«20 Minuten» steigt bei Keystone-SDA aus
Gaudenz Looser, Chefredaktor «20 Minuten», bestätigt, dass die Pendlerzeitung inskünftig auf die Dienstleistungen der Agentur Keystone-SDA verzichten werde: «Wir steigen per Ende Jahr aus Text und Bild aus.»
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Die Lesetipps dieses Themenbereichs werden kuratiert von Nick Lüthi, redaktion@medienwoche.ch.
Gaudenz Looser, Chefredaktor «20 Minuten», bestätigt, dass die Pendlerzeitung inskünftig auf die Dienstleistungen der Agentur Keystone-SDA verzichten werde: «Wir steigen per Ende Jahr aus Text und Bild aus.»
Es ist der Rohschnitt eines offenen Arbeitskampfs: Der Westschweizer Filmemacher Frédéric Gonseth war beim Streik der SDA-Redaktion vor zwei Wochen mit seiner Kamera dabei und legt nun bereits eine 18-minütige Dokumentaion der Ereignisse vor, welche die Streiktage für Aussenstehende gut erlebbar macht. Neben unkommentierten Sequenzen, vor allem bei Streik- und Protestversammlungen, lässt Gonseth ein halbes Dutzend Akteure des Arbeitskampfs immer wieder zu Wort kommen. Seinen Fokus legt er dabei ausschliesslich auf eine Seite des Konflikts, Unternehmensleitung und Verwaltungsrat kommen nicht vor – wobei das ganz ihrer Rolle während des Streiks entspricht.
Die Redaktion der Schweizerischen Depeschenagentur SDA steht weiterhin mitten in einem ungelösten Arbeitskonflikt wegen einer laufenden Massenentlassung. Schon nächste Woche kann es zum nächsten Ausstand kommen. Eine Zwischenbilanz und eine kleine Streikkunde mit impressum-Geschäftsführer Urs Thalmann. Auf dem Boden im Sekretariat des Berufsverbands impressum steht ein übergrosses Handmegafon. Ein Aufkleber nennt den Zweck des Lautsprechers: Weiterlesen …
Man ahnt es bei einem genaueren Blick in Schweizer Zeitungen und auf News-Sites: Ein Grossteil der Meldungen stammt von der Nachrichtenagentur SDA. Das Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft fög hat untersucht, in welchem Mass die Redaktionen Agenturbeiträge verwenden. Am meisten SDA-Meldungen nutzen die News-Sites der SRG, sowie die Gratiszeitung «20 Minuten». Bei beiden liegt der Anteil bei rund 50 Prozent ihres Inhalts. Aber auch Regionalzeitungen, wie die Basler oder die Berner Zeitung, bestreiten einen Grossteil ihrer Berichterstattung mit Agenturmaterial. «Ein Abbau oder Strategiewechsel hin in Richtung Gewinnmaximierung dürfte deshalb weitreichende Folgen» haben, folgern die Autoren der Studie. Die Frage, welche Strategie die SDA in Zukunft verfolgt, dürfe darum «nicht nur eine medienökonomische Frage sein.»
Die Schweizerische Depeschenagentur SDA ist plötzlich zum öffentlichen Thema geworden. Zu Recht – allerdings vernebelt die Debatte Fehler und Versäumnisse in der Vergangenheit.
Jeder gegen jeden und alle gegen sich selbst: Der Streik bei der Nachrichtenagentur SDA zeigt die ganze Misere der Schweizer Verlage. Und erzählt die Geschichte eines Totalversagens.
Nachrichtenagenturen sind heute auch Social-Media-Filter, Technikdienstleister und Innovationsplattformen. Das ändert nichts an ihrem Selbstverständnis als neutrale Grundversorger im globalen Mediengeschäft. Ein Blick in den Maschinenraum von weltweit führenden Anbietern wie AP, AFP, dpa, Reuters und Xinhua. Nachrichtenagenturen sind die Grundversorgungsnetze im Journalismus. Sie verfassen täglich hunderte, ja tausende von Meldungen, mit denen Zeitungen ihre Nachrichtenspalten Weiterlesen …
Die Schweizerische Depeschenagentur, deren Redaktion wegen einer anstehenden Massenentlassung seit drei Tagen im Streik steht, blickt auf eine lange Geschichte zurück: 1894 gründeten Schweizer Zeitungen die SDA, weil sie nach einer Alternative zu den kostspieligen Verträgen mit ausländischen Agenturen suchten. «Die Gründungsmitglieder verzichteten ausdrücklich darauf, mit der Agentur Gewinne zu erzielen. Allfällige Überschüsse sollten vor allem in den Ausbau des Nachrichtendienstes fliessen», schreibt Martin Stohler in einem kurzen historischen Abriss zur SDA in der Tageswoche. Genau dieses Prinzip wird heute in Frage gestellt. Der aktuelle CEO sieht die Aufgabe der Agentur darin, Gewinne zu machen.