Lügen als Erfolgsrezept
Donald Trump setzt neue Massstäbe. Noch nie wurde im amerikanischen Wahlkampf so erfolgreich so viel gelogen. Und das will etwas heissen. Bezogen auf Trump. Und bezogen auf den politischen Prozess in den USA. Das US-Mediensystem begünstigt und befördert diese Art von postfaktischem Wahlkampf.
Donald Trump hat sich seit Jahren nicht nur als Investor profiliert, sondern nebenher auch als politische Marke, indem er unablässig behauptete, Barack Obama sei nicht in den USA geboren, also nicht legal Präsident geworden. Das hat ihm Dauerpräsenz in gewissen Medien und den Dauer-Applaus des äussersten rechten Flügels eingebracht. Das war sozusagen seine erste politische Basis vor dem Wahlkampf. Vergangene Woche hat er in einem 30-Sekunden-Statement zugegeben, dass diese Behauptung falsch gewesen sei. Er hatte also jahrelang gelogen. Trump hat aber sofort hinzugefügt, diese Behauptung über Obama sei ursprünglich von Hillary Clinton ausgegangen. Was so auch nicht stimmt. Lüge B ersetzt Lüge A.
- Trump weigert sich, seine Steuerunterlagen vorzuzeigen, was alle Kandidaten in den letzten 40 Jahren getan haben. Er hatte gesagt, er mache das nur, wenn Clinton das auch tue. Sie tat es dann, er nicht. Er brach das Versprechen schliesslich und bezeichnet die Forderung heute als «Ablenkung von den wichtigen Themen».
- Er versprach, seine ganze Krankengeschichte vorzulegen, wenn seine Konkurrentin das auch tue. Sie tat das (in einem begrenzten Rahmen), er praktisch nicht, er liess nur gerade seine Cholesterinwerte bekanntgeben. Und machte ein paar Sprüche über sein Gewicht.
- Er machte sich lustig über die Invalidität eines Journalisten, verhöhnte eine politische Gegnerin mit indianischen Wurzeln als «Pocahontas» und verunglimpfte in ähnlicher Weise eine schwarze Pfarrerin, die ihre Kirche nicht einfach als Wahlkampfplattform hergeben wollte.
- Trump widerspricht sich in zentralen Fragen praktisch täglich, mal will er für, mal gegen den Irak-Krieg gewesen sein, mal war er für, mal gegen Abtreibung. Wenn man ihn auf die Widersprüche hinweist, wechselt er das Thema.
- Er verspricht den Amerikanern, er baue eine 3144 Kilometer lange Mauer entlang der mexikanischen Grenze, welche die Einwanderung von Latinos («Verbrecher, Vergewaltiger») stoppen werde. Die Milliardenkosten werde Mexiko tragen. Beim Besuch in Mexiko spricht er das Thema der Kosten nach eigenen Angaben nicht einmal an.
Die Liste lässt sich beliebig verlängern, in einem Punkt allerdings hat Trump seit langem eine klare Linie: Er distanziert sich nicht vom Ku-Klux-Klan oder von der «Aryan Nation». Die gewalttätige extreme Rechte will er offensichtlich nicht brüskieren. Leute, die sich selber als Arier sehen und Andersfarbige als minderwertiges Leben, will Trump nicht verlieren.
Wenn so jemand auf die gleichen Zustimmungswerte kommt wie seine Gegnerin, dann haben offenbar Werte wie Anstand, Respekt vor anderen Menschen und Meinungen, Anerkennung von Gesetzen und Regeln im amerikanischen politischen Diskurs keine entscheidende Bedeutung mehr. Und wenn dies wiederum der Fall ist, dann stehen mit Trump und seiner Strategie Grundwerte dieser stärksten westlichen Demokratie in Frage. Die «New York Times» spricht von «jetzt ist alles erlaubt» und sieht das als ausgesprochen «alarmierende Entwicklung». In Kommentaren ist jetzt die Rede vom «postfaktischen Zeitalter»: Was für eine Beschönigung!
