DOSSIER mit 267 Beiträgen

Vertrauenskrise

Ein Journalist redet mit JournalistInnen. Über Probleme des Journalismus.

Einfacher gesagt als getan, aber deswegen nicht falsch: Raus aus den Redaktionen und mit jenen reden, die das Vertrauen in die Medien verloren haben! «Denn wer ständig damit beschäftigt ist, sich selbst zu finden, dem hört keiner mehr zu», hält Sophie Spelsberg in der taz fest. Sie kritisiert damit die selbstreferenzielle Debatte der letzten Tage als Reaktion auf einen kritischen Zustandsbeschrieb des Journalismus in Deutschland durch den US-Professor Jay Rosen.

Weitere Beiträge aus diesem Dossier

Hoax als Jux oder Medienkritik mit Twitter-Fakes

Der italienische Journalist und Lehrer Tommaso Debenedetti hat ein seltsames Hobby: Er verbreitet Fake News. Für ihn sei das «ein Spiel, ein Amüsement». Für Aufsehen sorgt Debenedetti regelmässig mit von ihm geschaffenen Twitter-Accounts, die auf die Namen prominenter Menschen lauten. So verkündete er im Namen eines amerikanischen Verlegers den Tod des US-Schriftstellers Cormac McCarthy, auch den emeritierten Papst liess er schon ableben. Warum er das mache, wollte «Tagesschau Faktenfinder» wissen. Neben dem Vergnügen sieht Debenedetti sein Tun auch als Medienkritik: «Es ist auch ein Mittel, um die Presse, die Journalisten auf ihre Verantwortung aufmerksam zu machen und vor den Risiken ihres Berufes zu warnen.»

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Wikipedia: erfolgreiche Selbstregulierung

Während sich die grossen kommerziellen Plattformen im Internet, wie Facebook oder Twitter, regelmässig mit mutmasslichen Rechtsverletzungen herumschlagen müssen, kennt Wikipedia dieses Problem nicht. Viele Rechtsverletzungen würden bereinigt, noch bevor eine Beschwerde eingeht, weiss John Weitzmann, Leiter Politik & Recht bei Wikimedia Deutschland. In ihrem Beitrag für das Medienmagazin MMM widmet sich Christiane Schulzki-Haddouti auch der Frage, «wie die Selbstregulierung durch die Community bei Wikipedia aus demokratischer Sicht zu bewerten ist.» In der Wissenschaft wird das kontrovers diskutiert.

Das Vertrauen in die Medien nimmt zu, aber die Entfremdung bleibt

13 Prozent der Bevölkerung Deutschlands fühlen sich von den Medien systematisch belogen. Vor einem Jahr waren es noch 20 Prozent. Diese Zahlen hat die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz ermittelt. Was auf den ersten Blick nach guten Nachrichten aussieht, ist es aber nur bedingt. Denn die Entfremdung zwischen Medien und Publikum bleibt grundsätzlich gross. Ein Viertel der Befragten findet, «dass die Medien Themen, die ihnen wichtig sind, nicht ernst nehmen würden», schreibt Markus Reuter auf Netzpolitik.org. Weiterhin hoch ist auch das Unwissen über die Funktionsweise professioneller Medien. «So ist etwa jeder Zehnte davon überzeugt, dass der Staat überprüfe, ob jemand Journalist werden könne.»

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Erfahrungsbericht: Ich stand im Auge eines «Shit-Tsunami»

Der Journalist Richard Gutjahr war bei der Amokfahrt am französischen Nationalfeiertag 2016 in Nizza zugegen. Eine Woche später, zurück in München, wird er Zeuge des Amoklaufs im Olympia-Einkaufszentrum. Über beide Attentate berichtete Gutjahr für den ARD. Es sollte indes nicht lange dauern, bis aus der Koinzidenz seiner Gegenwart an beiden Schauplätzen und der Tatsache, dass seine Frau aus Israel stammt, üble Verschwörungsgeschichten gestrickt wurden, die bis heute im Netz kursieren. An der TEDx-Konferenz in Marrakesch bot Richard Gutjahr jüngst einen eindrücklichen Einblick über das Leben im Auge eines «Shit-Tsunami».

Sie schlagen die SRG und meinen die Medien

LEITARTIKEL ⋅ Die Gehässigkeit, mit welcher sich die SRG und ihre Angestellten konfrontiert sehen, kaschiert freilich ein Malaise, das tiefer geht. Chefredaktor Stefan Schmid schreibt in seinem Samstagskommentar über die gehässige Stimmung gegen das öffentlich-rechtliche TV und Radio.