AUF DEM RADAR

Täglich lesen, was die Medien bewegt.
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Von Montag bis Freitag vier aktuelle Lektüretipps aus schweizerischen und internationalen Publikationen zum Medienwandel. Ausgewählt und kommentiert von Nick Lüthiredaktion@medienwoche.ch Jetzt auch als Newsletter abonnieren.

Medien in Männerhand, Wirtschaft in Männerhand

Patrizia Leari kennt die Männerdominanz aus eigener Erfahrung: Auf Medienkonferenzen ist die Wirtschaftsjournalistin von SRF regelmässig die einzige Frau, woraus sie logischerweise schliesst: «Wirtschaftsjournalismus ist fest in Männerhand.» Und das habe Folgen für die Berichterstattung: «Und Männer schreiben wiederum vor allem über Männer.» Und das wiederum wirke sich auf die Wirtschaft insgesamt aus: «Die Folge dieser Medienwelt ist, dass sich auch in der Wirtschaftswelt nichts ändert. Wer unsichtbar ist, kommt nirgendwo hin.»

Ein Versuch, das politische Lobbying in Bundesbern zu begreifen

Eine «Kontext»-Sendung von SRF 2 Kultur nähert sich aus verschiedenen Richtungen dem Lobbying in der schweizerischen Bundespolitik an. Neben Parlamentsmitgliedern aus allen Regierungsparteien, quasi die Zielpersonen des Lobbyings, kommt mit Andreas Hugi auch einer der wichtigsten Lobbyisten in Bundesbern zu Wort. Kritische Einordnungen gibt es zudem vom Politologen Claude Longchamp und von Céline Graf vom Verein «Lobbywatch».

Erfolgloses Experiment beenden

Mit den neuen Radiozahlen wurde auch wieder einmal deutlich, wie gross das Gefälle ist zwischen den Top-Programmen und den Nischenangeboten der SRG. Während täglich rund 1,4 Millionen Menschen in der Schweiz Radio SRF 1 hören, schalten nur gerade 64’000 Personen den Jugendsender «Virus» ein. Pierre Rothschild, ehemaliger TV-Unternehmer, fordert darum auf persoenlich.com., dass im Rahmen der laufenden Sparbemühungen der SRG nicht nur TV-Sendungen abgeschafft, sondern auch ein erfolgloser Radiosender wie «Virus» eingestellt werden sollte: «Hier darf man – nach so vielen Jahren und heute im Schatten der Internet-Radios – ein Experiment beenden. Ohne Wenn und Aber.»

Netflix verzichtet auf Nutzerkommentare

Auf dem Streamingportal von Netflix konnte man bisher seine persönliche Filmkritik veröffentlichen. Allerdings nur in der wenig genutzten Browser-Version und auch dort noch gut versteckt. Wirklich gefördert wurde das Feature nicht. Wegen der geringen Nutzung schliesst nun Netflix den Kommentarbereich per Ende Juli und löscht die bisherigen Einträge.

Weitere Beiträge dieser Woche

Ist Cervelat-Gate ein Cervelat-Fake?

SVP-Nationalrat Andreas Glarner hatte die Schlagzeilen der Medien auf sicher, als er in einem seiner berüchtigten Facebook-Postings davon berichtete, wie ihn eine Mutter aus dem Aargau anrief und sich beschwerte, dass ihr Kind keine Cervelat-Wurst am Schulfest auf den Grill legen dürfe – aus Rücksicht auf muslimische Mitschüler. Ob es diese Mutter wirklich gibt, weiss bis heute niemand. Nun kommt das Online-Satire-Format «Beta-Show Deluxe» und behauptet: Wir haben Glarner angerufen! Cervelat-Gate als Cervelat-Fake. Überprüfen lässt sich freilich auch das nicht. Es liegt darum genauso die Vermutung auf der Hand, dass die Satiriker als Trittbrettfahrer aufgesprungen sind, zumal sie den Fake-Anruf nirgends dokumentiert haben.

Kosten senken ist keine weitsichtige Strategie

Stéphane Benoit-Godet, Chefredaktor der Westschweizer Zeitung «Le Temps» (Ringier/Axel Springer), wirft einen kritischen Blick auf die Unternehmensstrategie des Zürcher Medienunternehmens Tamedia. Aktueller Anlass ist die bevorstehende Einstellung der gedruckten Ausgabe der Tageszeitung «Le Matin». Der Konzern fokussiere nur auf die Kosten und sei unfähig zur Innovation: «Wenn der Umsatz sinkt, ist eine sofortige Massnahme, die Kosten zu senken. Dies ist keine langfristige Strategie. Wenn das Geschäft strukturell schrumpft, können Sie die Schere nicht alle 18 Monate hervornehmen.»

Thailand vs. Mittelmeer: Professor Haller erklärt den Unterschied

Warum berichten Medien derzeit intensiv über das Höhlendrama in Thailand und lassen das Flüchtlingssterben im Mittelmeer links liegen? Medienforscher Michael Haller erklärt auf SRF 4 News, was die Höhlengeschichte so attraktiv macht: «Dadurch, dass es so weit weg ist, betrifft es die Menschen hier nicht unmittelbar. Es sind Dramen, die sich so erzählen lassen: Können wir Menschen gegen die höheren Mächte und die Naturgewalten am Ende doch obsiegen? Gibt es ein Happy End oder wird es eine Tragödie werden? Es sind sozusagen archetypische Geschichten, wie wir sie uns von der Antike bis heute immer wieder erzählen wollen.»

Waren Sie schon mal auf dem Mond? Eben.

Der Klassiker unter den Verschwörungstheorien ist jener von der inszenierten Mondlandung. Es gibt bis heute Menschen, die tatsächlich glauben, bisher sei noch gar niemand zum Erdtrabanten geflogen, ja, Weltraumfahrt sei prinzipiell gar nicht möglich. Wie kommt das? Der Physiker und Wissenschaftserklärer Florian Aigner liefert eine Antwort: «Unwissenheit ist manchmal sehr hilfreich: Man muss nur ausreichend wenig von Geometrie verstehen, und schon kann man auch bei Tante Ernas Hochzeitsfoto zweifellos nachweisen, dass es keinesfalls von diesem Planeten stammen kann.»