Dass Trump in den Wählerumfragen gleichauf liegt mit Clinton hat auch etwas zu tun mit dem mangelnden Informationsstand der Bevölkerung. In einem Land, in welchem der überwiegende Teil der Menschen seine Informationen eben nicht aus der New York Times, sondern aus den Lokalnachrichten des Fernsehens bezieht. Welche in immer gleichbleibender grosser Aufgeregtheit (Quote) über lokale Verbrechen, nationale Verbrechen, «People-Geschichten», über lokales Wetter und lokalen Sport informieren. Aber nicht über relevante Politik. Wahlkämpfe finden im Grossteil der amerikanischen Berichterstattung seit Jahrzehnten nur als «Horse Races» statt. Wer liegt vorne? Wer sagte heute was? Aber nicht: wer steht eigentlich wofür? Und was ist wovon zu halten?
Trumps Erfolg hat auch etwas zu tun mit kommerziellen nationalen «News»-Sendern, welche als Information kaschierte politische Demagogie verbreiten. Wie etwa «Fox News». Und es hat zu tun mit dem Diskurs auf den «sozialen» Medien, für welchen letztlich keine Regeln gelten. Wo Leute – neben viel Interessantem – auch frischfröhlich Lügen, Unwahrheiten, Halbwahrheiten herumbieten, die sich blitzartig weit (und damit lukrativ) verbreiten. Ohne dass der Laie beurteilen kann, was wovon zu halten ist.
Wer sich von der neuen Medienwelt mehr Transparenz, mehr Information, eine breite Stärkung der Demokratie erhofft hat, den müsste das Phänomen Trump ziemlich nachdenklich stimmen. Müsste.
Nörgelknecht 27. September 2016, 14:37
Hat denn das postfaktische Zeitalter mit Trump begonnen und leben wir in einer Welt, in der nur die Trumps und vStorchs sich so an den Fakten versündigen?
Wie war das mit der WMD-Lüge der Bush- und Blairregierungen und aller angelsächsischen TV-Stationen? In welcher Kontinuität stand das zur „Brutkastenlüge“?
Mit welcher Klarheit sprach Hillary ohne jede Einschränkung vom russischen Hackerangriff auf ihre Partei und ging über zu aggressiven Warnungen an Putin? Auf Trump’s Konter, dass es keinerlei Beweise gibt dafür gibt wer das war…wechselte sie das Thema.
Mit welcher Chuzpe erzählte sie von den aggressiven Cyberwar-Methoden Chinas, denen man sich anpassen müsse, ohne Kontext zum bekannten NSA-Angriff aufs gesamte chinesische Handynetz, für den in China US-Agenten die Hardware an chinesischen Handy-Sendezentralen vor Ort manipulierten? Geht es noch postfaktisch Verlogener?
Unsere politischen und medialen Insider-Eliten haben sich schon länger davon verabschiedet, den öffentlich-politischen Diskurs ihrer Ziele nur unter Beachtung aller Fakten zu führen, sehr vorsichtig formuliert.
Den TrumpStorch-Demagogen wurde damit erst der Pfad gebahnt, die Tür geöffnet.
Und diese einseitige Fokussierung auf Trump als Personifizierung der postfaktischen Degeneration in der medialen Aufbereitung dient wieder nur der Ausblendung der Ursachen für den Verlust der eigenen Glaubwürdigkeit bei bald mehrheitsfähigen Teilen der Wahlbevölkerung. Genau wie beim Brexit.
Da ist eine politische Kultur gewachsen, die vor allem eine Wahlfreiheit lässt: Die, von welcher der beiden Hütchenspielerbanden man sich ausplündern lassen will. Ich wüsste aber auch nicht, wie man sonst den Übergang von der 2/3-Gesellschaft zur 1/3-Gesellschaft demokratisch erscheinen lassen könnte.
