesund ist. Die Beweisführung ist heikel.