SRG: Spardruck im Massagesalon
Zwei Jahre nach der No-Billag-Abstimmung ist die SRG dem Sparfieber verfallen. Dabei war das Resultat doch ein ganz anderes.
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Zwei Jahre nach der No-Billag-Abstimmung ist die SRG dem Sparfieber verfallen. Dabei war das Resultat doch ein ganz anderes.
Es ist noch kein Jahrzehnt her, da waren sich die Verantwortlichen von SRF einig, dass Radio und Fernsehen an unterschiedlichen Standorten betrieben werden müssen. Warum soll das heute nun anders sein?
In absehbarer Zeit wird der SRG-Verwaltungsrat darüber entscheiden, ob die Radioinformation in Bern bleibt oder, wie von der Unternehmensleitung favorisiert, nach Zürich zum Fernsehen zieht. Nach allem, was bisher durchgesickert ist, sieht es danach aus, als sei der Umzug so gut wie beschlossene Sache. Das zu verhindern, versucht eine breite Koalition von Parteien und Betroffenen. In der NZZ meldet sich nun Peter Bertschi zu Wort, der 16 Jahre lang als stellvertretender Chefredaktor von Radio SRF im Studio Bern gearbeitet hatte. Bertschi warnt eindringlich vor den gravierenden Konsequenzen einer Zusammenführung von Radio und Fernsehen an ein und demselben Ort: «Die Erfahrung zeigt, dass eine räumliche Trennung zwischen Radio und Fernsehen SRF diese Meinungsvielfalt gewährleistet. Nur so bleibt eine unterschiedliche Radio- und Fernsehkultur SRF bestehen – verbunden mit einem durchaus sinnvollen inneren Wettstreit.»
Entscheidet sich die SRG für eine Verlegung namhafter Radioredaktionen von Bern nach Zürich, dann wäre das ein deutliches Signal an die Politik, die sich vereint gegen den Studioumzug stellt: Wir lassen uns die Unternehmensstrategie nicht von den Parteien diktieren. Doch das Unabhängigkeitssignal könnte sich schneller zum Bumerang entwickeln, als der SRG lieb ist. Im Rückblick Weiterlesen …
Die Kritik der Verteidiger des Berner Radiostudios ist überzogen. Ihre Argumentation ist teilweise dünkelhaft. Zum Auftrag der SRG gehört es auch, ihre Mittel wirtschaftlich einzusetzen.
Die SRG-Zentralisierungspläne haben in Bern zu Protesten geführt. Der Stadtpräsident spricht von einer Sackgasse.
Prominenz aus allen grossen Parteien und Kulturschaffende wechselten sich auf dem Bundesplatz vor dem Mikrofon ab und verlangten vor allem eines: Dass die SRG ihre Zentralisierungspläne aufgebe.
Es ist der linke, strukturkonservative Abwehrreflex gegen alles Neue und ganz besonders gegen mehr Produktivität. Dass die Protestierenden auch die «Zürcher Arbeitsweise» fürchten, lässt tief blicken. Der Protest legt unfreiwillig die generelle «Berner Krankheit» offen, das Unvermögen, gewachsene Strukturen zu hinterfragen und zu vereinfachen, insbesondere wenn man sich gewöhnt ist, auf Kosten anderer zu leben.