Die kritische Masse der Abgehängten ist erreicht worden, mehr Niveau ist denen egal. Und wenn, so wie es auch hier in D. war, nur noch 2 Kandidaten aus konkurrierenden Finanzspekulanten-Netzwerken gegeneinander antreten, verfängt auch selektive Lügensuche nicht mehr.
Egal, die ganzen Euro-, Immo-, Geldmengen- und Zinsniveaublasen haben ihren maximalen Dehnungspunkt längst überschritten. Wer dann noch die Nadel dranhält, ist egal. Das lässt sich eh nur noch per Krieg führen, anders geht der Schumpeter nicht mehr.
Nörgelknecht 27. September 2016, 15:00
Und dann muss ich eines noch anhängen:
Auch das stimmt und erscheint mir doch als projektiv-exorzitative Übung, die die eigenen Dämonen auf ein umfassend Böses außerhalb des eigenen Ich projiziert.
Auch hier nur ein Beispiel für eine jahrelang geübte Normalität in unseren seriösen und anspruchsvollen Medien:
http://uebermedien.de/8121/die-maer-wie-portugal-und-spanien-vom-guten-weg-abkamen/
Die Gewöhnung des Publikums an diese Art des Journalismus in „seriösen“ Medien hatte desensibilisierende Wirkung. Wenn das in der Polsterklasse salonfähig ist, ist es vielleicht etwas weltfremd, vom Publikum in der Holzklasse entsetztes Naserümpfen zu erwarten?
Nörgelknecht 27. September 2016, 15:29
#2 sollte beginnen mit dem Zitat:
„Trumps Erfolg hat auch etwas zu tun mit kommerziellen nationalen «News»-Sendern, welche als Information kaschierte politische Demagogie verbreiten“
Remo Maßat 27. September 2016, 20:31
Ist es nicht erstaunlich, daß gefühlte 99,99% aller Journalisten glühende Verehrungsgeschichten über Hillary Clinton schreiben? Und gleichzeitig gefühlte 99,99 % aller Journalisten Artikel gegen Trump schreiben?
Hillary Clinton: Eine notorischen Lügnerin, die soviel gelogen hat, daß es nicht mal mehr notwendig (und auch aus Platzgründen gar nicht möglich) ist, hier einzelne Vorfälle anzuführen. Man muß nur im Internet 1x klicken und findet es.
Außer, man schreibt nicht neutral bzw. will überhaupt nicht neutral schreiben.
Casper Selg 29. September 2016, 12:50
Es wäre wirklich erstaunlich, wenn, wie Herr Massat schreibt, „99.9 % aller Journalisten glühende Verehrergeschichten über Hillary Clinton“ schreiben würden. Das ist natürlich – insbesondere in den USA – überhaupt nicht der Fall, ganz im Gegenteil.
Ich bin übrigens auch nicht der Auffassung, der Entscheid für die Kandidatin Hillary Clinton sei eine besonders glückliche Wahl gewesen. Nur war der Vergleich Trump-Clinton nicht Gegenstand dieses Artikels.
Gegenstand dieses Artikels ist meine Beobachtung, dass mit diesem Wahlkampf die politische Arbeit mit bewussten Lügen eine neue Dimension angenommen hat. Und dass der damit verbundene Erfolg auch etwas mit der Entwicklung der Medien zu tun hat. Ich meine, das beurteilen zu können, weil ich amerikanische Politik seit Beginn der Achtzigerjahre verfolge. Und das Verbreiten von zum Teil völlig ungeheuerlichen Behauptungen hat nach meiner Einschätzung bei Trump eine andere Dimension als bei Clinton, die auch ich durchaus nicht als Engel der Wahrhaftigkeit sehe.
Adrian Frisch 01. Oktober 2016, 21:10
Auch hier liegt Herr Selg falsch. Inzwischen stehen nahezu alle bekannten Medien der USA, TV und Zeitungen, geschlossen hinter Clinton.
