von Redaktion

The Good, The Bad & The Ugly XVIII

Freie Dokumente, SRF-Transformation, Weltwoche Daily

The Good – Freie Dokumente: Looking at you, Luzern!

Endlich. Die Einsicht in Dokumente der Bundesverwaltung soll künftig kostenfrei sein, hat der Bundesrat gestern beschlossen. Für alle Personen – unabhängig davon, ob sie ein begründetes Interesse vorweisen können.

Anders als es die Vorlage der Staatspolitischen Kommission vorsieht, die bald ins Parlament geht, möchte der Bundesrat aber weiterhin eine «Ausnahmeregelung» für besonders aufwändige Gesuche. Die Regierung verteidigt diese Haltung damit, dass etwa die Zulassungsdossiers von Arzneimitteln manchmal «mehrere hundert Bundesordner umfassen».

Grundsätzlich tritt der Bundesrat aber entschieden für diese Stärkung des Öffentlichkeitsprinzip ein: «Das Öffentlichkeitsprinzip ist die Grundlage für die Teilnahme der Bevölkerung an der demokratischen Willensbildung und soll das Vertrauen in den Staat sicherstellen.» Hoffentlich lesen das auch die Politiker*innen im Verdunkelungskanton Luzern. Luzern ist der einzige Kanton, in dem es momentan nicht mal Bestrebungen gibt, das Öffentlichkeitsprinzip einzuführen. (Benjamin von Wyl)

The Bad – SRF: Transformation ohne Transparenz

Das Ziel ist hoch gesteckt, der Fahrplan eng getaktet. Schweizer Radio und Fernsehen SRF will sich unter Spardruck neu erfinden. Was auch heisst: Weniger Personal muss mehr leisten. Das Rezept kommt einem aus der privaten Medienwelt bekannt vor.

Dabei gibt die SRF-Spitze nicht gerade ein gutes Bild ab im anrollenden Transformationsprozess. Die Führung schafft es nicht, das Personal mitzunehmen. Sparentscheide, die beim Publikum für Kopfschütteln sorgen, wie die Einstellung starker und etablierter Sendungen, verstehen auch die eigenen Leute nicht.

Die Versprechen von SRF-Direktorin Nathalie Wappler, partizipativ führen zu wollen und die Hierarchien flach zu halten, entpuppen sich je länger je mehr als Schönwetterfloskeln. Das zeigt sich auch beim diese Woche mitgeteilten Stellenabbau. Im kommenden Jahre streicht SRF 210 Vollzeitstellen, in einer ersten Tranche im Januar die ersten 66 davon.

Das Konsultationsverfahren, zu dem SRF aufgrund der Massenentlassung gesetzlich verpflichtet ist, sei eine «Alibi-Übung», kritisiert die Gewerkschaft SSM. Mit dem Verweis auf den grossen Zeitdruck ging SRF gar nicht erst auf Vorschläge ein, welche die Situation für die zu Entlassenden entschärft hätten.

Die Irritation beim Personal ob des forschen Vorgehens rührt massgeblich von mangelnder Transparenz her zur finanziellen Situation von SRF. Muss das Personal unnötig bluten, weil anderswo Geld verlocht wird? Eine (von vielen) Fragen, welche die SRF-Spitze beantworten muss, wenn sie das Vertrauen der Basis nicht komplett verlieren will. (Nick Lüthi)

The Ugly – Weltwoche Daily: Reichweite mit Fake News

Roger Köppel tritt täglich in komplett anderem Kleidungsstil vor die «Weltwoche Daily»-Kamera. Er strengt sich an. Auch seinen Mannen und Katharina Fontana fordert Köppel einiges ab: Seit zwei Wochen schreiben sie Kurzbeiträge zum Tagesgeschehen als Gratis-Stoff fürs Internet. Die meisten Texte gehen unter. Fontanas Kommentar zur Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» wurde genau null Mal auf Facebook geteilt oder mit einem Like versehen. Auch auf Twitter kommt der neue, rechte Gratis-Journalismus kaum vor.

Die Zusatzplackerei verschaffte der «Weltwoche» erst dann nennenswert Reichweite, als ein Beitrag Falschinformationen enthielt. Christoph Mörgelis Behauptung, der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger besuche Restaurants in den Nachbarkantonen und foutiere sich um die dortigen Corona-Massnahmen, hat auf Facebook über 250 Reaktionen erhalten. Der Beitrag verbreitet sich auch weiter, nachdem Engelbergers Departement die Behauptungen dementiert hat.

Der Journalist Peter Knechtli hat erkannt, dass Mörgeli seine humoristische Gedankenspielerei auf Onlinereports.ch für bare Münze nahm. Auf Anfrage der MEDIENWOCHE gibt Mörgeli zu, dass er «eine missverständliche Interpretation einer glossenhaft gemeinten Aussage» getroffen habe. Für den Restaurantbesuch im Kanton Solothurn habe er hingegen «glaubwürdige Zeugen».

Trotz des Eingeständnisses ist der «Weltwoche Daily»-Beitrag weiterhin unverändert. «Die Weltwoche hält an ihrer Darstellung fest.» Bei aller Extraarbeit: Die Bemühung um Wahrheit ist dann doch zu viel Aufwand. (Benjamin von Wyl)