von Miriam Suter

The Good, The Bad & The Ugly CVII

Edition Moderne, Dominic Deville, Markus Somm

The Good – Gelebte Sozialpartnerschaft

Wenn es schon die grossen Verlage nicht schaffen, dann wenigstens ein kleiner. Die Gewerkschaft Syndicom und der renommierte Comicverlag Edition Moderne haben sich gemeinsamen auf einen sogenannten Basisvertrag für die selbständigen Zeichner:innen und Illustrator:innen geeinigt. Diese Lösung komme einem Gesamtarbeitsvertrag gleich und zeige, dass tarifvertragsähnliche Lösungen auch für Selbständige möglich sind.

«Es ist ein starkes Zeichen und ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen Branche, dass sich auch Selbständigerwerbende zusammenschliessen, um kollektiv zu verhandeln», so Rina Jost, Illustratorin und Mitglied der Verhandlungsdelegation. Somit hat Syndicom mit der Edition Moderne erreicht, was mit den grossen Medienunternehmen seit 18 Jahren hängig ist; aber immerhin spricht man miteinander. «Der Verlegerverband ist aktuell in Gesprächen mit den Arbeitnehmerorganisationen über einen GAV für Journalistinnen und Journalisten. Inwieweit hierbei auch selbständige Mitarbeiter berücksichtigt wären, ist Gegenstand der laufenden Diskussionen», schreibt Geschäftsführer Stefan Wabel auf Anfrage.

The Bad – Dominic Deville hört auf

Der ehemalige Kindergärtner und Punkmusiker Dominic Deville stand an einem Sonntagabend Ende Mai 2016 mit der nach ihm benannten Late-Night-Show zum ersten Mal vor der SRF-Kamera. Seitdem blicken er und sein Team mit Ironie auf das politische Geschehen in der Schweiz. Erst vor wenigen Wochen wurde der 47-Jährige mit dem Salzburger Stier ausgezeichnet, dem renommiertesten Kabarettpreis im deutschsprachigen Raum.

Es ist das verflixte siebte Jahr für die Crew: Deville will sich nun vermehrt um eigene Projekte kümmern. Das Format wird mit der Frühlingsstaffel 2023 nach über 150 Folgen beendet. Nach einer Pandemie, vier Jahren Trump und gefühlt 38 Bundesratsmitgliedern sei es an der Zeit, «das scharfe Schwert der Satire sinken zu lassen». Zumindest bei SRF: «Aber es gibt noch so viel zu tun abseits der Fernsehkameras, das ich ab Sommer 2023 angehen möchte und für das bisher schlicht die Zeit fehlte. Darauf freue ich mich sehr. Und darauf, irgendwann wieder unverhofft aufzutauchen. Seien Sie also gewarnt!», wird Deville im SRF-Medienportal zitiert. Eines der prägendsten und stärksten Satire-Formate im Schweizer Fernsehen wird also beendet – ein herber Verlust. Die Nachfolge ist noch nicht geklärt; und die Suche dürfte sich schwierig gestalten bei solch grossen Fussstapfen.

The Ugly – Markus Somm und die (Real)satire

Der sonst wenig auskunftsfreudige Markus Somm gewährte persoenlich.com ein ausführliches Interview zum 20-monatigen Bestehen von nebelspalter.ch. Zwar erkannte Somm im Gespräch endlich, dass der Nebelspalter eigentlich eine grossartige Satire-Marke wäre – er räumt aber auch ein, dass es für ein Rebranding nun ein bisschen zu spät sei. Bemerkenswert ist aber vor allem, was Markus Somm zum Schweizer Presserat zu sagen hat. Kontext: Daniel Wahl, ehemaliger BaZ-Reporter, stösst neu zum Nebelspalter. Wahl wurde rekordverdächtige neunmal vom Presserat gerügt, unter anderem weil er Tonaufnahmen eines 8-jährigen missbrauchten Mädchens veröffentlicht hatte.

Auf die Frage, ob dies kein Hinderungsgrund gewesen sei, jemanden wie Wahl anzustellen, antwortet Somm: «Den Presserat nehme ich überhaupt nicht ernst. Es ist eine einseitige, gewerkschaftsnahe linke Organisation, die nichts anderes macht, als alle Medien, die nicht ihrem ideologischen Vorurteil entsprechen, zu bekämpfen.» Der Presserat sei überflüssig. Wenn also Daniel Wahl viele Beschwerden beim Presserat habe, spreche das nicht gegen ihn: «Er war einer der besten Lokalreporter bei der Basler Zeitung – er ist eine grosse Nummer. Daniel Wahl passt als ehemaliger Lehrer bei uns sehr gut ins Dossier ‹Bildung›.»

Heisst das also: Für ein Rebranding zum Satire-Medium ist es doch nicht zu spät?