Herr Selg möge wenigstens drei grosse Medien der USA nennen, die pro-Trump sind (ausser FOX). Ich bin gespannt.
Selg schreibt weiter: „Gegenstand dieses Artikels ist meine Beobachtung, dass mit diesem Wahlkampf die politische Arbeit mit bewussten Lügen eine neue Dimension angenommen hat.“
Auch diese Behauptung ist grotesk falsch. Zum Nachlesen für Herr Selg.
Selg weiter: „Ich meine, das beurteilen zu können, weil ich amerikanische Politik seit Beginn der Achtzigerjahre verfolge. Und das Verbreiten von zum Teil völlig ungeheuerlichen Behauptungen hat nach meiner Einschätzung bei Trump eine andere Dimension als bei Clinton, die auch ich durchaus nicht als Engel der Wahrhaftigkeit sehe.“
Auch diese Aussage zeigt nur eines: Die verzerrte Wahrnehmung eines Journalisten. Clinton log nicht nur über Details oder Kleinigkeiten sondern über wirklich gravierende Themen: Libyen, klassifizierte Emails, internationale Handelsverträge, Iran-Sanktionen, usw. Als Einstieg für Herr Selg:
Hillary Clinton lying for 13 minutes straight. https://www.youtube.com/watch?v=-dY77j6uBHI
http://www.thepoliticalinsider.com/t-day-evergreen-7-wildest-lies-hillary-clinton/
http://www.politifact.com/personalities/hillary-clinton/statements/byruling/false/
http://www.dailywire.com/news/9507/fact-checking-hillary-her-9-biggest-lies-aaron-bandler#
Adrian Frisch
René Zeyer 29. September 2016, 12:51
Ist ja gut und alles richtig. Aber statt ewig «o tempora, o mores» zu schreiben, keine Lösungsvorschläge zu präsentieren, könnte man sich als Journalist doch wenigstens an der eigenen Nase nehmen und analysieren, was die Gründe für die Verluderung der «vierten Gewalt» sind und wer daran schuld ist. Und nein, nicht nur das Internet, einbrechende Inserateneinnahmen oder copy/paste-Google-Journalisten. Sondern auch die fehlende vertiefte Beschäftigung mit Phänomenen wie Trump. AfD, Le Pen und Ähnlichem. Der Witzfigur Trump Lügen, Widersprüche und fehlende Lösungsvorschläge vorzuwerfen, ist einfach. Zustimmungsraten von bis zu 50 Prozent mit einem Werteverlust, befördert von Krachsendern wie «Fox News», zu erklären, ist zu einfach. Eine Analyse der Mainstream-Medien, die jede inhaltliche Auseinandersetzung durch Verurteilungen (rechtspopulistisch, rassistisch, hetzerisch, im Zweifelsfall gleich mindestens faschistoid oder ganz einfach faschistisch) ersetzen, leisten einen mindestens so bedeutenden Beitrag wie «Fox News» und Konsorten.
Adrian Frisch 01. Oktober 2016, 19:13
Lieber Casper Selg,
nehmen wir Ihren eigenen Beitrag doch mal etwas genauer unter die Lupe.
Sie schreiben: „Trump hat aber sofort hinzugefügt, diese Behauptung über Obama sei ursprünglich von Hillary Clinton ausgegangen. Was so auch nicht stimmt. Lüge B ersetzt Lüge A.“ Sie liegen falsch: Die veröffentlichten Hillary-Emails haben gezeigt, dass ein Hillary-Mitarbeiter tatsächlich 2008 das Gerücht gestreut hat. Aber weil Radio DRS über das Leak nichts berichtet hat, ist Ihnen das wohl entgangen.
Sie schreiben: „Trump weigert sich, seine Steuerunterlagen vorzuzeigen, was alle Kandidaten in den letzten 40 Jahren getan haben. Er hatte gesagt, er mache das nur, wenn Clinton das auch tue. Sie tat es dann, er nicht.“ Sie liegen wieder falsch. Trump hat gesagt, er werde die Steuerunterlagen veröffentlichen, wenn Clinton ihre 30’000 gelöschten Emails veröffentlicht. Das tat sie nicht.
Sie schreiben: „Er versprach, seine ganze Krankengeschichte vorzulegen, wenn seine Konkurrentin das auch tue. Sie tat das (in einem begrenzten Rahmen), er praktisch nicht, er liess nur gerade seine Cholesterinwerte bekanntgeben.“ Sie liegen schon wieder falsch: Er veröffentlichte nicht nur die Cholesterinwerte, sondern auch den Blutdruck, Blutzucker, Calciumwerte, vergangene Hospitalisierungen, eingenommene Medikamente, sowie die Resultate von EKG, Röntgenuntersuch der Lunge und Kolonoskopie.
Sie schreiben: „er verhöhnte eine politische Gegnerin mit indianischen Wurzeln als «Pocahontas»“ Sie liegen erneut falsch. Trump nannte Elizabeth Warren „Pocahontas“, weil diese über ihre indianische Abstammung in einem früheren Wahlkampf log, also gerade keine „Indianerin“ ist!
Von den verächtlichen Kommentaren Hillarys über die Anhänger von Bernie Sanders haben Sie wahrscheinlich auch noch nichts gehört.
Sie schreiben: „Trump widerspricht sich in zentralen Fragen praktisch täglich, mal will er für, mal gegen den Irak-Krieg gewesen sein,“ Sie liegen schon wieder daneben, denn schaut man sich seine Aussagen von 2002 und 2003 an, er war damals Geschäftsmann, nicht Politiker, war er tatsächlich mal eher für, mal eher gegen den Krieg. Auf jeden Fall war er kein Kriegstreiber wie Hillary Clinton, von ihrer Rolle Libyen ganz zu schweigen. Aber das scheint für Sie keine zentrale Frage zu sein.
Sie schreiben: „Beim Besuch in Mexiko spricht er das Thema der Kosten nach eigenen Angaben nicht einmal an.“ Warum sollte er das auch tun? Er ist ja noch gar nicht Präsident und hat kein Verhandlungsmandat.
Sie schreiben: „Die Liste lässt sich beliebig verlängern“ Können Sie das nur sagen, oder können Sie das auch tun?
Sie schreiben: „in einem Punkt allerdings hat Trump seit langem eine klare Linie: Er distanziert sich nicht vom Ku-Klux-Klan oder von der «Aryan Nation».“ Auch hier sind Sie auf einem Auge blind: Oder kennen Sie schon Clintons Lobrede von 2010 auf ein ehemaliges führendes Ku Klux Clan Mitglied?
Sie kritisieren «Fox News», aber scheinen nicht zu wissen, dass die Bosse der meisten anderen grossen US-Sender mit Mitarbeitern des Weissen Hauses oder sogar von Clinton verwandt sind. Und dass Moderatoren, die sanfte Kritik an Clinton äusserten, von CNN und anderen Sendern einfach entlassen wurden.
Sie schreiben zu den sozialen Medien: „Wo Leute – neben viel Interessantem – auch frischfröhlich Lügen, Unwahrheiten, Halbwahrheiten herumbieten, die sich blitzartig weit (und damit lukrativ) verbreiten.“ Wenigstens sassen diese Leute mit ihren Un- und Halbwahrheiten nicht vor einem unserer wichtigsten Mikrofone.
Sie schreiben: „Ohne dass der Laie beurteilen kann, was wovon zu halten ist.“ Immerhin kann der Laie nun beurteilen, was von Ihrem Beitrag hier zu halten ist.
Bonus: Hier könne Sie hören, was Obama 2008 über Clinton zu sagen hatte.
Adrian Frisch
Casper Selg 03. Oktober 2016, 11:36
Besten Dank für die vielen Hinweise.
Ich stütze mich, was die Fakten angeht, auf die Berichterstattung der New York Times und des Economist, mit deren Linie ich bisweilen nicht einverstanden sein mag, deren Fakten aber erfahrungsgemäss sehr gut überprüft sind.
Selbst wenn es so ist, dass auch ein Mitarbeiter von Hillary Clinton in einer Mail den Geburtsort des damaligen Gegenkandidaten Obama in Frage gestellt hat, ändert das doch kein Jota daran, dass Trump und nicht Clinton dieses spektakulär unsinnige Thema während vielen Jahren mit grossem Erfolg auf dem rechten Flügel immer wieder aufgebracht hat.
Auch wenn Trump das Offenlegen seiner Steuerdaten jetzt von Clintons Offenlegen ihrer privaten E-Mails abhängig macht: er hat das ursprüngliche Versprechen nicht eingehalten und legt seine Daten selber eben nicht offen, wie alle anderen in den letzten 40 Jahren das getan haben.
Und so weiter.
Ich wiederhole meine frühere Bemerkung: Ich bin kein Anwalt von Hillary Clinton. Ich hielt deren Kandidatur von Beginn an für problematisch und bin mir sehr wohl bewusst, dass auch sie nicht die lautere Wahrheit verkörpert. Auch sehe ich insgesamt in der Art wie in den USA Wahlkämpfe geführt werden, eine ganz problematische Entwicklung.
Ich meine nur, dass Trump hier noch einmal eine neue Dimension hereingebracht hat.
Und als Letztes in dieser Diskussion: Ich sitze nicht „an einem unserer wichtigsten Mikrofone“. So lange ich bei der SRG angestellt war (!), während fast 40 Jahren, habe ich nicht einen einzigen persönlichen Kommentar zu einem strittigen politischen Thema abgegeben. Keinen.
Adrian Frisch 03. Oktober 2016, 14:22
Lieber Herr Selg,
New York Times und Economist. Ob gut überprüft oder nicht: Alle Ihre obigen Beispiele haben sich nun mal nachweislich als falsch herausgestellt. Liegt’s am Englisch? Oder liegt es vielleicht daran, dass Sie sich für Ihre „Fakten“ auf nur zwei Medien stützen, die sich beide offen zu Clinton und gegen Trump bekannt haben? Auf Englisch nennt man das „echo chamber“.
Geburtsort von Obama: Erstens hat Trump nicht behauptet, Obama sei nicht in den U.S.A. geboren, sondern er hat das vollständige Geburtszertifikat verlangt. Was Obama 2011 dann auch geliefert hat. Und zweitens ist das Thema natürlich nicht „spektakulär unsinnig“, sondern eine zwingende Voraussetzung für jeden Präsidenten (Artikel 2 der Verfassung!). Deshalb hat das Clinton-Team das Gerücht im Wahlkampf ja gestreut. Oder ist etwa alle Kritik gegen Ihre politischen Favoriten automatisch „spektakulär unsinnig“? https://en.wikipedia.org/wiki/Barack_Obama_citizenship_conspiracy_theories#Donald_Trump
Steuerdaten: Wo ist denn dieses „ursprüngliche Versprechen“ von Trump zu finden? Haben Sie die skandalösen Emails von Hillary etwa so stark verdrängt, dass Sie stattdessen einfach „Steuerdaten“ gelesen haben? Und eine Pflicht zur Offenlegung gibt es sowieso nicht. Nochmals zum Nachlesen: http://www.businessinsider.com/donald-trump-tax-returns-hillary-clinton-emails-2016-9
„Und so weiter.“: Bis jetzt haben sich eigentlich alle Ihre Argumente als falsch herausgestellt. Wie soll das bloss weiter gehen?
„habe ich nicht einen einzigen persönlichen Kommentar zu einem strittigen politischen Thema abgegeben.“: Dieses Thema hielten Sie wahrscheinlich auch nicht für „strittig“, oder? Ist es ja auch nicht, solange man sich nur in der Echokammer bewegt.
Adrian Frisch